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Eishockey: EHC München: Die mit den Stieren auf der Stirn

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EHC München: Die mit den Stieren auf der Stirn

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    Von der Krise an die Spitze: Der EHC München legte einen steilen Aufstieg hin.
    Von der Krise an die Spitze: Der EHC München legte einen steilen Aufstieg hin. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Aus dem Krisenklub ist ein Spitzenverein der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) geworden. Felix Petermann hat diese Entwicklung vom ersten Tag an mitverfolgt. Der 30-Jährige spielt seit der DEL-Rückkehr des EHC im Jahr 2010 in München. Der sportliche Aufstieg ist eng mit Red Bull verbunden. Auf die Frage, was sich seit dem Einstieg des Brauseherstellers geändert hat, stellt er eine Gegenfrage: „Wo soll ich anfangen?“ Einfach alles sei besser, professioneller geworden. Die Umkleiden und die Räume für die Physiotherapeuten sind größer, der Trainerstab wurde erweitert. Der Nationalverteidiger lobt: „Es wird einem alles abgenommen. Wir müssen nur noch spielen und gewinnen.“

    EHC München tritt am Sonntag bei den Augsburger Panthern an

    Es läuft derzeit rund. Dabei war die Verbindung München und Eishockey immer eine Geschichte von Pleiten. Hedos München stellte den letzten Bundesligameister, ging 1994 als Maddogs in die neu gegründete DEL und meldete kurz darauf mit rund 15 Millionen Mark Schulden Konkurs an. Unter dem Namen München Barons versuchte man es wieder. 2000 holte das Team die Meisterschaft, zwei Jahre später zog die Lizenz nach Hamburg um.

    Jetzt also der EHC München. Der 1998 gegründete Klub marschierte von der Bezirksliga durch und spielt seit 2010 in der DEL. Im Sommer 2013 schien das Kapitel Spitzen-Eishockey in der Landeshauptstadt wieder einmal erledigt zu sein. Wenn nicht Red Bull übernommen hätte. Die Österreicher wagten sich in München aufs glatte Eis und stiegen 2012/13 als Hauptsponsor beim EHC ein. Im Frühjahr 2013 übernahmen die Stiere die GmbH als alleiniger Gesellschafter und investierten 2,5 Millionen Euro in die alte Olympia-Eishalle: 1500 Sitzschalen, ein neuer Videowürfel und eine teure Videoprojektion mit der Eisfläche als Leinwand wurden eingebaut. Die Mannschaft wurde mit deutschen Nationalspielern und ehemaligen NHL-Stars verstärkt. Aktuell liegt die Mannschaft von Don Jackson, die am Sonntag um 16.30 Uhr bei den Augsburger Panthern antritt, auf Platz zwei hinter Tabellenführer Mannheim.

    Red-Bull-Akademie in Salzburg sammelt Sport-Talente

    Doch das Unternehmen des Milliardärs Dietrich Mateschitz investierte nicht nur in Steine und Beine. Der DEL-Klub arbeitet eng mit der Red-Bull-Akademie in Salzburg zusammen. In 88 Doppelzimmern wohnen junge Fußballer und Eishockeyspieler in einem Internat. Allein den Eissportlern stehen zwei Eishallen, Krafträume, Physiotherapie und Leistungsdiagnostik zur Verfügung. Mit einem Scouting-System (Spielbeobachtung) pickt sich die Akademie die Talente heraus. Schließlich will man den Lionel Messi des Eishockeys finden, wie es der letztjährige EHC-Trainer Pierre Pagé griffig formulierte.

    Inzwischen wurde Pagé, der in seiner Spielanalyse gerne mal über eine amerikanische Baseball-Liga fabulierte, nach Salzburg weggelobt. Seit diesem Jahr steht Don Jackson an der Bande. Das Ziel ist unmissverständlich: Nichts weniger als der Titel. „Mit etwas anderem brauchst du in München nicht daherkommen. Sonst wirst du in dieser großen Stadt nicht wahrgenommen“, sagt Felix Petermann.

    Die Kritik einiger Fans am Engagement des Brauseherstellers, sei es im Fußball bei RB Leipzig oder jetzt beim Eishockey, kontert der 30-Jährige, der gerade seinen Master in Betriebswirtschafts-Lehre (BWL) mit Schwerpunkt Marketing abgeschlossen hat, kühl: „Spitzensport funktioniert ohne einen starken Partner aus der Wirtschaft nicht.“ In Mannheim greift die Familie Hopp (SAP) dem Klub unter die Arme. In Wolfsburg gleicht der VW-Konzern das Defizit aus.

    Der in Roßhaupten bei Füssen aufgewachsene Petermann kennt sich in der Region aus und nennt als Beispiel einen kleinen Sponsor: „Auch wenn sich die Brauerei Riegele in Augsburg engagiert, bekommt das Unternehmen einen Gegenwert.“ Womit wir beim Sonntags-Gastspiel in Augsburg sind: „Ich freue mich drauf, weil ich schon viele Schlachten in der Jugend damals mit dem EV Füssen im eiskalten Frenzel-Stadion geschlagen habe.“ Die Kälte ist Geschichte, der EVF spielt in der Oberliga.

    Jetzt kommt Felix Petermann mit dem Red-Bull-Klub zu den Panthern, die mit blanker Brust und ohne Hauptsponsor spielen. Doch sobald der Puck eingeworfen wird, tritt das in den Hintergrund. „Dann geht es darum, wer der Bessere in Bayern ist“, sagt Felix Petermann.

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