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Referendum
18.09.2014

Stimmen die Schotten heute für ihre Unabhängigkeit?

Diese Schotten sagen Yes. Sie wollen, dass Schottland unabhängig wird.
Foto: str (dpa)

Mehr als vier Millionen Schotten stimmen am Donnerstag über ihre Unabhängigkeit von Großbritannien ab. Die Ja- und die Nein-Sager haben bis zur letzten Minute um Stimmen gekämpft.

Gladstone Terrace, Hausnummer 16: Rob Sproul-Cran klopft. Einmal, zweimal. Geduldig wartet der 31-Jährige vor der blau lackierten Tür, in der Hand eine Liste mit Namen und Adressen, Wurfzettel und Broschüren. Die barfüßige Erin Cadger öffnet die Tür, ihre beiden Söhne wuseln um sie herum. Rob Sproul-Cran spult sein Vorstellungssprüchlein ab, wie er es bereits seit zwei Wochen Abend für Abend dutzende Male gemacht hat: „Hallo, ich bin Freiwilliger der Ja-Kampagne und ich würde gerne hören, was Sie denken. Haben Sie sich schon entschieden?“

Meinungsforscher prophezeien ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Sproul-Cran wirbt mit hunderten anderen für die Loslösung Schottlands vom Vereinigten Königreich nach 307 Jahren. Und jede Stimme, jedes Gespräch zählt, bis die Wahllokale heute um 23 Uhr deutscher Zeit schließen. Mehr als vier Millionen Schotten dürfen eine entscheidende Frage mit historischer Tragweite beantworten: Soll Schottland ein unabhängiger Staat sein? Falls sich mehr als die Hälfte für Ja entscheidet, würde das Land im Frühjahr 2016 eigenständig.

„Ich habe keine Ahnung“, sagt die 36-jährige Erin Cadger. Sie sei „die verwirrteste Person überhaupt“. Damit gehört sie zu den rund 14 Prozent der Unentschlossenen, die am Ende das Zünglein an der Waage sein könnten. Denn nachdem die Unabhängigkeitsbefürworter in den vergangenen Wochen eine Aufholjagd hinlegten, prophezeien Meinungsforscher ein Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Schottin arbeitet für den Nationalen Gesundheitsdienst NHS und in ihrem Büro „sind alle verängstigt“, nachdem am Dienstag ein Papier für Aufregung gesorgt hat, das das Gesundheitswesen bei einer Loslösung bedroht sieht. Gäbe es massive Leistungskürzungen? Werden Krankenhäuser geschlossen? Fallen Stellen weg? Bislang behaupteten die Nationalisten, nur die Autonomie könne den staatlichen Dienst sichern und etwa vor einer künftigen Privatisierung retten. Ex-Schatzkanzler Alistair Darling als Führer des Unionisten-Lagers warf den Separatisten Wählertäuschung vor. Rob Sproul-Cran sagt, ein Yes könnte den NHS schützen.

Dann nimmt er sich der Europäischen Union an. Die eher europafreundlichen Schotten wollen auf jeden Fall Mitglied bleiben, noch ist jedoch unklar, ob ein reibungsloser Übergang, wie er von der Scottish National Party (SNP) versprochen wurde, auch gelingen wird. Aber die in England wachsende Anhängerschar der rechtspopulistischen Unabhängigkeitspartei Ukip macht den Menschen im Norden des Landes Sorgen. Der britische Premierminister David Cameron reagierte auf die euroskeptische Stimmung, indem er den Briten ein Referendum über einen EU-Verbleib für 2017 in Aussicht gestellt hat. Das schmeckt den Schotten gar nicht.

In ganz Schottland gibt es kein anderes Thema als den Volksentscheid

Auch Rob Sproul-Cran schätzt die Chancen auf eine schottische Mitgliedschaft höher bei einer Loslösung ein, er befürchtet einen Austritt des Königreichs. Der Ehemann von Erin Cadger kommt nach Hause, im Treppenhaus hat sich der Duft von brutzelndem Gemüse ausgebreitet. Feierabendzeit. „Wenn wir keinen Zugang zur EU haben, verlieren wir eine ganze Industrie“, benennt der Unabhängigkeitsbefürworter seine einzige Sorge.

Der populäre Regierungschef Alex Salmond, Vorsitzender der SNP, mobilisierte gestern noch einmal alle Kräfte. „Es ist der größte, uns am meisten Macht gebende Moment, den die Mehrheit von uns je erlebt“, schrieb er in einem Aufruf. „Bei einem Ja werden die Schotten am Freitag am ersten Tag eines besseren Landes aufwachen.“ Darling hingegen versprach „einen schnelleren Wandel durch einen Verbleib im Königreich“.

Von Kirkwall bis Glasgow, von Oban bis Aberdeen gibt es derzeit kaum ein anderes Thema mehr. Der Volksentscheid bestimmt sowohl Radio- und Fernsehsendungen als auch die Gespräche von Jugendlichen und Ruheständlern, die sich in den Cafés der Altstadt von Edinburgh treffen. Die Argumente über Öl und erneuerbare Energien, Währungsunion und Wirtschaftsaussichten fliegen nur so über die Tische und Tresen der örtlichen Pubs. Aus den Souvenirläden tönt Dudelsackmusik vom Band, an Jacken pinnen Anstecker, hinter vielen Fensterscheiben leuchten blaue Yes-Aufkleber. Trotzdem sind die Städte keineswegs wahlkampfartig tapeziert.

Cameron: "Wenn sie mich nicht mögen - ich werde nicht ewig da sein"

Während täglich hunderte Freiwillige wie Rob Sproul-Cran ausschwärmen und versuchen, die Menschen im persönlichen Gespräch von den Vorteilen einer Unabhängigkeit zu überzeugen, hat das „Better together“-Lager (Besser gemeinsam) der Unionisten zuletzt seine berühmtesten Politiker in den nördlichen Landesteil geschickt. So appellierte Premierminister David Cameron noch Anfang dieser Woche an die Schotten und warnte davor, aus Enttäuschung über die aktuelle Politik Londons eine folgenschwere Entscheidung zu treffen. „Wenn Sie mich nicht mögen – ich werde nicht ewig da sein“, sagte der Konservative in Aberdeen. „Es geht nicht um eine Trennung auf Probe, sondern um eine schmerzhafte Scheidung.“ Und wie bereits zuletzt ließ er es nicht an Pathos und Emotionen missen: „Wir sind eine Familie von Nationen.“

Nachdem der Premier wie auch seine Kollegen in Westminster die Abspaltungsbestrebungen lange nicht allzu ernst genommen haben, riefen Cameron sowie der Labour-Oppositionsführer Ed Miliband und der liberaldemokratische Vizepremier Nick Clegg in der vergangenen Woche mit leidenschaftlichen Reden zu einem Verbleib in der Union auf. Damit sorgte das elitäre Establishment aus London für einigen Spott innerhalb der Nationalbewegung. „Team Westminster gegen Team Schottland“, witzelte Alex Salmond.

Viele Punkte sind zum Abstimmungstag ungeklärt

Gladstone Terrace, Hausnummer 6: Im ersten Stock erscheint ein Franzose – weil er seinen Wohnsitz in Edinburgh hat, darf er abstimmen – an der Tür. Mit Brötchen in der Hand und Flip-Flops an den Füßen versichert er dem ehrenamtlichen Wahlkampfhelfer Rob Sproul-Cran, sein Kreuz bei Yes zu machen. Warum? „Es ist aufregend, etwas Neues.“ Seine Nachbarin dagegen will für Nein stimmen. „Ich bin nicht überzeugt, dass wir uns die Unabhängigkeit leisten können“, sagt Jane Ridings. Die 57-Jährige wischt sich die Haare aus dem Gesicht und lächelt milde. „Mein Herz sagt Ja“, aber aus pragmatischen Gründen möchte sie an der Union festhalten.

Damit steht sie nicht alleine da, viele Punkte sind bis zum Abstimmungstag ungeklärt. Welche Währung wird ein autonomes Schottland verwenden? Das Pfund? Noch ist unklar, ob Rest-Britannien eine Währungsunion mit dem neuen Nachbarn eingehen würde. Welchen Teil der Staatsschulden müsste ein eigenständiger Staat übernehmen und wie würde er auf Dauer seinen Haushalt finanzieren? Die Unabhängigkeitsbefürworter verweisen auf die reichen Öl- und Gasressourcen in der Nordsee, die mehrheitlich auf schottischem Gebiet liegen. Die Unionisten halten dagegen, dass die Einnahmen seit 2000 kontinuierlich zurückgehen. Banken wie die Royal Bank of Scotland, die sich größtenteils im Besitz der britischen Steuerzahler befindet, hat den Umzug nach London bereits beschlossen. Auch der Versicherer Standard Life könnte bald in der britischen Hauptstadt sitzen.

Die Ja-Kampagne hat fast jeden registrierten Wähler kontaktiert

Es seien die Unsicherheiten, sagt Jane Ridings, die sie mit Nein stimmen lässt. Dabei habe sie genau wie allen anderen die Nase voll davon, „von Westminster bevormundet zu werden“. Rob Sproul Cran, der sich selbst nicht als Nationalist, nicht einmal als SNP-Wähler beschreibt, spricht freundlich mit ihr, er kennt die Sorgen der Menschen. Trotzdem steht für den jungen Mann fest: Das System funktioniert zwar, aber es könnte noch so viel besser sein. Schottland sei gewillt, mehr aus den erneuerbaren Energien herauszuholen und in seine Bevölkerung zu investieren.

Gladstone Terrace, Hausnummer 10: Ein Mann schlurft auf Socken zur Tür. Er weiß seit langem, dass er die Unabhängigkeit wählen wird. „Sie haben uns in den 80er Jahren Margaret Thatcher gebracht und das könnte wieder passieren“, sagt er. Die Deindustrialisierungspolitik Thatchers, die eine Stärkung der Londoner City als internationaler Finanzplatz und einen Fokus auf die Hauptstadt zur Folge hatte, schürt noch heute den Groll der Schotten. Damals wurden Bergwerke, Produktionsstätten und Werften stillgelegt, die Arbeitslosigkeit stieg. Rob Sproul-Cran spurtet die Treppen zur nächsten Wohnung hinauf. „Wir werden gewinnen“, murmelt er in seinen roten Vollbart.

In den Hausfluren und Vorgärten Schottlands holt sich die Ja-Kampagne ihr Selbstbewusstsein. Sie war gut organisiert, hat mit ihrem Haustürwahlkampf so ziemlich jeden registrierten Wähler kontaktiert. Die „Better together“-Kampagne dagegen hat lange die Unabhängigkeitsbefürworter unterschätzt. Bis vor kurzem schien es, „als wenn sich die Leute nicht interessiert hätten“, kritisiert der Tory-Abgeordnete Rory Stewart. „Wir hätten mehr machen können und müssen, um das Land zusammenzuhalten.“

Zurück in Gladstone Terrace, Hausnummer 16: Eine halbe Stunde schon redet Sproul-Cran mit der unentschlossenen Erin Cadger. Dann, er will schon gehen, hellt sich ihr Gesicht auf. „Setzen Sie mich auf die Ja-Liste“, ruft sie plötzlich. „Ich habe genau das gebraucht, was Sie getan haben.“

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