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Wachsmotte: Müll-Problem: Plastik-fressende Raupe lässt Forscher hoffen

Wachsmotte

Müll-Problem: Plastik-fressende Raupe lässt Forscher hoffen

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    In die Wachsmotten-Larve setzen Wissenschaftler große Hoffnungen. Denn die kleine Raupe kann Plastik fressen.
    In die Wachsmotten-Larve setzen Wissenschaftler große Hoffnungen. Denn die kleine Raupe kann Plastik fressen. Foto: Federica Bertocchini (dpa)

    Die Entdeckung war ein Zufall, wie er so häufig vor großen wissenschaftlichen Fortschritten steht. Eine Hobby-Imkerin beobachtet wie Wachsmotten-Larven, die sie gerade angeekelt aus ihrem Bienenstock geholt hat, sich durch eine Plastiktüte fressen. Die Italienerin, die hauptberuflich Forscherin ist, nimmt die kleinen nimmersatten Raupen mit ins Labor - und nach eingehenderen Untersuchungen sind sie und ihre Kollegen sich einig: Das ist eine Sensation.

    Der Plastik-Kunststoff Polyethylen

    Denn die Larven der Großen Wachsmotte (Galleria mellonella) fressen und zersetzen den Kunststoff Polyethylen, kurz PE. Dieser wird neben PVC in der Plastikproduktion mit am häufigsten verwendet. Weil er gegen Wasser und viele Säuren beständig ist, wird er vor allem für Verpackungen verwendet. Alleine über eine Billion Kunststofftüten werden jedes Jahr aus Plastik hergestellt. Doch es gibt ein Problem: Der Kunststoff ist bisher kaum abbaubar. Um dem zu entgegnen wollen Forscher aus Bayern biologisch abbaubaren Kunststoff aus Kleie herstellen. "Das Bio-Plastik, das wir produzieren, wird innerhalb von zwei bis drei Wochen auch in der Umwelt abgebaut und endet damit erst gar nicht im Meer", sagte Thomas Brück von der Technischen Universität (TU) München. Vielleicht könnte in den nächsten Jahren auf Plastik-Verpackungen verzichtet werden. Könnte bis dahin die plastikfressende Raupe unsere Umweltprobleme lösen?

    Weltweit ist die Belastung durch Plastikmüll ein Problem.
    Weltweit ist die Belastung durch Plastikmüll ein Problem. Foto: Nic Bothma (dpa)

    Plastik-Verwertung könnte durch Raupe revolutioniert werden

    Die Forscher sind hoffnungsvoll. Denn die Wachsmottenlarven zersetzen den Kunststoff mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit - viel schneller als jede bisher getestete Methode. Das schreiben die Forscher im Fachblatt "Current Biology".

    An der Studie war auch Federica Bertocchini beteiligt, die Hobby-Imkerin die auf die Larven aufmerksam geworden ist. Sie beschäftigt sich beruflich eigentlich mit Hühnerembryos. In ihrer Freizeit aber züchtet sie Bienen. Bei der Säuberung eines Bienenstocks habe sie zu Hause im nordspanischen Santander, wo sie an der Universidad de Cantabria arbeitet, plötzlich "diese Würmchen" gesehen. "Die sich von Pollenresten ernähren und für uns Imker wie die Pest sind." Die Italienerin warf die Larven in eine Plastiktüte. Und siehe da: "Nach einer Weile war der Beutel voller Löcher und die Larven draußen!"

    Raupe zersetzt Plastik-Tüte vollständig

    Diese Beobachtung setzte die Forschungsarbeit der Wissenschaftlerin und ihrer Kollegen in Gange. Dabei fanden sie heraus, dass rund 100 Wachsmotten-Larven in 12 Stunden etwa 92 Milligramm einer normalen Einkaufstüte fressen können. "Das ist ein sehr schneller Abbau, schneller als alles, was zu diesem Thema bisher wissenschaftlich veröffentlicht wurde", sagte Bertocchini.

    Die Deutschen und die Umwelt

    Bio: In Deutschland gibt es europaweit den größten Markt für Bio-Lebensmittel, weltweit liegt die Bundesrepublik auf Platz zwei hinter den USA. Etwa jeder zwölfte landwirtschaftliche Betrieb im Land ist ein Bio-Betrieb. Der Handel erzielte 2014 mit Öko-Waren 7,9 Milliarden Euro Umsatz. Der „typische“ Bio-Kunde ist älter, weiblich und schaut weniger stark auf den Preis.

    Müll: In Deutschland wurden 2013 385 Millionen Tonnen Abfall weggeworfen. Davon kamen nur rund 50 Millionen Tonnen aus privaten Haushalten. Im Bereich der Verpackungsabfälle sind die Deutschen die größten Sünder innerhalb der EU – 213 Kilo warf der Einzelne im Schnitt weg.

    Energie: Nach dem Reaktorunglück im japanischen Fukushima 2011 wurde in Deutschland die Energiewende beschlossen. Dafür sollen alle Atomkraftwerke bis 2022 vom Netz gehen. Um die Versorgungslücken in Bayern zu schließen, wurde 2012 die Errichtung der Gleichstrompassage Süd-Ost beschlossen. Diese soll Windenergie aus dem Norden in den Freistaat bringen. Kritiker befürchten, dass damit aber auch Kohlestrom transportiert werden soll. In Deutschland liegt der Anteil von Ökostrom am gesamten Stromverbrauch bereits bei 33 Prozent, in zehn Jahren sollen es mindestens 40 Prozent sein.

    Wegen der hohen Zersetzungsgeschwindigkeit habe der Fund "Potenzial für bedeutende biotechnologische Anwendungen". "Wir vermuten, dass für diese schnelle Zersetzung ein Molekül oder Enzym verantwortlich ist, das wir zu isolieren versuchen werden." Dieses Enzym könne man dann in großen Umfang produzieren und es nutzen, um Plastikmüll abzubauen, hofft die junge Wissenschaftlerin. 

    Auch Bakterien fressen Plastik

    Auch andere Organismen wie Pilze oder Bakterien sind bekannt dafür, dass sie Kunststoffe abbauen können. Erst voriges Jahr wurde am japanischen Kyoto Institute of Technology ein Bakterium namens Ideonella sakaiensis entdeckt, das PET-Flaschen verdauen kann.

    Doch wie andere zuvor entdeckte "Plastikfresser" ist auch Ideonella weit davon entfernt, eine Lösung für das globale Problem mit dem Plastikmüll zu liefern. Unter optimalen Bedingungen und bei Temperaturen um die 30 Grad Celsius braucht es etwa sechs Wochen, um ein kleines Stück Polyethylenterephthalat (PET) zu zersetzen.

    Da ist die Wachsmotten-Raupe beim Abbau von Polyethylen (PE) deutlich schneller. Dieses aus Erdöl hergestellte synthetische Polymer werde vor allem zur Herstellung von weltweit rund einer Billion Tüten pro Jahr benutzt, die insgesamt rund 60 Millionen Tonnen Plastik entsprächen, erklärt Bertocchini. Plastik ist biologisch kaum abbaubar. Die Zersetzung kann mehrere Jahrhunderte dauern. Der Plastikmüll landet häufig in der Umwelt. Im Meer wird der Abfall von Fischen oder von Vögeln gefressen, die oft qualvoll an dem unverdaulichen Stoff verenden. dpa, AZ

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