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Kanuslalom: Abgezockt im Wildwasser

Kanuslalom

Abgezockt im Wildwasser

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    Hannes Aigner
    Hannes Aigner

    Markkleeberg Der Sprecher im Kanupark Markkleeberg bei der deutschen Kanuslalom-Olympiaqualifikation ist hingerissen. Jan Benzien vom gastgebenden LKC Leipzig hat am Sonntag im vierten Rennen der Serie im Canadier-Einer eine Klassezeit erzielt. 106,78 Sekunden. „Jetzt muss Sideris Tasiadis schon einen Zauberstab als Paddel haben, wenn er noch gewinnen will“, ist der Mann am Mikrofon überzeugt.

    Der Augsburger Tasiadis berührt in seinem Lauf zunächst früh einen Torstab – das bedeutet zwei Strafsekunden. „Ich dachte, jetzt ist es vorbei, habe dann aber noch einmal Gas gegeben“, so der Schwaben-Kanute. Als er die Ziellinie überquert, bleibt die Uhr bei „106,44“ stehen. Das reicht. Der 21-jährige Sohn griechischer Eltern gewinnt und hat mit seinem zweiten Sieg in der Serie einen Traum zur Wirklichkeit gemacht. Tasiadis ist einer von fünf DKV-Slalomfahrern bei den Spielen von London (27. Juli bis 12. August). „Es ist unfassbar, wie Sideris Rückstände aufholen kann“, sagt seine Freundin, Kajak-Europameisterin Claudia Bär, und kämpft mit den Tränen.

    Nur wenige Minuten später wiederholt sich das Bild mit wechselnden Personen. Melanie Pfeifer (Schwaben Augsburg) hat wie Bär Olympia verpasst, dafür darf sie ihren Lebensgefährten überglücklich in die Arme schließen. Hannes Aigner (Augsburger Kajakverein) hatte sich mit seinem Sieg am Samstag eine hervorragende Ausgangsposition für Sonntag geschaffen. Dennoch war die Nervenanspannung riesig. „Spaß hat das nicht gemacht“, gibt der BWL-Student hinterher zu. Die vier Strafsekunden schmerzen aber nicht. Der vierte Rang hinter Sieger Sebastian Schubert reicht, weil in der Gesamtwertung das schlechteste Resultat gestrichen wird.

    „Hannes hat bereits im Alter von sieben Jahren bei uns im AKV gesagt, dass er einmal an Olympia teilnehmen will“, erzählt Vater Manfred stolz und sein Sohn sieht den Spielen zuversichtlich entgegen. „Wer sich in einer so harten Qualifikation durchsetzt, kann auch in London eine Medaille gewinnen“, ist er überzeugt. Kajak-Bundestrainer Thomas Apel adelt den Sieger auf seine Weise. „Aigner ist einfach ein abgezockter Typ.“

    Auf der Strecke bleiben Ex-Weltmeister Fabian Dörfler und Olympiasieger Alexander Grimm (beide Schwaben Augsburg), die sich nicht einmal die Startberechtigung für die EM in Augsburg (9. bis 13. Mai) verschaffen konnten.

    Als im Jahr 2008 in Peking die olympischen Medaillen vergeben wurden, hatte Jasmin Schornberg vom KR Hamm einen Termin bei ihrem Hauptsponsor in Hamburg. Dort sah sie via TV die Wettkämpfe im fernen Asien. In diesem Jahr wird die 26-jährige Medienstudentin der Uni Augsburg selbst im Fernsehen zu sehen sein. Bereits am Samstag stand fest, dass die Weltmeisterin von 2009 den Startplatz im Kajak-Einer für London erhalten wird.

    „Ich bin ganz durcheinander“, gab Schornberg zu und dachte in der Stunde des Triumphes auch an ihre unterlegenen Konkurrentinnen. „Ich weiß, wie ätzend sich das anfühlt.“ Ihren Erfolg (drei Siege) sieht Schornberg auch als Verpflichtung für London. „Ich bin den anderen Mädels schuldig, dort gut zu fahren.“

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