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Steinbrücks Stinkefinger: Sagt mehr als tausend Worte: Der Ursprung des bösen Fingers

Steinbrücks Stinkefinger

Sagt mehr als tausend Worte: Der Ursprung des bösen Fingers

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    Eindeutig zweideutig. Was Oliver Kahn mit dieser Fingerhaltung wohl sagen möchte?
    Eindeutig zweideutig. Was Oliver Kahn mit dieser Fingerhaltung wohl sagen möchte? Foto: MAGICS-Peter Schatz / Strassmair

    Den Mittelfinger nach oben gerichtet, die restlichen Finger zur Faust geballt. Gerne auch Zeige- und Ringfinger leicht eingeknickt oder den Unterarm lässig angewinkelt. Die Ausführung des sogenannten Stinkefingers fällt je nach Region und Kultur verschieden aus.

    Doch die Absicht, die dahinter steckt, dürfte überall dieselbe sein. In Deutschland erfüllt das Zeigen des Stinkefingers den Tatbestand der Beleidigung nach § 185 StGB. Bekommt ein Polizist diesen Gruß zu Gesicht, droht in aller Regel eine Anklage. Verkehrsteilnehmer müssen bei einer darartigen Haltung im Straßenverkehr gar mit fünf bis sieben Punkten in Flensburg rechnen.

    Wissenschaftler vermuten einen sexuellen oder martialischen Hintergrund

    Woher der "Stinkefinger" kommt, lässt sich nicht ohne Weiteres erschließen. Womöglich als eine Errungenschaft der Antike besteht er schon seit über 2000 Jahren. Damals war er als "digitus impudicus", als unzüchtiger Finger, berüchtigt gewesen und Symbol für ein erigiertes Glied. Auch Dr. Bernhard Goodwin, Kommunikationswissenschaftler der Ludwigs-Maximilans-Universität München, bestätigt: "Der ausgestreckte Mittelfinger ist ein Phallus-Symbol."

    Einer anderen Theorie zufolge war es die Geste englischer Langbogenschützen gegenüber französischen Soldaten zur Zeit des Hundertjährigen Krieges, allerdings den Zeigefinger hinzugenommen. Sie signalisierten damit, dass sie den Franzosen entkommen waren. Denn gefangenen Bogenschützen wurden der Zeige- und der Mittelfinger, die zum Bogenschießen notwenig sind, abgetrennt. Noch heute gelten Zeige- und Mittelfinger bei dem Körper zugewandter Handfläche in Großbritannien als schwerwiegende Beleidigung. Vorsicht also, wenn sie bei einem Aufenthalt auf der Insel lässig zwei Bier bestellen wollen!

    Ein weiteres Fingerglied mit weltweit unmissverständlicher Bedeutung ist der Daumen. Zeigt er nach oben, signalisiert er Freundschaft oder auch absolutes Wohlbefinden. Genau wie damals in der römischen Gladiatoren-Arena, als das Daumen-hoch oder -runter des Kaisers den Kampf beendete. Je nach Haltung stand der Tod oder das Geschenk der Freiheit bevor.

    Kalte Schulter für bösen Finger

    Steinbrück hätte auf die Fragen des SZ-Magazins  wohl besser mit einem gleichgültigen Schulterzucken reagiert. Für die Bundestagswahl bestünde dann eher weiterhin die Chance auf das siegreiche "Victory"-Symbol bei entsprechendem Ergebnis.

    Stattdessen, so befürchten Politologen, zeigt die potentielle Wählerschaft Herrn Steinbrück nun die kalte Schulter, die Konkurrenz dürfte euphorisch in die Hände klatschen. Und am Ende senkt sich womöglich für den Kanzlerkandidaten, der vielleicht nur volksnah und natürlich erscheinen wollte, der Daumen.

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