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Olympia 2016: Augsburger Kanute Aigner: Ich kann mir nichts vorwerfen

Olympia 2016

Augsburger Kanute Aigner: Ich kann mir nichts vorwerfen

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    Hannes Aigner aus Augsburg gab im Finale alles.
    Hannes Aigner aus Augsburg gab im Finale alles. Foto: Friso Gentsch dpa

    Die Olympiastadt zeigt sich am Mittwoch von ihrer kühlen Seite, im Wildwasser Stadion von Deodoro geht es aber heiß zur Sache. Kajak-Einer ist die Formel 1 im Kanuslalom – mit den schnellsten Fahrzeiten und meist sehr geringen Abständen. Hannes Aigner vom Augsburger Kajakverein kennt das olympische Nervenspiel. 2012 ist der BWL-Student auf Rang drei gerauscht. Den Startplatz für Rio konnte ihm auch Peking-Olympiasieger Alexander Grimm (Schwaben Augsburg) nicht streitig machen.

    Jetzt sitzt Aigner in seinem Boot und fährt langsam auf den ersten Abfall zu. Zehn Fahrer, 24 Tore, knapp 90 Sekunden bis zu Triumph oder Enttäuschung. Für einen, der sich auf schwerstem Wildwasser zurechtfindet, sind die Walzen in Deodoro kein Problem. Doch wer gewinnen will, muss eine radikale Linie wählen – immer in dem Bewusstsein, dass nur ein kleiner Patzer einen Spitzenplatz verhindern kann. Aigner greift an, dreht sich teilweise artistisch um die Torstäbe und stellt eine Bestzeit auf: 89.02 Sekunden.  Stolz zeigt er im Ziel seine imposanten Oberarmmuskeln.

    Drei Hundertstel fehlen Aigner zu Bronze

    Aber sein Name wird nicht lange auf Position eins geführt. Der Brite Joseph Clark (88,53), der Slowene Peter Kauzer (88,70) und der Tscheche Jiri Prskavec (88,99) legen noch schnellere Zeiten vor. Am Ende ist der Augsburger genau drei Hundertstelsekunden von einer weiteren Bronzemedaille entfernt.

    „Ich kann mir nichts vorwerfen. Es war kein totaler Patzer dabei. Ich habe nichts versaut, die anderen waren einfach einen Tick schneller.  Als ich im Ziel war, habe ich schon gedacht, dass es für eine Medaille reichen könnte. Dass es dann mit diesem knappen Abstand nur zum vierten Platz reicht, ist natürlich ärgerlich. Aber ich habe mein Bestes gegeben“, spricht er in der Mixed-Zone in die Mikrofone. Kajak-Bundestrainer Thomas Apel steht einige Meter daneben und ist emotional sichtlich mitgenommen. „Mein Plan war 88,70 Sekunden. Da sind wir um drei Zehntel vorbeigefahren.“

    Aigner hatte sich als Sechster im Halbfinale für den Endlauf qualifiziert. „So wie sich das Rennen am Anfang entwickelt hat, entschieden wir uns für die sichere Variante“, erklärte  Apel. Da sich einige Teilnehmer grobe Fehler leisteten, konnte der Augsburger das Risiko dosieren. Der Slowake Jakub Grigar war über drei Sekunden schneller.  Er wäre sogar Olympiasieger gewesen, wenn sich die Wetterverhältnisse weiter verschlechtert hätten. Bei einem Abbruch hätte das Halbfinale als Endergebnis gezählt.

    Doch der Wind lässt nach, es regnet nur leicht,  die Bedingungen sind  regulär. Freundin Steffi und seine Eltern sehen als Zuschauer auf der Tribüne einen weiteren Auftritt des AKV-Paddlers.  „Ich hatte während der Fahrt ein gutes Gefühl, nur im Ziel waren die Arme doch ein wenig blau. Da hätte ich im Nachhinein vielleicht noch was besser machen können.“ Die von Canadierfahrer  Sideris  Tasiadis  (Rang fünf)  angestoßene Diskussion, wonach die Vorgaben des Deutschen Kanu Verbandes (Zwei Medaillen) den Druck auf die Sportler zusätzlich erhöht hätten, interessiert Aigner nicht. „Es ist mir egal, was andere sagen. Ich habe trainiert und muss für mich selbst die Leistung abrufen. Wenn einer anderer sagt, ich muss das machen, dann sollte er es vielleicht selbst versuchen.“

    Zum Abschluss der olympischen Kanuslalomwettbewerbe gibt es am heutigen Donnerstag Entscheidungen in zwei Disziplinen. Im Canadier-Zweier schickt Deutschland die Leipziger Weltmeister Franz Anton und Jan Benzien ins Rennen, im Kajak hat sich die Augsburger Europameisterin Melanie Pfeifer für das Halbfinale qualifiziert.

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