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Industrie: Wie der Wunsch nach dem sauberenAutoderRegion hilft

Industrie

Wie der Wunsch nach dem sauberenAutoderRegion hilft

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    Sie spritzt, schäumt, reinigt und pflegt – auch Autowäsche ist heute Hightec. Der Weltmarktführer für Autowaschanlagen hat seinen Sitz in Augsburg – die Firma Washtec, die derzeit stark wächst.
    Sie spritzt, schäumt, reinigt und pflegt – auch Autowäsche ist heute Hightec. Der Weltmarktführer für Autowaschanlagen hat seinen Sitz in Augsburg – die Firma Washtec, die derzeit stark wächst.

    Das erlebt man nicht häufig beim Besuch eines Industrieunternehmens. Normalerweise parkt das Auto vor der Tür, hier verschwindet es hinter einem Schaumvorhang. Und wer am Ende des Besuchs vom Hof des Augsburger Unternehmens Washtec fährt, der sitzt häufig in einem frisch gewaschenen, glänzenden Wagen. Denn Washtec stellt Autowaschanlagen her. Und eine davon steht auf dem Firmengelände – ein neues Modell mit dem Namen „SoftCare2 Pro“.

    Im Sommer löst ein Mittel die Insekten, im Winter das Salz. Die Anlage scannt die Karosserie, sprüht erst Felgenreiniger auf, dann Tiefenreiniger für den Lack. Gegen ausgeprägten Schmutz zum Beispiel an den Felgen geht die Anlage mit Hochdruck vor, trägt dann eine Politur auf, Bürsten massieren sie in den Lack ein. Ein Luftgebläse trocknet den Wagen. Doch nicht nur Fahrzeuge, auch die Zahlen und der Aktienkurs glänzen seit einiger Zeit. Und die Washtec-Spitze rund um Vorstandschef Volker Zimmermann hat für die nächsten Jahre ehrgeizige Pläne.

    Die Autowaschanlage gilt als Erfindung aus Augsburg. Gebhard Weigele und Johann Sulzberger entwickelten hier die erste automatische Waschanlage und meldeten sie am 8. August 1962 zum Patent an. Die Firma „Wesumat“ war geboren. Im gleichen Jahr brachte zudem die Augsburger Firma Kleindienst eine Anlage mit drei Bürsten auf den Markt – das Grundprinzip, dem heute die meisten Waschanlagen folgen. Im Jahr 2000 entstand aus beiden Firmen das heutige Unternehmen Washtec.

    Doch anfangs lief es holprig. Zwischen 2003 und 2005 wurde die Firma umgebaut, 2011 gab es hohe Abschreibungen auf US-Firmenwerte. An der Spitze gab es einige Wechsel. Nun scheint die neue Führungsmannschaft die Firma auf die Spur gebracht zu haben. „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr 2016 zurück. Und das Jahr 2017 verspricht, das beste Jahr der Firmengeschichte zu werden“, sagt Zimmermann. Das Führungsteam aus ihm als Vorsitzenden, Stephan Weber (Vertrieb), Karoline Kalb (Personal) und Rainer Springs (Finanzen) tritt gerne als Team auf. „Unsere Richtung stimmt“, sagt Vertriebsvorstand Weber.

    Potenzial sieht Washtec überall, wo noch mehr Autos gewaschen werden könnten. Das fängt in Deutschland an. Lange hieß es, der Markt für neue Waschanlagen wachse hierzulande kaum mehr. Das sieht das heutige Führungsteam anders. Statistisch waschen die Bundesbürger der Firma zufolge ihre Autos rund neun Mal im Jahr, davon knapp acht Mal maschinell, sonst mit der Hand. „Selbst wenn jeder Bundesbürger nur einmal häufiger in die Waschanlage fährt, wären das 44 Millionen Autowäschen im Jahr“, betont Karoline Kalb.

    Weltweit werden noch 45 Prozent der Fahrzeuge mit der Hand gewaschen, erfährt man bei Washtec. Die Firma sieht großes Potenzial gerade in Ländern wie China. „Wenn nur zehn Prozent der Chinesen auf westlichem Niveau konsumieren, wären das 130 Millionen Menschen. Dies ergibt auch großes Potenzial für die maschinelle Fahrzeugwäsche“, sagt Vertriebschef Weber. Washtec ist mit einer kleinen Produktion in China vertreten und will das Premiumsegment in den urbanen Zentren ansprechen. Bisher macht Washtec dort erst einen kleinen Teil des Umsatzes.

    Doch neue Märkte allein genügen nicht. Ein Unternehmen muss dort auch erfolgreich sein. Washtec hat sich deshalb ein neues Leitbild gegeben. „Unser oberstes Ziel ist der Kundennutzen“, sagt Karoline Kalb. Das gilt für die Waschanlagen-Betreiber – also Tankstellen, Autohäuser oder Autokonzerne. Zufrieden soll am Ende aber auch der einzelne Fahrer sein, der im sauberen Auto nach Hause fahren will.

    Der Vorstand von Washtec ist in seiner heutigen Besetzung seit Anfang 2015 an Bord. Auch Aufsichtsratschef Günter Blaschke, der seit Mai 2014 dem Kontrollgremium vorsteht, habe viel frischen Wind gebracht, sagen Beobachter. Blaschke war zuvor Chef des erfolgreichen Küchenausstatters Rational in Landsberg am Lech.

    Bei Washtec ist man zuversichtlich, dass es in den kommenden Monaten weiter nach oben geht. Das erste Halbjahr lief gut, der Auftragsbestand ist hoch. Deshalb strebt die Firma dieses Jahr ein zweistelliges Umsatzwachstum auf mindestens 410 Millionen Euro an. „Auch für die nächsten Jahre sind wir zuversichtlich, weiter zu wachsen“, sagt Firmenchef Zimmermann weiter. Die Aktie von Washtec ist seit 2016 im Börsenindex S-Dax notiert und hat in den vergangenen Jahren deutlich gewonnen.

    Den Erfolg führt Zimmermann auch auf Veränderungen in der Produktion zurück. In den Hallen montieren Mitarbeiter Waschanlagen. Die Atmosphäre ist konzentriert und ruhig, obwohl Anlage um Anlage fertiggestellt wird. Hat Washtec früher die Systeme komplett an einem Ort in der Halle montiert, folgt man heute dem Vorbild der Autoindustrie: Jede Autowaschanlage fährt von Station zu Station. An einem Ort kommt die elektronische Steuerung hinzu, an einem anderen werden die Schläuche für Wasser und Reinigungsmittel eingebaut.

    Der Vorteil der Spezialisierung: kürzere Durchlaufzeiten. „Ohne die Umstellung hätten wir die hohen Stückzahlen Ende des Jahres 2016 nicht bewältigen können“, sagt Zimmermann. Pro Jahr verlassen über 2000 Waschanlagen das Werk. In der Woche sind es rund 50, „wir können noch weiter hochgehen“, erklärt er.

    Bei Washtec ist man überzeugt, dass es immer eine Nachfrage nach Autowäsche geben wird – egal, ob in Zukunft Elektroautos durch die Straßen fahren und egal, ob dem Fahrer das Auto selbst gehört oder ob er ein Carsharing-Nutzer ist.

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