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Kochen und Alltag: Immer weniger Menschen finden Zeit zum selber Kochen

Kochen und Alltag

Immer weniger Menschen finden Zeit zum selber Kochen

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     Regionales Wintergemüse gibt es in großer Vielfalt. Doch nur ein Teil der Menschen wissen damit kreativ zu kochen.
    Regionales Wintergemüse gibt es in großer Vielfalt. Doch nur ein Teil der Menschen wissen damit kreativ zu kochen. Foto: Die Hauswirtschafterei

    Vegetarier, Veganer, Frutarier: Wer isst eigentlich was?

    Vegetarier verzichten bei ihrer Ernährung auf Fleisch bzw. auf alle Lebensmittel, für die ein Tier sterben musste. In Deutschland leben rund 3,7 Prozent der Bevölkerung vegetarisch.

    Flexitarier wollen gegen die Massentierhaltung protestieren - allerdings ohne ganz auf Fleisch zu verzichten. Die Flexitarier achten verstärkt darauf, was für Fleisch ihnen auf den Teller kommt.

    Die Pescetarier: Fleisch nein, Fisch ja! Daher leitet sich auch ihr Name ab: Das italienische "pesce" bedeutet Fisch. Ihr Hauptanliegen ist es, ein Zeichen gegen unwürdige Haltung von Landtieren zu setzen.

    Der Rohköstler verzichtet darauf, sein Essen zu kochen. Rohkost kann vegetarisch sein, muss es aber nicht. Wichtig ist nur das fehlende Erhitzen der Lebensmittel.

    Veganer lehnen alle Lebensmittel aus tierischer Herkunft ab. Damit wollen sie ein Zeichen gegen das Ausnutzen von Nutztieren setzen. Der Veganer verzichtet also nicht nur auf Fleisch, sonder auch auf alle anderen Lebensmittel, die von Tieren stammen.

    Frutarier ernähren sich nur von pflanzlichen Lebensmitteln. Hinzu kommt aber, dass für ihr Essen die Pflanze nicht beschädigt werden darf. Kartoffeln und Rüben dürfen nicht gegessen werden, weil bei der Ernte die ganze Pflanze zerstört wird.

    Freeganer versuchen kostenlos zu leben und sich auch kostenlos zu ernähren. Sie suchen beispielsweise in Supermarktabfällen nach abgelaufenen Joghurts oder Obst. Die meisten von ihnen leben zusätzlich vegetarisch. Mit ihrer Lebensweise wollen die Freeganer auf Verschwendung, Überfluss und vor allem auf die weltweite Armut hinweisen.

    Kochen Sie noch? Und was heißt kochen für Sie eigentlich? Eine Suppe verfeinern? Einen Salat anrichten? Den Thermomix bedienen? Oder muss es ein mehrgängiges Menü sein? Eben – unter Kochen kann man vieles verstehen. Fest steht aber, dass im Alltag immer weniger gekocht wird. Zu diesem Ergebnis kommt nicht nur eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung zusammen mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Auch Heidrun Schubert von der Verbraucherzentrale Bayern beobachtet schon länger, dass immer weniger Menschen selbst kochen. „Wir ernähren uns alle, viele kochen und genießen aber kaum noch regelmäßig.“

    Heute muss es in der Küche meist schnell und einfach gehen. Denn die Menschen haben immer weniger Zeit zum Kochen. Das sagt Denis Kolesnikov. Er ist nicht nur Koch. Er gibt auch Kochkurse an der Volkshochschule (VHS) Augsburg. Und Kochkurse laufen sehr gut, erzählt Gabriele Lindstedt, Fachbereichsleiterin an der VHS. „Der Steakkurs ist der beliebteste von meinen Kursen“, sagt Koch Kolesnikov. Aber auch sein „Weihnachtsmenü mit Bauernente“ sei stets ausgebucht. Denn das Interesse ist schon vorhanden, spürt Kolesnikov. Aber die Zeit eben knapp. Daher ist dem 31-Jährigen eine schnelle und gleichzeitig gesunde Küche so wichtig. Denn er weiß: Man kann mit frischen Zutaten rasch leckere Gerichte kreieren. Regionales und frisches Gemüse wählen, je nach Geschmack ein Töpfchen Thymian,

    Oregano, Schnittlauch oder Basilikum mitnehmen, das Fleisch immer vom Metzger kaufen – das sind einige seiner Tipps, wenn er nach Einkaufsregeln gefragt wird. Fertigprodukte braucht es seiner Meinung nach auch für die schnelle Küche nicht. Keine Zeit als Argument für Fastfood und Fertiggerichte lässt Ernährungsberaterin Schubert allerdings nicht gelten. Denn fürs Fitnesscenter oder andere Freizeitaktivitäten würden die Menschen doch auch Zeit finden. „Nein, vielen ist einfach alles andere wichtiger“, sagt Schubert. Auf der Strecke bleiben ihrer Ansicht nach nicht nur das Können – gerade Kinder und Jugendlichen fehle in Familien, in denen nicht mehr gekocht wird, heute eine wichtige „Alltagskompetenz“. Auch die Kreativität, die Wertschätzung für Lebensmittel und nicht zuletzt Traditionen und die Geselligkeit gingen verloren.

    Kleine Häppchen sind immer teuer

    Hoch im Kurs stehen dagegen mundgerechte Lebensmittel, Halbfertiges und Fertiges. „Das gilt vielen auch als modern“, sagt Schubert. Dabei müsse jedem klar sein, dass Vorgefertigtes wie etwa klein geschnittenes Obst, die Karottenstifte, die Käsehäppchen meist wesentlich teurer ist, „denn die Hersteller lassen sich jeden Schritt bezahlen“. Und auch der Gesundheitsfaktor ist nicht außer Acht zu lassen: Viele vorgefertigte oder fertige Mahlzeiten enthalten nach Einschätzung von Schubert viel mehr Zucker und Fett, als man selbst dafür verwenden würde. Anhand eines Beispiels könne das jeder überprüfen: Einfach einmal einen Milchreis kochen und prüfen, wie viel Zucker man selbst braucht und wie viel im fertigen Produkt enthalten ist. „Oder Sie vergleichen die Zutaten und Zusatzstoffe einer Pizza aus dem Supermarkt mit einer selbst gemachten“, sagt die Ernährungsberaterin. „Ein wenig Planung ist fürs Kochen allerdings schon nötig“, räumt Schubert ein und gibt Einsteigern folgende Tipps:

    • Sammeln Sie Rezepte, die leicht nachzumachen sind und Ihren Geschmack treffen.
    • Planen Sie ein paar Tage im Voraus. Durchforsten Sie Ihren Vorratsschrank und schreiben Sie eine Einkaufsliste der Lebensmittel für die nächsten Tage.
    • Markieren Sie im Kalender Ihre persönlichen Kochtage. Steigern Sie sich langsam.
    • Kaufen Sie nur saisonal und möglichst regional ein.
    • Schenken Sie einen Kochkurs oder wünschen Sie sich einen.
    • Laden Sie Freunde oder Nachbarn zum gemeinsamen Kochen ein.

    Denn gerade der Austausch von Rezepten ist für eine Gesellschaft wichtig. Koch Kolesnikov fürchtet, dass die Spezialitäten aus Bayerisch-Schwaben wie Krautkrapfen oder Dampfnudeln verloren gehen. Der gebürtige Ukrainer, der mit 17 Jahren nach Deutschland kam und hier seine Ausbildung zum Koch absolvierte, arbeitet gerade an einem neuen Kochbuch, das die ukrainische Küche vorstellt. Kochen mit regionalen Zutaten stärkt seiner Meinung nach die Identität. Auch das ist für ihn ein Grund, das Wissen und Können in der Küche zu pflegen. Er kann nicht verstehen, dass so viele Menschen ihre Entscheidungsfreiheit, was sie essen, einfach an die Lebensmittelhersteller abgeben: „Wir werden von der Industrie geführt“, sagt der Familienvater. „Und wir werden von ihr immer fauler gemacht und abhängiger.“

    Diese Tricks machen Kochen effektiv und schnell

    Zeit also, wie Ernährungsberaterin Schubert rät, „im Trainingslager Küche wieder ein paar Muskeln aufzubauen – ganz ohne Aufnahmegebühr und Vertragsbindung, dafür aber mit jeder Menge Spaß und Genuss“. Dass sich dabei kein Mensch mehr mit stundenlangem Auskochen von Knochen für eine perfekte Bratensoße herumquälen muss, beweist Kolesnikov: Der Koch nimmt geräucherten Speck statt Knochen. Und seine Käsesoße müsse man nicht mehr 20 Minuten rühren: „In fünf Minuten ist sie fertig“, betont er. Das Geheimnis? Er verwendet unter anderem Frischkäse.

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