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Burnout von Rangnick: Ehemaliger FCA-Trainer Hörgl ebenfalls betroffen

Burnout von Rangnick

Ehemaliger FCA-Trainer Hörgl ebenfalls betroffen

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    Ein glücklicher Rainer Hörgl war lange Zeit in Augsburg zu sehen. Er hatte großen Erfolg. Doch irgendwann holte ihn der Druck ein.
    Ein glücklicher Rainer Hörgl war lange Zeit in Augsburg zu sehen. Er hatte großen Erfolg. Doch irgendwann holte ihn der Druck ein. Foto: Fred Schöllhorn

    Rainer Hörgl war ein beliebter Trainer in Augsburg. Von 2004 bis 2007 stand er in der Verantwortung beim FCA. Die Fans mochten ihn, seine Art wirkte nett und freundschaftlich. Doch im Jahr 2007, ein Jahr bevor sein Vertrag endete, ging es auf einmal nicht mehr. Hörgl, der in seiner aktiven Zeit für den TSV 1860 München gegen den Ball trat, hörte aus persönlichen Gründen beim FCA auf. Über seine näheren Beweggründe äußerte sich der Oberbayer damals nicht.

    Erst im Jahr 2009 kehrte Hörgl auf die Trainerbank zurück. Er unterschrieb einen Vertrag bei Rot-Weiß Erfurt. Bereits im März 2010 war diese Station für den Übungsleiter wieder zu Ende. Die Vereinsführung entließ den 54-Jährigen.

    Hörgl erlebte ebenfalls einen Burnout

    Wie nun in einem Interview mit der Thüringer Allgemeinen herauskam, litt Hörgl bei seinem Rücktritt in Augsburg ebenfalls unter einem Erschöpfungszustand. "Ich hatte zum Schluss Probleme, mich zu motivieren, mich zu konzentrieren. Manchen wird das damals an mir vielleicht auch aufgefallen sein." Der Trainer erlebte eine sehr emotionale Phase in seinem Leben während seiner Zeit beim FC Augsburg, die nicht spurlos an ihm vorbeiging. Dazu äußert sich Hörgl nun mehr als vier Jahre später: "Ich war müde. Ich hatte damals auch viele emotionale Bindungen zum FC Augsburg. Heute, weiß ich, dass ich so etwas nie mehr an mich heranlassen würde. Ich hatte damals einfach keine Kraft mehr, immer wieder gegen Widerstände anzukämpfen."

    Profis mit Burn-Out oder Depressionen

    Sebastian Deisler: Der Fußballspieler des FC Bayern München ließ sich 2003 wegen anhaltender Depressionen stationär behandeln. 2007 beendete Deisler wegen Verletzungen und dem Druck im Fußball-Geschäft seine Karriere im Alter von 27 Jahren.

    Jan Simak: Der Fußball-Profi galt einst als Wunderknabe. Er wurde von Bayer Leverkusen als Nachfolger von Michael Ballack verpflichtet. Den Erwartungen in ihn wurde Simak allerdings nie gerecht. Er zog sich 2003 - mittlerweile ausgeliehen an Hannover 96 - wegen einem Erschöpfungssyndrom in Verbindung mit schweren Depressionen zurück. Simak hatte auch Probleme mit Alkohol. Seit einem Entzug zeigt Simak wieder passable Leistungen. Momentan spielt er bei Carl Zeiss Jena.

    Gianluigi Buffon: In den Jahren 2003 und 2004 litt der italienische Nationaltorhüter an starken Depressionen. Mittels Therapie zog sich Buffon aus dem Tief.

    Robert Enke: Der Nationaltorhüter und Spieler von Hannover 96 litt seit 2003 an starken Depressionen. Er ließ sich immer wieder therapeutisch behandeln. Einen Erfolg hatte die Behandlung allerdings nicht. Robert Enke nahm sich am 10. November 2009 das Leben.

    Andreas Biermann: Am 20. November 2009 gab der Profi von St. Pauli bekannt, dass er wie Enke an Depressionen leidet und sich stationär behandeln lässt. Biermann hatte im Oktober versucht, sich das Leben zu nehmen. Er überlebte. Mittlerweile spielt der 30-Jährige für den FC Spandau 06, weil St. Pauli seinen Vertrag nicht mehr verlängerte.

    Markus Miller: Der ehemalige FCA-Torhüter gab im September 2011 bekannt, dass er an einem angehenden Burnout leidet. Er will die Krankheit mit Hilfe einer stationären Therapie in den Griff bekommen. Miller setzte bewusst die Öffentlichkeit über seine Krankheit in Kenntnis.

    Ralf Rangnick: Der Fußball-Trainer von Schalke 04 legte am 22. September 2011 seine Arbeit beim Bundesligisten nieder. Rangnick äußerte sich in der Öffentlichkeit, dass er momentan nicht die Kraft für eine solche Aufgabe hat. Rangnick zieht sich mit einem Erschöpfungssyndrom aus dem aktiven Profi-Geschäft zurück.

    Sven Hannawald: Der ehemalige Olympia-Sieger im Skisprung beendete im Jahr 2005 seine aktive Karriere. Ein Jahr zuvor begab sich die damalige Nummer eins im Skisport in stationäre Behandlung wegen eines Burnout-Syndroms. Nach erfolgreicher Therapie wendete sich Hannawald vom aktiven Leistungssport ab.

    Florian Mayer: Der Profi-Tennisspieler legte im Jahr 2008 eine sechsmonatige Pause vom Profi-Sport ein. Erst im Jahr 2011 gab Mayer bekannt, dass er sich in dieser Zeit in einem tiefen mentalen Loch befand. Mittlerweile hat Mayer aber seinen Burnout überwunden und ist ins Profi-Tennis zurückgekehrt.

    Hörgl war also ausgebrannt, obwohl er mit seiner Mannschaft nach dem Aufstieg 2006 seine erste Zweitliga-Saison auf dem siebten Tabellenplatz beendet hatte. "Ich hatte dort drei sehr intensive und erfolgreiche Jahre, die im Nachhinein aber nicht spurlos an mir vorüber gegangen waren." In der ersten Pokalrunde verlor der FCA damals gegen Hoffenheim. Das erste Heimspiel ging ausgerechnet gegen die Münchner Löwen mit 2:6 verloren. "Der Druck auf mich wurde immer stärker", sagte er rückblickend.

    Verständnis und Anerkennung für Rangnick

    Deswegen versteht Rainer Hörgl genau, was in seinem Kollegen Ralf Rangnick vorgeht. Er kann nachvollziehen, dass der Trainer nicht mehr 100 Prozent für seinen Job bei den Knappen geben kann. Gleichzeitig findet der 54-Jährige lobende Worte für Rangnick, dass er mit seiner Krankheit so offen umgeht und die Öffentlichkeit - anders als er damals - in Kenntnis setzt. Hörgl selbst hatte allerdings nie professionelle Hilfe, um über sein Leiden hinwegzukommen: "Ich brauchte einfach eine Auszeit und habe in dieser Zeit viel positives Echo erfahren, von Leuten aus dem Verein und auch von den Fans dort."

    Momentan ist Rainer Hörgl auf der Suche nach einem neuen Verein. Der Grund: Weil er diese Arbeit über alles liebe. AZ

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