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Foto: eLoaded, Steinbacher Consult, Sortimo
Foto: eLoaded, Steinbacher Consult, Sortimo

Die Visualisierung zeigt, wie der Sortimo Innovationspark in Zusmarshausen einmal aussehen soll. Neben den Ladestationen gibt es Gebäude mit Gastronomie, Handel und Büros.

Kreis Augsburg
01.09.2017

Die größte Stromtankstelle der Welt kommt nach Zusmarshausen

Von Manuela Bauer

Der Fahrzeugausstatter Sortimo baut in Zusmarshausen einen Innovationspark für Elektromobilität. Dort soll man nicht nur sein Auto laden, sondern auch einkaufen und arbeiten.

Bei Zusmarshausen im Landkreis Augsburg soll die größte Stromtankstelle der Welt entstehen. Ab dem kommenden Jahr können dort Fahrer von Elektroautos an 144 Punkten ihr Fahrzeug aufladen – und währenddessen essen, einkaufen oder arbeiten.

Wobei: Wer einen der 24 „Supra-Schnelllader“ mit einer Leistung von 350 Kilowatt (kW) nutzt, hat dafür wenig Zeit. Denn das Auto könnte so innerhalb von zehn Minuten voll geladen sein, sagt Planer Frank Steinbacher. Könnte. Denn: „Es gibt derzeit noch kein Fahrzeug am Markt, das das kann“, gibt der Ingenieur zu. Die Lademöglichkeit dafür wird es in Zusmarshausen aber schon bald geben. Zusätzlich werden 120 Schnelllader (bis 50 kW) gebaut, an denen die Akkufüllung etwa eine Stunde dauern wird.

Hinter dem Projekt steht die Firma Sortimo. Der Fahrzeugausstatter hat seit 25 Jahren seinen Sitz in Zusmarshausen – und zwar direkt gegenüber dem Areal an der Autobahn, auf dem nun der „Innovationspark“ entstehen wird. Seit die A8 sechsspurig ausgebaut ist, häufen sich in Zusmarshausen die Anfragen von Unternehmen und Privatleuten, die dort bauen wollen. Für die freie Fläche direkt an der Autobahnausfahrt haben sich schon Logistiker, Hotels und Schnellrestaurants interessiert.

Zusmarshausen: Die Stromtankstelle hat wenig mit einer normalen Raststätte gemein

Doch in Zusmarshausen soll der Autobahnanschluss anders aussehen: Im Innovationspark kann man zwar auch tanken, essen und einkaufen, mit einer normalen Raststätte hat die Anlage aber wenig gemein. Es dominieren geschwungene Formen und die Farben grün und weiß. Benzin oder Diesel gibt es nicht, dafür Strom. Bis zu 4000 Autos am Tag können dort aufgeladen werden, sagt Steinbacher – eine Vision für die Zukunft, denn Anfang des Jahres gab es nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts in ganz Deutschland erst 34.000 Elektro- und 165.000 Hybrid-Autos.

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Foto: eLoaded, Steinbacher Consult, Sortimo
Foto: eLoaded, Steinbacher Consult, Sortimo

So soll der Sortimo Innovationspark zur Elektromobilität einmal aussehen.

Der Strom soll in Zusmarshausen aus regional erneuerbaren Energien kommen. Und die Kunden sollen die Ladezeit nutzen. Es gibt ein zentrales Gebäude mit Gastronomie und Einkaufsmöglichkeiten, Geschäftsleute können Konferenz- und Büroräume mieten. Zusätzlich entstehe auf dem Gelände ein Energiespeicher mit 1,2 Megawattstunden, in dem Strom aus Photovoltaikanlagen umliegender Unternehmen und Haushalten gespeichert werden könne, kündigt Steinbacher an.

Die gesamte Anlage ist barrierefrei geplant. Nicht nur das Gelände – die Stecker zum Beispiel kommen an den Ladesäulen von der Decke, damit man nicht über das Kabel stolpern kann –, sondern auch die digitale Infrastruktur. Das heißt: Der Kunde wird alles über eine App auf seinem Smartphone nutzen können. So erkennt die Anlage zum Beispiel das Auto des Fahrers und weist ihm die passende Ladesäule zu. Und die Kunden können Büros übers Smartphone mieten oder ihre Interneteinkäufe aus gekühlten Boxen abholen.

Mit der Energiemenge 550 Mal zum Mond und zurück

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Foto: Marcus Merk
Foto: Marcus Merk

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt gab am Freitag den Startschuss für den Sortimo Innovationspark Zusmarshausen.

Am Freitag haben die Beteiligten die Details des Projekt vorgestellt. Prominentester Gast war Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, der das Vorhaben als „bisher einzigartig“ und „unglaublich beeindruckend“ bezeichnet. Das wird „definitiv die größte Elektroladestruktur der Welt“, sagt Planer Steinbacher – was Ladepunkte, -leistung und -geschwindigkeit betreffe. Sie soll alle Ladetechniken abdecken, die derzeit auf dem Markt sind. Steinbacher nennt beeindruckende Zahlen: Im Innovationspark könne bei voller Auslastung eine Energiemenge von 88 Millionen Kilowattstunden pro Jahr und damit eine Fahrleistung von etwa 420 Millionen Kilometern jährlich geladen werden – das entspricht gut 550 Mal der Strecke zum Mond und wieder zurück. Sortimo-Geschäftsführer Klaus Emler erklärt, das Unternehmen investiere einen zweistelligen Millionenbetrag in den ersten Bauabschnitt. Und betont, dass die weitere Entwicklung des Areals davon abhängt, wie sich die Zulassungszahlen von Elektroautos entwickeln. In weiteren Bauabschnitten sind noch zwei Gebäude als „Forschungs- und Innovationszentren“ mit Büros und Werkstätten geplant. Für den ersten Teil fehlen nur noch letzte Genehmigungen, dann kann die Erschließung losgehen.

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