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FC Augsburg: Zdenko Miletic: Der Trainer, der die Torhüter formt

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Zdenko Miletic: Der Trainer, der die Torhüter formt

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    Zdenko Miletic hat als Torwarttrainer schon mit sechs Cheftrainern zusammengearbeitet.
    Zdenko Miletic hat als Torwarttrainer schon mit sechs Cheftrainern zusammengearbeitet. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Dass Zdenko Miletic am Montag seinen 50. Geburtstag in Augsburg feiern wird, das hätte er im Januar 2002 nicht gedacht, als er beim FC Augsburg unterschrieb. „Ehrlich gesagt, nicht. Aber in Augsburg hat es uns damals direkt gefallen und es war schnell klar, dass es für meine Familie und mich nach meiner Karriere nur zwei Möglichkeiten gab: Entweder zurück nach Kroatien oder hier in Augsburg bleiben“, sagt der Torwarttrainer des Bundesligisten heute. Bereut hat er seine Entscheidung nie. Längst sind seine Frau Dubravka und seine Töchter Ana, 21, und Barbara, 25, in Königsbrunn heimisch geworden.

    Walther Seinsch lockte Miletic damals in die Bayernliga

    Mit 33 war der Torhüter damals vom Zweitligisten Arminia Bielefeld zum FCA in die viertklassige Bayernliga gewechselt. Walther Seinsch hatte 2000 das Zepter übernommen und der Selfmade-Millionär wollte mit aller Macht in der Fußball-Hierarchie nach oben. Miletic sollte ein wichtiger Baustein werden. Der hatte eine 18-monatige Verletzungsodyssee hinter sich und keine Zukunft mehr in Bielefeld. „Walther Seinsch hat mir damals in einem Gespräch die Ziele aufgezeigt mit dem Aufstieg in die 1. Bundesliga und dem Stadionneubau möglichst bis 2007 zum 100-jährigen Bestehen. Das hörte sich reizvoll an. Es gab die finanziellen Möglichkeiten und in der Rosenau konnte man durchaus 2. Liga spielen.“

    Unter Jos Luhukay feierte er den Aufstieg in die erste Liga.
    Unter Jos Luhukay feierte er den Aufstieg in die erste Liga. Foto: Fred Schöllhorn

    Es herrschte Goldgräbermentalität in Augsburg. In der Regionalliga kamen dann Spieler wie André Hofschneider (jetzt Trainer bei Union Berlin), Jörg Reeb oder Jörg Bode. Und Trainer wie Ernst Middendorp oder Armin Veh. Doch prominente Namen garantierten nicht den Durchmarsch in die 2. Bundesliga. „Wir hatten dann in der Regionalliga schon den einen oder anderen Dämpfer. Darum hat es etwas länger gedauert als geplant“, erinnert sich Miletic. Als er seine aktive Karriere nach 110 Regionalliga- und vier Zweitliga-Spielen für den FCA beendete und in den Trainerstab wechselte, spielte der damalige Zweitligist noch im Rosenaustadion.

    Über Ralf Loose: " Zuerst hab’ ich gedacht, der hat Tomaten auf den Augen"

    Dabei hatte sich Miletic das im Oktober 2007 alles anders vorgestellt, als ihn der neue Trainer Ralf Loose im Kurztrainingslager in Bad Gögging zu sich bat. „Ich habe in diesem Trainingslager wirklich bombig gehalten und dann bittet mich Loose zum Gespräch. Da hab’ ich gedacht: Okay, der Trainer hat gesehen, der ist gut drauf, dem kann man noch eine Chance geben“, erzählt Miletic und macht eine kurze Pause. „Dann sagt er, er will seinen Trainerstab erweitern und ich soll sofort Torwarttrainer machen. Zuerst hab’ ich gedacht, der hat Tomaten auf den Augen, aber es war die vernünftigere Entscheidung. Ich war ja fast schon 40.“

    Anstatt mit Sven Neuhaus, Philipp Pentke und Patrick Lehner zu konkurrieren, übernahm er das Torwarttraineramt von Kurt Kowarz. Und blieb, egal wie der Trainer hieß. Er sah Ralf Loose, Holger Fach, Jos Luhukay, Markus Weinzierl und Dirk Schuster kommen und gehen. Manuel Baum ist der sechste Trainer, der auf den Spezialisten baut. Miletic, der Überlebenskünstler? Nein, sagt er: „Ich habe meine Aufgabe auch immer darin gesehen, die Trainer, die neu gekommen sind, mit meiner Erfahrung zu unterstützen. Ich hatte ja doch ein paar Profi-Jahre hinter mir. Diese Loyalität wussten alle zu schätzen.“

    Und seine gute Arbeit. Denn Miletic, der in Sarajevo geboren ist, hat im vergangenen Jahrzehnt aus wenig viel gemacht. Während zahlreiche Vereine viel Geld für Torhüter ausgeben, suchte der FCA bisher immer auf den Ersatzbänken oder sogar auf den Tribünen und holte die Nummer eins zum Nulltarif und vertraute auf Miletic’ Arbeit.

    Das Erfolgsrezept von Miletic? "Ich rede nicht viel über Fehler, sondern über Stärken"

    Doch was ist dessen Erfolgsrezept? „Das ist kein großes Hexenwerk. Ich rede nicht viel über Fehler, sondern mehr über Stärken. Im Training versuche ich unauffällig die Fehler zu korrigieren“, sagt Miletic. Er ist Anhänger der italienischen Torhüterschule mit einem offensiven Spiel beim Eins gegen Eins, bei dem der Torhüter dem Ball entgegengeht. Der Trend in der Bundesliga geht hingegen eher zu abwartenden Blocktechniken.

    Miletic ist keiner, den jeder Hype nervös macht. So versteht er die ganze Aufregung um den mitspielenden Torhüter nicht ganz. „Jens Lehmann hat vor 20 Jahren schon offensiver gespielt als die meisten Torhüter heute. Ein guter Torhüter musste schon in den achtziger Jahren hoch stehen“, sagt er. Seine Definition eines guten Torhüters ist so einfach wie plausibel: „Das Wichtigste ist immer noch, dass er hinten keine dicken Klöpse macht.“

    So formte er Simon Jentzsch, der beim VfL Wolfsburg eineinhalb Jahre auf der Tribüne saß, ehe er im Juni 2009 zum FCA wechselte. Miletic führte Jentzsch zurück zu altem Leistungsvermögen und der Hüne war ein Garant für den Bundesliga-Aufstieg. „Der konnte nach einer trägen Trainingseinheit auf einen Schalter drücken und war zu tausend Prozent da und hat funktioniert. Das war eine Gabe, das kann nicht jeder“, erinnert sich Miletic. Alexander Manninger war vier Monate vereinslos, ehe ihn der FCA im November 2012 als Ersatz für den Verletzten Jentzsch holte. Miletic machte ihn bundesligatauglich.

    Mit 60 Jahren noch auf der FCA-Bank? Miletic hätte nichts dagegen

    Und Marwin Hitz hatte vor seinem Wechsel von Wolfsburg zum FCA gerade mal 13 Bundesligaspiele in knapp fünf Jahren für den VfL bestritten. Jetzt fährt Hitz mit der Schweiz zum zweiten Mal zur WM. Ob Hitz, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, weiter für den FCA spielen wird, weiß Miletic nicht. „Man muss abwarten, was passiert. Soweit ich weiß, haben wir zwei Torhüter (Anm. d. Red.: Andreas Luthe und Fabian Giefer) sicher für die nächste Saison unter Vertrag und deswegen habe ich diesbezüglich auch keine Bedenken.

    Miletic lässt alles auf sich zukommen. Am Sonntag (15.30 Uhr) wird er beim Heimspiel gegen den FSV Mainz 05 wieder neben seinem Cheftrainer Platz nehmen. Und wenn er dort in zehn Jahren – dann als 60-Jähriger – noch immer sitzt, hätte er nichts dagegen. „Schön wäre es. Denn das würde ja heißen, ich bin weiterhin gesund geblieben und der FCA wäre weiter in der Ersten Bundesliga.“ Er tut auf jeden Fall als Torwarttrainer alles dafür.

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