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Krisen: Angst lähmt viele junge Menschen

Krisen

Angst lähmt viele junge Menschen

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    Eine Generation in Angst - viele junge Menschen fürchten sich davor, die falschen Entscheidungen zu treffen.
    Eine Generation in Angst - viele junge Menschen fürchten sich davor, die falschen Entscheidungen zu treffen. Foto: Mascha Brichta/dpa/gms (Symbol)

    Eine Generation lähmt die Angst. Angst, sich für das falsche Studium, den falschen Beruf oder den falschen Partner zu entscheiden. „Die tausend Möglichkeiten, die in unserer Gesellschaft sich heute für jeden Einzelnen eröffnen, machen es schwer, sich einzuordnen. Wo ist mein Platz, fragen nicht wenige unserer Klienten“, berichtet Helga Kramer-Niederhauser, die Leiterin der Psychologischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung in der Diözese Augsburg.

    Ein junger Mann vertraute sich ihr an, der in kurzer Zeit hintereinander drei Beziehungen angefangen hatte. „Er glaubte immer, doch noch eine Bessere zu finden“, erzählt die Psychologin. Sein Studium hatte er abgebrochen, auch dies schien ihm nicht in seine Lebensplanung zu passen. „Die Herausforderungen, die unsere Gesellschaft stellt, sind für die nächste Generation schwer zu meistern“, urteilt Kramer-Niederhauser. Fast scheine ihr, die jungen Erwachsenen durchliefen eine verlängerte Pubertät.

    Existenzielle Krisen und Selbstzweifel

    Pfarrer Klaus Cuppok, ihr Kollege, hatte in seiner Beratung einen ziemlich schwer niedergedrückten Studenten. Der Freund hatte sich umgebracht, die Freundin von ihm getrennt, vor der Prüfung plagten ihn Ängste und Selbstzweifel. „Er hatte so eine Ungeduld mit sich selbst. Er fragte sich: Bei anderen geht es doch auch - warum nicht bei mir?“ Wie ging Cuppok mit ihm um? „Wir lassen solche Menschen erzählen: Was geht gut in Ihrem Leben? Worüber haben Sie sich vor kurzem gefreut? Worauf waren Sie stolz?“ So werden Erinnerungen an vergessene Ressourcen wach. Das viele Grau des Alltags gewinnt Farbflecken. „Ich kann diese Momente aufschreiben und daraus eine Schatzkiste anlegen“, erklärt der Priester und Therapeut.

    Manchmal müssen die psychologischen Berater den Perfektionsdrang zähmen. „Es ist nie genug, empfinden ehrgeizige junge Menschen“, berichtet Kramer-Niederhauser. Sie kriegen kein Maß vermittelt, „es kommt zu wenig Rückmeldung von außen“. So wagen sie es nicht zu sagen: Das habe ich geschafft. Dazu kommt laut der Psychologin der Anspruch der Gesellschaft, dass man nicht scheitern darf. Dabei könne auch das Überwinden von Krisen zur Reifung der Persönlichkeit beitragen.

    Stress als Auslöser

    Für 6554 Ratsuchende wurden in den 25 Stellen des katholischen Fachdienstes im vergangenen Jahr 27457 Stunden geleistet. Um über 6 Prozent stiegen die Anforderungen an die 97 Mitarbeiter. Im Lauf ihrer Gespräche stellen die Berater oft fest, dass im Hintergrund sehr viel mehr mitspielt, als die Klienten zunächst angeben. Denn daran besteht kein Zweifel: Unser Leben ist stressiger geworden. Die Ansprüche an jedes Individuum steigen und wer damit nicht klarkommt, bekommt sehr viel wahrscheinlicher Probleme auch in der Beziehung.

    der Beratungsstellen finden sich unter www.bistum-augsburg.de (Rubrik Rat & Hilfe)

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