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Konjunktur: Deutsche Wirtschaft erlebt jetzt einen Dämpfer

Konjunktur

Deutsche Wirtschaft erlebt jetzt einen Dämpfer

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    Container liegen zur Abfertigung an einem Terminal im Hamburger Hafen. Die deutsche Wirtschaftsleistung schrumpft.
    Container liegen zur Abfertigung an einem Terminal im Hamburger Hafen. Die deutsche Wirtschaftsleistung schrumpft. Foto: Axel Heimken, dpa

    Erstmals seit rund dreieinhalb Jahren ist die deutsche Wirtschaftsleistung geschrumpft. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ging das Bruttoinlandsprodukt zwischen Juli und September gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent zurück. Der Chef-Volkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sagte gegenüber unserer Zeitung: „Das Wachstum verlangsamt sich nun spürbar.“ Das Bankhaus hat seine Wachstumsprognose für dieses Jahr daher von 1,8 auf 1,5 Prozent zurückgenommen. Von einer Rezession sprechen Ökonomen aber erst, wenn die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen nicht wächst oder sinkt.

    Die deutsche Wirtschaft aber legt, wenn auch auf niedrigerem Niveau, weiter zu. Das soll nach den Prognosen auch im kommenden Jahr so sein. Krämer führt den aktuellen Dämpfer unter anderem auf die Probleme der Automobil-Produzenten zurück. Sein Kollege Ulrich Kater, Chef-Volkswirt der Deka-Bank, meinte dazu: „Das war ein Crash mit Ansage.

    Der Diesel-Skandal bringt jetzt auch die Konjunktur durcheinander.“ Nachdem Autohersteller wie VW und Audi Abgaswerte manipuliert haben, wurde ein neues Testverfahren, das realistischere Werte ermöglicht, eingeführt. Diese Umstellung auf den neuen Prüfzyklus WLTP war für die Autokonzerne extrem zeitaufwendig. Zum Teil musste die Produktion heruntergefahren werden, weil bestimmte Modelle nicht rechtzeitig eine Genehmigung bekamen.

    Deutscher Export schwächelt

    Das alles wird jetzt auch für die gesamte Volkswirtschaft in Form eines Wachstumsdämpfers sichtbar. Deka-Bank-Experte Kater ist aber überzeugt: „Die aufgrund fehlender Zulassungen gedrosselte Automobil-Produktion wird in den kommenden Monaten aufgeholt.“ Das Wachstum werde dann entsprechend größer sein. Dennoch dürfte es nur moderat ausfallen, weil der deutsche Export schwächelt. Für Commerzbank-Mann Krämer liegt das vor allem am „China-Effekt“. Denn das für Deutschland extrem wichtige Exportland leidet unter der hohen Verschuldung seiner Staatsfirmen ebenso wie unter den Folgen des von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelskriegs. Die dadurch bedingte teilweise Kaufzurückhaltung chinesischer Verbraucher bekommen auch deutsche Unternehmen zu spüren.

    So ist Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, überzeugt: „Die globalen Risiken sind gestiegen. Internationale Handelskonflikte verunsichern die Wirtschaft.“ Zudem sei die Automobil-Produktion im Freistaat zuletzt in einem Monat um fast 21 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgegangen. Brossardt erwartet jedoch wieder bessere Zeiten. In Bayern sollte 2018 ein Wachstum von über zwei Prozent rausspringen, sagte der Wirtschaftsvertreter auf Anfrage.

    Fachkräfte fehlen auch in Schwaben

    Schwabens IHK-Standort-Experte Matthias Köppel beobachtet: „Die konjunkturelle Geschwindigkeit in der Region ist weiter hoch. Das letzte Vollgas-Moment ist aber rausgenommen.“ Die Lage im Handwerk stellt sich nach wie vor ausgezeichnet dar. Kammer-Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner erkennt „keine Bremsspuren“. Und er fügte hinzu: „Die Auftragsbücher sind voll. Wir suchen Fachkräfte.“

    Die Bundesbank warnte allerdings schon vor wachsenden Risiken für die Konjunktur und vor einer Verwundbarkeit des Finanzsystems: „Jetzt ist es an der Zeit, stärkere Abwehrkräfte und Puffer für schlechtere Zeiten aufzubauen.“

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