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Kommentar: Warum die Rückkehr zur D-Mark töricht wäre

Kommentar

Warum die Rückkehr zur D-Mark töricht wäre

Stefan Stahl
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    Dieser 10-DM-Schein und die Münzen wurden vom Euro abgelöst. Viele Deutsche wünschen sich die D-Mark zurück.
    Dieser 10-DM-Schein und die Münzen wurden vom Euro abgelöst. Viele Deutsche wünschen sich die D-Mark zurück. Foto: Franz Häussler

    Hätte Deutschland auf die einstige britische Premierministerin Margaret Thatcher gehört, wären viele Bürger heute glücklich. Denn die 2013 gestorbene Politikerin hatte klar bekannt: „Wenn ich Deutsche wäre, würde ich die Bundesbank und die D-Mark auf alle Fälle behalten.“

    Es kam anders. Deutschland wurde wiedervereinigt und der Euro kam. So ist das jetzt ein seltsames, von Nostalgie, eben nationaler Wehmut getragenes Jubiläum. Denn vor 70 Jahren wurde die D-Mark in den westlichen Besatzungszonen eingeführt.

    Die D-Mark wurde zum Symbol des wirtschaftlichen Aufstiegs

    Nach dem moralischen Desaster des Zweiten Weltkriegs hatten die Deutschen wieder etwas, auf das sie stolz sein konnten: Die D-Mark wurde zum Symbol des wirtschaftlichen Aufstiegs und die nationale Notenbank erlangte als Hüterin soliden Geldes Kultstatus. So sagte der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Delors mit Ironie: „Nicht alle Deutschen glauben an Gott, aber alle an die Bundesbank.“

    Die Institution steht bis heute für die deutsche Tugend der Geldwertstabilität. Doch im Nachhinein neigen Heldengeschichten zur Verklärung. In manchem Jahr ach so ruhmreicher D-Mark-Glückseligkeit kam die Inflation ins Galoppieren. So lag die Teuerungsrate 1973 bei 7,1 Prozent und 1974 bei 6,9 Prozent.

    Und Anfang der 90er Jahre wertete die D-Mark etwa gegenüber der Lira so kräftig auf, dass sich deutsche Produkte für Italiener enorm verteuert haben. Das war gerade für bayerische Exporteure fatal.

    Mit dem Euro fiel das Wechselkursrisiko gegenüber Ländern wie Italien weg. Dennoch wünschten sich viele Deutsche gerade nach der Finanzmarkt- und Eurokrise in den Jahren 2008 und 2009 die D-Mark zurück. In mancher Umfrage gab mehr als jeder Zweite an, die alte Währung dem Euro vorzuziehen. Das war verständlich angesichts des Schulden-Albtraums griechischer Handschrift.

    Vor genau 70 Jahren wurde die Deutsche Mark eingeführt. Für viele ist sie noch immer Symbol der Wirtschaftswunders. Wir zeigen euch, was einige Konsumgüter heute in DM kosten würden.
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    Vor 70 Jahren, am 21. Juni 1948, wurde die Deutsche Mark eingeführt. Das wären heutige DM-Preise für verschiedene Produkte.

    Doch viele Experten waren zu pessimistisch. So prognostizierte die Göttinger Ökonomin Renate Ohr, einige Länder würden aus dem Euro austreten. Was für eine Fehleinschätzung! Schuldensünder wie die Griechen klammern sich an die europäische Währung, wohl wissend, dass nach einem Austritt eine neue Drachme massiv gegenüber dem Euro abwerten würde, was die Einfuhr von beliebten Waren verteuert.

    So tut auch Deutschland gut daran, in der Währungsgemeinschaft zu verharren. Denn bei einem Dexit, der Abkehr aus dem Euro-Klub, würde die Neo-D-Mark wegen der Stärke unserer Wirtschaft enorm an Wert gewinnen und Exporteuren das Leben schwer machen. Ein Stück Wohlstand könnte verloren gehen.

    Wir sollten den Euro lieben lernen

    Daher spricht der Ökonom Thomas Straubhaar in Sachen Euro zu Recht von „einem Bund der Ewigkeit“, bei dem eigentlich eine Scheidung nicht vorgesehen sei. Auch in anderer Hinsicht ist die Wiedereinführung der D-Mark keine gute Idee. Denn die zu erwartende Aufwertung der Währung würde zu einem gewaltigen Schuldenerlass anderer europäischer Länder auf unsere Kosten führen.

    Wer rational denkt, also einen Bogen um Populisten wie von der AfD macht, erkennt: Der Euro ist alternativlos und noch lange nicht gescheitert. Trotz aller Probleme mit Schuldenländern wie Italien wirkt die Währung stabil wie die D-Mark in ihren besten Zeiten.

    Natürlich bleibt es ein großes Ärgernis, dass der Zins durch die Politik der Europäischen Zentralbank verkümmert ist. Das ist ein quälender Preis dafür, dass der Euro Bestand hat. Doch insgesamt fällt die Bilanz für Deutschland positiv aus: Die Exportnation profitiert wie kaum ein anderes Land von der Gemeinschaftswährung. Der Euro bleibt uns also. Wir sollten ihn lieben lernen. Es wäre töricht, die D-Mark wieder einzuführen.

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