Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Leitartikel: Der FC Bayern beherrscht die Bundesliga – na und?

Leitartikel

Der FC Bayern beherrscht die Bundesliga – na und?

    • |
    Thomas Müller und Dante hatten Spaß beim locker herausgespielten Sieg gegen den SC Freiburg. Die Bayern dominieren derzeit die Liga nach Belieben.
    Thomas Müller und Dante hatten Spaß beim locker herausgespielten Sieg gegen den SC Freiburg. Die Bayern dominieren derzeit die Liga nach Belieben. Foto: Tobias Hase (dpa)

    Am Dienstag hat der FC Bayern 2:0 gegen Freiburg gewonnen. Der Münchner Sieg stand gewissermaßen schon vor dem Anpfiff fest. Der FC Bayern, Tabellenerster, die Freiburger, Fünfzehnter. Im Spiel lagen beide Teams weiter auseinander, als es die Bundesliga-Tabelle anzuzeigen vermag.

    Die Bayern haben Ribéry, Robben, Lewandowski und sieben deutsche Weltmeister in ihren Reihen. Freiburg hat Schuster, Sorg und Höfler. Einige Tage zuvor haben Ribéry & Co. 4:0 in Augsburg gewonnen. Ein wenig bemühter zwar, aber genauso vorhersehbar.

    Jetzt, kurz vor der Winterpause, führen die Münchner die Tabelle mit elf Punkten Vorsprung an. Damit ist die Meisterschaft schon zur Halbzeit entschieden. Noch nie in seiner 52-jährigen Geschichte hat ein Verein die Bundesliga so dominiert wie derzeit der FC Bayern. Sportlich ist dem Klub nicht mehr beizukommen, genauso wenig wie wirtschaftlich. Mit 500 Millionen Euro Umsatz und einer abbezahlten Allianz-Arena spielt der Rekordmeister in einer eigenen Liga. Daran wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern. Das Prämiensystem der Champions League, in der die Münchner Dauergast sind, belohnt vor allem die Erfolgreichen unverhältnismäßig großzügig.

    Das mag Bayern-Fans erfreuen. Neutrale Fußball-Anhänger dagegen sorgen sich angesichts des roten Erfolgsmonopols um die Zukunft der Bundesliga. Sie fürchten Langeweile, wenn die Meisterschale schon mit dem Saisonbeginn vergeben ist und die Bayern alles gewinnen, was zu gewinnen ist.

    Liste der Torschützenkönige der Fußball-Bundesliga

    1963/1964 Uwe Seeler (Hamburger SV) 30

    1964/1965 Rudi Brunnenmeier (1860 München) 24

    1965/1966 Lothar Emmerich (Borussia Dortmund) 31

    1966/1967 Lothar Emmerich (Borussia Dortmund) und Gerd Müller (Bayern München) 28

    1967/1968 Hannes Löhr (1. FC Köln) 27

    1968/1969 Gerd Müller (Bayern München) 30

    1969/1970 Gerd Müller (Bayern München) 38

    1970/1971 Lothar Kobluhn (Rot-Weiß Oberhausen) 24

    1971/1972 Gerd Müller (Bayern München) 40

    1972/1973 Gerd Müller (Bayern München) 36

    1973/1974 Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach) und Gerd Müller (Bayern München) 30

    1974/1975 Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach) 29

    1975/1976 Klaus Fischer (Schalke 04) 29

    1976/1977 Dieter Müller (1. FC Köln) 34

    1977/1978 Dieter Müller (1. FC Köln) und Gerd Müller (Bayern München) 24

    1978/1979 Klaus Allofs (Fortuna Düsseldorf) 22

    1979/1980 Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) 26

    1980/1981 Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) 29

    1981/1982 Horst Hrubesch (Hamburger SV) 27

    1982/1983 Rudi Völler (Werder Bremen) 23

    1983/1984 Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München) 26

    1984/1985 Klaus Allofs (1. FC Köln) 26

    1985/1986 Stefan Kuntz (VfL Bochum) 22

    1986/1987 Uwe Rahn (Borussia Mönchengladbach) 24

    1987/1988 Jürgen Klinsmann (VfB Stuttgart) 19

    1988/1989 Thomas Allofs (1. FC Köln) und Roland Wohlfarth (Bayern München) 17

    1989/1990 Jörn Andersen (Eintracht Frankfurt) 18

    1990/1991 Roland Wohlfarth (Bayern München) 21

    1991/1992 Fritz Walter (VfB Stuttgart) 22

    1992/1993 Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen) und Anthony Yeboah (Eintracht Frankfurt) 20

    1993/1994 Stefan Kuntz (1. FC Kaiserslautern) und Anthony Yeboah (Eintracht Frankfurt) 18

    1994/1995 Mario Basler (Werder Bremen) und Heiko Herrlich (Borussia Mönchengladbach) 20

    1995/1996 Fredi Bobic (VfB Stuttgart) 17

    1996/1997 Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen) 22

    1997/1998 Ulf Kirsten (Bayer Leverkusen) 22

    1998/1999 Michael Preetz (Hertha BSC Berlin) 23

    1999/2000 Martin Max (TSV 1860 München) 19

    2000/2001 Ebbe Sand (Schalke 04) und Sergej Barbarez (Hamburger SV) 22

    2001/2002 Martin Max (TSV 1860 München) und Marcio Amoroso (Borussia Dortmund) 18

    2002/2003 Giovane Elber (Bayern München) und Thomas Christiansen (VfL Bochum) 21

    2003/2004 Ailton (Werder Bremen) 28

    2004/2005 Marek Mintal (1. FC Nürnberg) 24

    2005/2006 Miroslav Klose (SV Werder Bremen) 25

    2006/2007 Theofanis Gekas (VfL Bochum) 20

    2007/2008 Luca Toni (Bayern München) 24

    2008/2009 Grafite (VfL Wolfsburg) 28

    2009/2010 Edin Dzeko (VfL Wolfsburg) 22

    2010/2011 Mario Gomez (FC Bayern München) 28

    20111/2012 Klaas-Jan Huntelaar (FC Schalke 04) 29

    2012/2013 Stefan Kießling (Bayer Leverkusen) 25

    2013/2014 Robert Lewandowski (Borussia Dortmund) 20

    2014/2015 Alexander Meier (Eintracht Frankfurt) 19

    2015/2016 Robert Lewandowski (FC Bayern München) 30

    Was die Meisterfrage betrifft, ist die Sorge berechtigt. Noch bestaunt das Publikum dankbar das grandiose Münchner Ensemble, weshalb auch dann noch 71 000 in die Allianz-Arena pilgern, wenn der Sieger bereits feststeht. Langfristig wird sich der Zauber erschöpfen. Der Fußball zieht einen Großteil seiner Faszination aus dem Überraschenden, dem Umstand, dass keiner weiß, wie das Spiel ausgeht. Dazu gehören auch Niederlagen des FC Bayern.

    Die Chinesen wollen den FC Bayern sehen

    Langeweile zerstört die Geschäftsgrundlage der Liga. Die aber zieht ihren Reiz nicht allein aus der Meisterfrage. Abstiegskampf ist genauso spannend wie Titelkampf. Zudem lässt ein Branchenriese, der die Punkte monopolisiert, den Rest der Liga enger zusammenrücken. Das hat dazu geführt, dass der vergleichsweise bescheiden ausgestattete FC Augsburg kürzlich einen Champions-League-Platz belegte. Spannung unten und in der Mitte kann Spannungsabfall ganz oben ausgleichen. Es gibt also keinen Grund, für die Bundesliga schwarzzusehen, zumal sie in vielem auch vom FC Bayern profitiert. Die Münchner sind der größte Zuschauermagnet. Wo sie aufkreuzen, ist das Stadion voll. Bayern München gehört weltweit zu den bekanntesten deutschen Marken. Dass die Deutsche Fußball Liga neuerdings ihre Erlöse für weltweite Übertragungsrechte auf 150 Millionen Euro jährlich verdoppelt hat, ist nicht dem SC Paderborn zu verdanken. Die Chinesen wollen Bayern München sehen. Von den Einnahmen aber profitieren alle Klubs.

    Trotzdem ist das Solidarmodell, mit dem die Bundesliga versucht, einen Ausgleich zu schaffen, nicht stark genug, um die Bayern einzufangen. Das sollte aber auch keiner herbeiwünschen, der von deutschen Champions-League-Erfolgen träumt. Wer mit den Großen Europas spielen will, muss selbst ein Großer sein. Der FC Bayern steht auf derselben Bühne wie Real Madrid, der FC Barcelona oder der FC Chelsea und gehört, anders als andere, noch immer sich selbst.

    Wer den FC Bayern lange in der Champions League sehen will, muss ihn auch einsam an der Bundesliga-Spitze ertragen können.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden