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Cannabis auf Rezept: Bei welchen Krankheiten Cannabis eingesetzt werden kann

Cannabis auf Rezept

Bei welchen Krankheiten Cannabis eingesetzt werden kann

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    Cannabis-basierte Medikamente können bei rund 50 Krankheiten beziehungsweise Symptomen helfen.
    Cannabis-basierte Medikamente können bei rund 50 Krankheiten beziehungsweise Symptomen helfen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild)

    Das gibt es im Bundestag selten: Die Opposition lobt die Regierung, und am Ende beschließen alle zusammen ein Gesetz. Am Donnerstag hat es das gegeben, und zwar bei einem Thema, das schon oft strittig diskutiert worden ist - Cannabis als Medizin. Cannabis wurde als Medizin freigegeben, zur Schmerztherapie wird es zukünftig erlaubt sein.

    Wer soll Cannabis künftig bekommen?

    Schwerkranke, aber eine exakte Definition der Krankheitsbilder gibt es im Gesetz nicht. Cannabis kann etwa helfen gegen Spastiken bei Multipler Sklerose, gegen chronische Schmerzen bei Neuropathie, Rheuma, Multipler Sklerose oder Krebs. Wirksam ist es auch bei Appetitlosigkeit wegen AIDS, Krebs oder Alzheimer, bei Übelkeit infolge von Chemotherapien oder beim Tourettesyndrom, einer Nervenkrankheit.

    Freigabe von Cannabis: Wie kommen Patienten an die Droge?

    Wie kommen die Patienten an Cannabis?

    Ein Arzt kann Cannabis auf Kosten der Krankenkassen verschreiben, wenn eine - laut Gesetz - "nicht ganz entfernt liegende Aussicht" auf eine positive Wirkung besteht. Er muss - anders als ursprünglich vorgesehen - zuvor nicht alles andere probiert haben. Der Medizinische Dienst der Kassen muss die Therapie genehmigen, hat dafür aber nur drei Tage Zeit. Die Patienten müssen - anonym - ihre Therapiedaten zur weiteren Erforschung der Cannabiswirkung zur Verfügung stellen.

    Das sollten Sie über Cannabis wissen

    Ausgangsquelle für Haschisch und Marihuana ist die Hanfpflanze "Cannabis sativa". Besonders stark konzentriert ist der Wirkstoff THC im Harz der Blüte, das als Haschisch konsumiert wird.

    Marihuana ist eine Mischung aus getrockneten Blättern, Blüten und Zweigen.

    "Hasch" wird geraucht, als Tee aufgebrüht oder in Nahrungsmitteln verarbeitet - gerne in Plätzchen.

    Häufiger starker Konsum kann nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen zur psychischen Abhängigkeit führen.

    Cannabis-Produkte werden seit Jahrhunderten zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt - manche Patienten dürfen Cannabis inzwischen legal verwenden.

    Cannabis gehört nach dem deutschen Betäubungsmittelgesetz zu den illegalen Suchtmitteln. Besitz, Anbau und der Handel sind verboten.

    Das Betäubungsmittelgesetz sieht Geldstrafen oder bis zu fünf Jahre Haft vor.

    Beim Umgang mit "nicht geringen Mengen" - bei Haschisch und Marihuana 500 Konsumeinheiten liegt die Höchststrafe bei 15 Jahren.

    Für "Gelegenheitskiffer" kennt das Gesetz die Untergrenze der "geringen Menge" zum Eigenverbrauch. Die Staatsanwaltschaft kann dann von einer Strafverfolgung absehen.

    Wie war das bisher?

    Bereits 1.020 Patienten haben eine Sondergenehmigung für Cannabis vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). In der Regel müssen sie die Kosten aber selbst tragen. Zwei Patienten wurde zudem die Erlaubnis für den Eigenanbau von Cannabis erteilt.

    Dürfen Patienten künftig Hanf etwa auf dem Balkon anbauen?

    Nein. Den Anbau soll eine beim BfArM angesiedelte Cannabisagentur regeln, sie soll den Cannabis dann kaufen und an Hersteller und Apotheken abgeben. Zuerst wird auf Importe zurückgegriffen. Ein BfArM-Sprecher sagte aber, die Einrichtung der Agentur werde schon vorbereitet. "Ziel ist es, dass die Cannabisagentur ohne Verzögerung ihre Arbeit aufnehmen kann, wenn das Gesetz in Kraft tritt." Das soll im März sein.

    Cannabis zur Schmerztherapie: Welches Risiko birgt die Pflanze?

    In welcher Form bekommen die Patienten Cannabis?

    Als getrocknete Cannabisblüten oder als Extrakt. Öl aus Hanfpflanzen kann über eine Vorrichtung inhaliert werden. Mediziner berichten, dass manche Patienten angeben, Cannabis helfe ihnen am besten, wenn sie es rauchen. Bereits auf Rezept verfügbar sind Fertigarzneimittel auf Cannabis-Basis. 

    Wenn Bananen überreif und braun werden, mag sie oft keiner mehr essen. 35 Stück davon enthalten aber so viel Alkohol wie fünf kleine Gläser Bier. Schuld ist die Gärung. 
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    Drogen und Alkohol sind Rauschmittel, das weiß jeder. Aber auch in unserer Nahrung stecken mitunter gewisse Substanzen. Damit sie wirken, muss man aber einiges davon essen.

    Wird Cannabis wegen des Gesetzes nun massenhaft verbreitet?

    Nein, Mediziner schätzen, dass die Patientenzahlen zwar nach oben gehen, aber es im Ganzen doch Einzelfälle bleiben. Am Verbot von Hanf als Rauschmittel für den Freizeitkonsum rüttelt der Gesetzgeber nicht.

    Ist Cannabis ohne Risiko für die Patienten?

    Nein, allerdings herkömmliche Therapien auch nicht. Cannabis kann abhängig machen, in seltenen Fällen in eine Psychose führen, außerdem können trockener Mund, Übelkeit, Schwindel und Müdigkeit auftreten. Vieles über die medizinischen Wirkungen ist noch nicht erforscht. dpa

    Mehr dazu:

    Bundestag beschließt Freigabe von Cannabis auf Rezept

    Für diese Patienten gilt Cannabis als Medikament als sinnvoll

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