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FC Augsburg: Warum das Spiel gegen Regensburg für Trainer Weinzierl so besonders ist

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Warum das Spiel gegen Regensburg für Trainer Weinzierl so besonders ist

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    So kannte man ihn auch beim SSV Jahn. Markus Weinzierl im Sommer 2012 im Relegationsspiel gegen den Karlsruher SC.
    So kannte man ihn auch beim SSV Jahn. Markus Weinzierl im Sommer 2012 im Relegationsspiel gegen den Karlsruher SC. Foto: Peter Fastl

    Als im Mai 2012 die Regensburger Fußball-Fans den sensationellen Zweitliga-Aufstieg ihres SSV Jahn auf dem zentralen Haidplatz überschwänglich feierten, erzählte der damalige Regensburger Oberbürgermeister Hans Schaidinger von seinem Traum, in dem Trainer Markus Weinzierl die Hauptrolle spielte. „Ich habe geträumt, dass er dem Jahn als Coach doch erhalten bleibt“, schrie er den jubelnden Anhängern entgegen.

    Weinzierl antwortete mitten in der oberpfälzischen Glückseligkeit mit drei Worten: „Träume sind erlaubt.“ Einen Tag später gab der FC Augsburg seine Verpflichtung bekannt.

    Zehn Jahre hatte Weinzierl beim Jahn verbracht, erst als Spieler, ab 2008 als Trainer. Dass er Regensburg in die zweite Liga führte, glich einem Wunder. Aus ausrangierten und unerfahrenen Spielern, denen der Gang in die Viertklassigkeit prophezeit wurde, formte er eine Einheit, in der der Kollektivgedanke ganz oben stand und die nun plötzlich Zweitligist war.

    Weinzierl stieg in den Tagen der Euphorie aus

    Die ganze Oberpfalz lag ihm zu Füßen, die Stadt hatte den Bau einer neuen Fußball-Arena beschlossen. Das Feld schien bestellt. Zumal Weinzierl erst im Januar seinen Vertrag verlängert hatte, allerdings mit einer Ausstiegsklausel. Die zog er in diesen Tagen der Euphorie. Gefühle hatten bei dieser Entscheidung keinen Platz. Er sah kein Potenzial mehr. „In Regensburg war es ein sensationeller Aufstieg und es war klar, dass es der Höhepunkt ist. Es ist ein großer Unterschied, ob du 2. Bundesliga oder 1. Bundesliga trainierst. Von daher war es damals der logische Schritt“, sagt Weinzierl etwas mehr als drei Jahre später.

    Vor wenigen Wochen stand der 40-Jährige beim FCA vor einer ähnlichen Situation. Nach langen Überlegungen nahm er ein Angebot des FC Schalke 04 nicht an. „Jetzt war es nach Abwägung aller Faktoren nicht so“, sagt er im Juli 2015. Auch in Augsburg hatte er erst wenige Wochen vorher seinen Vertrag verlängert. Bis 2019. Allerdings ohne Ausstiegsklausel. Wie in Regensburg hätten ihn wohl seine Assistenten Tobias Zellner und Wolfgang Beller begleitet. Auch diesmal wäre der Wechsel der nächste Schritt in seiner Entwicklung gewesen. Doch Weinzierl entschied sich, zu bleiben: In Augsburg sieht er sich noch nicht am Ende seines Weges.

    Dass ihn aber nicht gerade wenige Fußballnostalgiker nach seiner Entscheidung, den Vertrag vorerst weiter zu erfüllen, als den einzig würdigen Vertreter der Vereinstreue auf den Schild hoben, ist zu viel der Ehre. Weinzierl ist kein Fußball-Romantiker. Gerade in eigener Sache nicht. Er ist verbindlich und gewinnt die Menschen in einem Klub für sich.

    Weinzierl hat alles richtig gemacht

    Schon seit Regensburger Zeiten hat er mit Roman Grill einen in der Szene nicht unumstrittenen, aber auch bestens vernetzten Berater. Zu dessen Klienten gehört auch Philipp Lahm. Weinzierl ist dabei, in eine ähnliche Kategorie aufzusteigen.

    Im Mai 2012 hat er dazu die Grundlagen gelegt. Im Nachhinein betrachtet, hat Weinzierl alles richtig gemacht. Zwar wird er mit dem FC Augsburg am heutigen Freitag (20 Uhr) die neue Continental-Arena, die direkt an der A3 liegt, offiziell eröffnen. Die hochmoderne, reine Fußball-Arena ist mit 15000 Zuschauern schon lange ausverkauft, doch trifft er dort nur auf einen Viertligisten.

    Nach Weinzierls Abgang begann die rasante Talfahrt des SSV Jahn Regensburg, die nach zwei Abstiegen in den vergangenen drei Jahren in der Regionalliga vorerst zum Stehen kam. „So was hätte ich nicht erwartet“, blickt Weinzierl etwas irritiert Richtung Regensburg.

    Natürlich sagt er, sei es ein „besonderes Spiel“ für ihn, weil „ich da mal Trainer war und weil es bei mir zu Hause ist“. Sein Wohn- und Geburtsort Straubing ist nicht einmal 40 Kilometer entfernt. Aber in erster Linie sieht Weinziel darin einen guten Test für sein Team in der Vorbereitung: „Vor 15000 Zuschauer in einem neuen Stadion, auf einem Topplatz. Da läuft es sich leichter, wenn die Beine müde sind.“ Die Akte Regensburg hat er, so scheint es, für sich geschlossen.

    Groteskes Bild in Regensburg

    Ein Blick hinein zeigt ein groteskes Bild. Bei dem Traditionsklub hat man in Rekordzeit auf sportlicher Ebene all das eingerissen, was Weinzierl aufgebaut hat. Allerdings hat man jetzt ein bundesligataugliches Stadion zur Verfügung, das rund 53 Millionen Euro gekostet hat. Zum Vergleich: Das Augsburger Stadion mit doppelt so viel Platz (30660 Zuschauer) kostete rund 45 Millionen Euro. Dort spielen jetzt der FC Bayern und Co. In Regensburg gastiert kommende Saison Schalding-Heining.

    Weinzierl sagt dazu: „Ich freue mich, dass das Stadion fertig ist. Wir haben damals die Basis gelegt, weil es uns auch mit sehr viel Herzblut immer wieder gelang, sportlichen Erfolg zu haben, auch unter schwierigen Bedingungen.“ Weinzierl begeisterte in seiner Amtszeit die Regensburger wieder für ihren traditionsreichen Fußball.

    Spiel Regensburg-FCA im Livestream bei uns

    Seine Nachfolger sollten dem FCA oder dem FC Ingolstadt nacheifern.

    Jetzt kommt der FCA als Nothelfer. Ein Fußballfest ist geplant. Für 90 Minuten wird es wieder sein wie vor drei Jahren, als Markus Weinzierl Regensburg träumen ließ.

    Augsburger Allgemeine Online überträgt das Spiel in Kooperation mit mittelbayerische.de heute Abend im Livestream.

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