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Augsburg: Der Eiskanal - ein schützenswertes Denkmal?

Augsburg

Der Eiskanal - ein schützenswertes Denkmal?

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    Die Augsburger Kanuten befürchten, dass große Wettkämpfe am Eiskanal nicht mehr möglich sind, wenn die Anlage unter Denkmalschutz gestellt wird.
    Die Augsburger Kanuten befürchten, dass große Wettkämpfe am Eiskanal nicht mehr möglich sind, wenn die Anlage unter Denkmalschutz gestellt wird. Foto: Fred Schöllhorn, Archivbild

    Ortstermin Eiskanal, hoch oben im ehemaligen Organisations- und Presseturm an der Olympischen Kanuslalomstrecke von 1972. An der Glastür hängt das Schild „Das Betreten des Balkons ist verboten“, doch davor machen die Besucher aus München nicht halt. Die Delegation des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege ist schließlich nach Augsburg gekommen, um sich einen ganz genauen Eindruck vom Zustand der ehemaligen Olympia-Anlage zu machen. Die Gäste begutachten jedes Gebäude, fotografieren und machen sich Notizen. In den nächsten ein bis zwei Monaten soll in München darüber entschieden werden, ob der Eiskanal in die Denkmal-Liste aufgenommen wird.

    „Es geht darum, die Zeitgeschichte der 60er und 70er Jahre zu bewerten und da spielen auch Sportstätten eine Rolle“, begründet der zuständige Gebietsreferent Dr. Harald Gieß das Interesse des Bayerischen Denkmalamts am Eiskanal. „In Augsburg gab es die erste Kunstbeton-Slalomstrecke auf der Welt. Das hat historische Bedeutung. Die Architektur ist eingebettet in eine modellierte Landschaft.“

    Seine Aufgabe sei es nun, zu prüfen, ob die Anlage so bedeutsam ist, dass sie für die Denkmalliste in Frage kommt. „Wenn wir zu der Erkenntnis kommen, dass ein Denkmal diese Bedeutung erfüllt, muss es in die Liste. Da haben wir gar keine andere Wahl“, betont Gieß. Worte, die die Vertreter des Sports nicht gern hören.

    Sie befürchten, dass sich die Ausrichtung internationaler Wettkämpfe am Eiskanal nur schwer mit dem Denkmalschutz vereinbaren lässt. Klaus Pohlen, Leiter des Olympiastützpunkts Bayern, hat größte Zweifel. „Es können sich jederzeit die Vorgaben des Internationalen Kanuverbands ändern. Bei jeder Bewerbung kommen neue Anforderungen hinzu. Sollte es beispielsweise mal Flutlichtrennen geben, bräuchten wir Masten. Oder wenn wir die Tribünen aus Holzpflöcken durch Betoneinsätze ersetzen, müssen wir das alles mit dem Denkmalschutz abklären. Ich befürchte, dass sich solche Baumaßnahmen dann um mehrere Jahre verzögern werden“, schildert Pohlen seine Bedenken. Auch die Barrierefreiheit könnte zum Problem werden, sagt Pohlen und verweist auf den Olympiapark München. Seit zwei Jahren werde hier um eine Rampe für Rollstuhlfahrer gekämpft, die aufgrund von Einwänden des Denkmalschutzes immer noch nicht gebaut worden ist.

    Der Sport sei sich seiner Verantwortung bewusst

    Seine Bedenken teilen auch die beiden ansässigen Vereine, der Augsburger Kajak Verein und die Kanu Schwaben Augsburg. Deshalb hat sich im Dezember 2016 die „Eiskanal Allianz“ aus Vertretern der Kanuverbände und -vereine zusammengeschlossen, um die Belange des Breiten- und des Leistungssports zu vertreten. Hans-Peter Pleitner, Präsident des TSV Schwaben Augsburg, hat nun Sorge, dass die Bewerbung für die Kanuslalom-Weltmeisterschaft 2022 ins Leere laufen könnte, wenn der Eiskanal unter Denkmalschutz gestellt wird. „Ich befürchte, dass alles komplizierter und langwieriger wird, besonders bei baulichen Veränderungen.“

    Der Augsburger Sportreferent Dirk Wurm ist ebenfalls dabei, als die Delegation den Kanal, die Zuschauerränge, die Ziel- und Startgebäude, die beiden Bootshäuser, den Presseturm und die Gaststätte begutachtet. Auch Wurm sieht keine Notwendigkeit, den Eiskanal unter Denkmalschutz zu stellen. „Wer sagt denn, dass hier nicht verantwortlich mit dieser Anlage umgegangen wird. Der Sport ist sich seiner Verantwortung, die er hier hat, doch bewusst. Auch als Sportreferent brauche ich keinen Denkmalschutz. Wir sanieren regelmäßig.“

    Bestes Beispiel dafür sei das zuletzt rundum modernisierte Kanu-Leistungszentrum – ebenfalls eines der Gebäude aus der Olympiazeit. Von städtischer Seite ist zudem bereits beschlossen, die maroden Betoneinbauten im Kanal sukzessive bis 2022 zu erneuern. Auch der Austausch der veralteten Toraufhängungen ist bereits in Planung.

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