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Volkswagen-Skandal: Was passiert jetzt mit meinem Auto?

Volkswagen-Skandal

Was passiert jetzt mit meinem Auto?

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    Nach dem Abgas-Skandal von VW sind viele Dieselfahrer jetzt verunsichert.
    Nach dem Abgas-Skandal von VW sind viele Dieselfahrer jetzt verunsichert. Foto: Rainer Jensen/dpa (Archiv)

    Augsburg In der „Diesel-Gate“-Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Volkswagen kommen täglich neue Enthüllungen ans Licht. Was bedeuten die Entwicklungen für Dieselfahrer? Dazu einige Fragen und Antworten unserer Experten.

    Woran erkenne ich, ob mein Auto betroffen ist?

    Der Problem-Motor ist ein Vierzylinder-Turbodiesel mit Direkteinspritzung und 1,6 oder 2,0 Litern Hubraum. Er trägt die Bezeichnung EA 189. Diese Kennung ist in den Motorblock eingraviert. Ob in jedem Fall auch die Manipulations-Software zum Einsatz gekommen ist, lässt sich jedoch nicht zweifelsfrei sagen. Generell gilt: Ist das Auto nach Euro 4 oder Euro 6 eingestuft, sollte es kein Problem geben – anders bei Fahrzeugen, welche die Schadstoffnorm Euro 5 erfüllen.

    Um wie viele Fahrzeuge und um welche Modelle geht es konkret?

    Weltweit sind elf Millionen Autos betroffen, davon fünf Millionen der Kernmarke VW – etwa der Golf VI, der Passat der siebten Generation oder der erste Tiguan. Audi spricht von 2,1 Millionen Fahrzeugen; es handle sich um die Modelle A1, A3, A4, A6, Q3, Q5 und TT. Skoda nennt 1,2 Millionen Autos der Reihen Fabia, Roomster, Octavia und Superb. Seat geht davon aus, dass 700 000 Fahrzeuge der Marke betroffen sind.

    Was können Betroffene tun?

    Abwarten. Volkswagen hat gestern zugesagt, alle betroffenen Kunden in den nächsten Tagen schriftlich zu informieren. Dann erfahren Betroffene, ob sie in die Werkstatt müssen.

    Kann ich das Auto so lange unbesorgt weiterfahren?

    Natürlich. Sicherheitsrelevante Probleme sind bislang ja nicht aufgetaucht. Es geht „nur“ um die Abgasreinigung. Die Manipulations-Software wirkt sich nach VW-Angaben weder auf den Spritverbrauch noch auf die Fahrleistungen aus.

    Was wird in der Werkstatt gemacht?

    Das scheint VW selbst noch nicht so genau zu wissen. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer technischen Lösung“, lässt sich Herbert Diess, Vorstandschef der Marke VW-Pkw, zitieren. Unklar ist, ob es mit einem reinen Software-Update getan ist.

    Kann es sein, dass mein Diesel nach dem Rückruf mehr verbraucht oder weniger Leistung hat?

    Das hängt davon ab, wie VW nun nachrüstet. Axel Knöfel, Abgas-Experte am ADAC-Technikzentrum in Landsberg, hofft auf eine „nachhaltige“ Lösung. Bislang werden die Stickoxide auch dadurch unschädlich gemacht, dass ein Teil des Abgases noch einmal in die Verbrennung kommt. Diese Abgasrückführung einfach zu verstärken, hielte Knöfel für „zu billig“. Denn: Wird mehr Abgas nachverbrannt, erhöht das den Spritverbrauch, geschätzt um etwa zehn Prozent. Es kommt ferner zu Leistungseinbußen, die jedoch kaum merklich ausfallen dürften.

    Kann ich Schadenersatz fordern?

    Die Frage nach Schadenersatz stelle sich durchaus, sagt Klaus Müller, Vorstand des Verbraucherzentrale- Bundesverbands. Er sieht die Verbraucher „doppelt getäuscht“: Zum einen wollten sie mit dem Diesel ein sauberes Auto erwerben. Zum anderen setzen sie auf „Made in Germany“ und griffen dafür tief in die Tasche. „Volkswagen muss jeden betroffenen Verbraucher von Schäden freistellen“, fordert Müller. Dies hat der Konzern sinngemäß bereits angekündigt, auch um Schadenersatz-Klagen im Keim zu ersticken. Ob diese überhaupt möglich sind, ist unter Juristen umstritten. Die Bundesregierung schließt Schadenersatzansprüche derzeit nicht aus – und prüft noch. Sammelklagen wie in den USA sind in Deutschland nicht zugelassen.

    Kann ich vom Kauf zurücktreten?

    Eher nein. „Ein pauschales Rückgaberecht aufgrund des VW-Skandals in den USA ist derzeit in Deutschland nicht gegeben“, so der ADAC. Prinzipiell sei ein Rücktritt nur im Falle eines erheblichen Mangels oder nach arglistiger Täuschung des Käufers denkbar – ob dieser Sachverhalt vorliegt, könne aber nur im Einzelfall entschieden werden.

    Was bedeuten die höheren Werte für Feinstaubplakette und Kfz-Steuer?

    Erst einmal gar nichts. Denn die Stickoxide, um die sich der Abgas-Skandal dreht, sind in Deutschland weder für das eine noch für das andere relevant, wie ADAC-Sprecher Christian Buric erklärt. Die Kfz-Steuer wird anhand des Kohlendioxid-Ausstoßes berechnet. Eine Feinstaubplakette bekommen Fahrzeuge, die einen Grenzwert für den Ausstoß von Rußpartikeln nicht überschreiten. Sie dürfen nach wie vor in Umweltzonen einfahren.

    Kann es passieren, dass mein Auto die Zulassung verliert?

    Das ist unwahrscheinlich, aber theoretisch möglich. Nämlich dann, wenn VW die Nachbesserung nicht stemmt. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat Wolfsburg aufgefordert, bis 7. Oktober zu erklären, ob man sich in der Lage sehe, die Probleme zu beheben – und bis wann die Motoren nachgerüstet werden könnten. Einen ersten „Aktionsplan“ legte VW gestern vor. Sollte der Konzern keine akzeptable Lösung präsentieren können, würde die Behörde in letzter Konsequenz den betroffenen Fahrzeugen die Zulassung entziehen, wie die Welt berichtet. Die Pkw dürften dann weder bewegt noch verkauft werden. Im Interesse von Volkswagen kann das nicht sein.

    Droht mir ein Wertverlust?

    Dafür gibt es keine Anzeichen. Die Deutsche Automobil Treuhand (DAT) sieht derzeit „keine Veränderung bei der Wertentwicklung von gebrauchten VW-Dieselfahrzeugen“. Erst in sechs bis acht Wochen verfüge man über genügend Daten, um die Auswirkungen des Skandals einschätzen zu können. DAT-Chef Jens Nietzschmann warnt vor „Panikmache“ . Die aktuell einbrechenden Klickraten auf VW-Fahrzeuge im Internet seien kein Maßstab für die mittelfristige Marktentwicklung. „Aktuell erkennen wir in Deutschland weder bei den Neu- noch bei den Gebrauchtwagen der VW-Dieselfahrzeuge einen Nachfragerückgang“, zitiert Spiegel Online einen Sprecher einer großen Internet-Autobörse.

    Schummeln auch andere Hersteller bei den Abgaswerten?

    Dafür gibt es bislang keine Beweise. Mehrere Autobauer wie Daimler, BMW, Opel oder Fiat haben erklärt, sich strengstens an die Vorgaben zu halten. Das Kraftfahrt-Bundesamt will es jetzt genau wissen und untersucht Fahrzeuge „deutscher und ausländischer“ Autobauer. Die Wagen werden nicht nur auf dem Prüfstand, sondern auch im Straßenverkehr getestet. mit dpa

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