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Deutsche Bahn: Ronald Pofalla - der Mann mit dem Zug nach oben

Deutsche Bahn

Ronald Pofalla - der Mann mit dem Zug nach oben

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    Ronald Pofalla ist Bahnvorstand für Regeltreue, Datenschutz, Recht und Konzernsicherheit.
    Ronald Pofalla ist Bahnvorstand für Regeltreue, Datenschutz, Recht und Konzernsicherheit. Foto: Hendrik Schmidt/Archiv (dpa)

    Wenn Sympathieträger Menschen sind, an denen Zuneigung anderer förmlich kleben bleibt, gehört Ronald Pofalla nicht zu der Spezies. Der 57-jährige, vom Niederrhein stammende Mann mit der charakteristisch näselnden Stimme und dem noch blond wirkenden, seitengescheitelten Haar scheint es eher mit Franz Josef Strauß zu halten: „Everybody’s darling is everybody’s Depp.“

    Dabei kann es Pofalla auch filigraner. Ob in seiner Zeit als CDU-Generalsekretär oder Kanzleramtsminister – es fiel auf, wie hingebungsvoll er Strippen zieht. Manchmal zupfe aber auch ein Stratege an der falschen Strippe, heißt es in Berlin über das heutige Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG, dessen Wechsel von der Politik zum Staatskonzern von ätzender Kritik begleitet war. Und wenn die falsche Strippe bearbeitet wurde, ist oft Häme der Lohn. Pofalla hat immer wieder danebengelangt. Jüngst musste er Spott einstecken, als ihn die Bild in der von der Zeitung zugegeben sehr hoch gehängten Montblanc-Affäre als Raffke präsentierte. Nach Informationen des Blattes hat Pofallas Bundestagsbüro zwischen 2006 und 2009 insgesamt 39 Artikel der Luxus-Füllerfirma für knapp 15.000 Euro bestellt.

    Schadet der Wirbel Pofallas Ansehen als Bahn-Vorstand? Insider glauben, die Tinten-Nummer werde an „Teflon-Ronny“ abprallen und kaum Kleckse hinterlassen, wie zuvor schon andere Skandälchen. Denn Pofalla startet privat wie beruflich bei Rückschlägen neu durch. Nach zwei geschiedenen, kinderlosen Ehen traute er sich ein drittes Mal und heiratete die 22 Jahre jüngere Anwältin Nina Hebisch. Pofalla ist selbst Jurist.

    Als Politiker gehörte er – ganz im Sinne von Strauß – dem Verein für deutliche Aussprache an, manchmal für überdeutliche, was ihn für einige durchaus als Quartals-Choleriker erscheinen lässt. So soll er dem mit gehörigem Nerv-Potenzial ausgestatteten CDU-Vielsprecher Wolfgang Bosbach enthemmt zugerufen haben: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen.“ Aber immerhin, der Übeltäter hat sich für die verbale Entgleisung entschuldigt.

    Ronald Pofalla: Das bedeutet "Pofallern"

    In einer heute eher braven Politikerzunft sticht Pofalla heraus. Lange vorbei sind die deftig-verbalen Zeiten eines Herbert Wehner oder Joschka Fischer. Pofalla wurde gar die zweifelhafte Ehre zuteil, dass aus seinem Nachnamen ein neues Wort kreiert wurde. „Pofallern“ beschreibt demnach das voreilige Ausrufen der Beendigung unangenehmer Zustände. So hatte der CDU-Mann zu rasch einen Schlussstrich unter die Affäre um die Ausspähung Deutscher durch den US-Geheimdienst NSA gesetzt, was ihm einen zünftigen Shitstorm einbrachte.

    Seine eigene Karriere sieht Pofalla wohl nicht als beendet an. Wie es heißt, sei er bereit, den immer mehr in der Kritik stehenden Bahn-Chef Rüdiger Grube früher oder später zu beerben. Pofalla ziehe jedenfalls schon kräftig Strippen, was sich für ihn auszahlen könnte, soll er doch als einfacher Bahn-Vorstand „nur“ rund 680.000 Euro im Jahr verdienen, während der oberste Boss 1,44 Millionen einstreicht.

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