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Weltbild: Verdi: So wird es bei Weltbild weitergehen

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Verdi: So wird es bei Weltbild weitergehen

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    Thomas Gürlebeck ist Gewerkschaftssekretär bei Verdi im Bezirk Augsburg. Er ist eng in die Weltbild-Verhandlungen eingebunden.

    Herr Gürlebeck, wie bewerten Sie den bevorstehenden Einstieg der Droege Group bei Weltbild?

    Es ist mehr als positiv, dass es nun einen Investor gibt, der an der Nachhaltigkeit des Unternehmens interessiert ist. Die Droege Group unterstützt das Zukunftskonzept „Weltbild 2.0“, das eine Beteiligung der Insolvenzverwaltung als Miteigentümer vorsieht. Die Droege Group gibt auch an, Weltbild nicht nach kurzer Zeit wieder verkaufen zu wollen. Hier unterscheidet man sich vom früheren Interessenten Paragon aus München. Damit ist die Arbeitsplatzsicherheit höher.

    Wie ist die Stimmung bei Weltbild?

    Auf der Betriebsversammlung herrschte ein Stück weit Erleichterung. Ich kann nach dem monatelangen Hin und Her aber auch verstehen, dass viele sagen „Wir wollen Fakten haben“ – oder erst an die Lösung glauben, wenn unterschrieben ist. Was die Weltbild-Mitarbeiter nach all ihren Leistungen auf jeden Fall verdient haben, ist Sicherheit und eine Perspektive.

    Der Abbruch der Verhandlungen mit Paragon kam überraschend. Woran sind die Verhandlungen gescheitert?

    An der Maßlosigkeit immer neuer Forderungen. Paragon hat sich mit jeder Woche und jedem Tag mehr enttarnt. Zuletzt wollte Paragon die Zerschlagung des Unternehmens. Beginnen wollten sie mit der Logistik. Für die Kolleginnen und Kollegen sowie für das Konzept „Weltbild 2.0“ hätte das nur Nachteile nach sich gezogen.

    Rechnen Sie damit, dass die Droege Group Weltbild wirklich 10 bis 20 Jahre weiterführt?

    Diese Zahlen sind auf der Betriebsversammlung genannt worden. Ich rechne damit, dass es Droege nicht um schnelles „Kaufen“ und „Verkaufen“ geht, sondern um nachhaltige Geschäfte.

    Maximal 50 Stellen könnten nun noch bei Weltbild wegfallen, hieß es. Wie geht es hier weiter?

    Wie angekündigt wird in den nächsten Tagen über einen Interessensausgleich und einen möglichen Sozialplan verhandelt. Mit dem neuen Investor fängt man dabei ein Stück weit von vorne an. Sicher ist: Einen Personalabbau allein um des Personalabbaus willen wird es mit dem Betriebsrat und mit Verdi nicht geben.

    Wie stellen Sie sich die Zukunft von Weltbild vor?

    Weltbild muss ein tarifgebundenes Unternehmen bleiben mit sicheren Arbeitsplätzen. Ich bin sicher, mit dem treuen Kundenstamm hat Weltbild eine sehr gute Chance am Markt. Das haben auch die letzten sechs Monate in der Insolvenz gezeigt. Und mit dem Multi-Channel-Konzept hat man anderen Versandhändlern etwas voraus. Weltbild ist ja in den Filialen genauso vertreten wie online.

    Können nun mit dem neuen Investor die bereits entlassenen Mitarbeiter in der Transfergesellschaft mit ihren Abfindungen rechnen? Die Kirche hat ja bis zu 65 Millionen Euro an Hilfsgeldern bereitgestellt.

    Nach wie vor gilt, dass die Abfindungen gezahlt werden, wenn der Kaufvertrag unterzeichnet ist. Unglücklich war, dass in den gescheiterten Verhandlungen mit Paragon das Wort „Vorvertrag“ fiel, obwohl es sich nur um eine Absichtserklärung handelte. Daraus entstand Verwirrung. Es hat ja einen guten Grund, dass die Auszahlung der Abfindungen erst nach der Unterschrift eines Kaufvertrags erfolgen soll. Damit sollte verhindert werden, dass die verbliebenen 1000 Beschäftigten ohne Geld dastehen, wäre die Investorensuche erfolglos gewesen. Wenn also die verbleibenden Beschäftigten in sicheren Gewässern sind, dann gibt es die Abfindungen. mke

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