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Foto: Marcus Merk
Foto: Marcus Merk

Karl Höck aus Welden am Taufbecken in der Kirche Mariä Verkündigung in Welden. Dort ist der Großvater von Papst Benedikt XVI. getauft worden. Isidor Rieger war 1860 in Welden geboren worden.

Kirche
01.03.2013

Papst-Abschied löst in Welden Wehmut aus

Von Christoph Bitzl

Der Rücktritt Benedikts XVI. hat für die Holzwinkelgemeinde eine ganz besondere Bedeutung. Dort liegen die Wurzeln des Pontifex

Welden Für die Marktgemeinde im Holzwinkel war gestern, am letzten Arbeitstag von Papst Benedikt XVI., ein besonderer Tag. Schließlich hatte in Welden dessen Großvater das Licht der Welt erblickt.

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Ein bisschen wehmütig sei er schon, gesteht Karl Höck aus Welden. Der 71-jährige Rentner hat sich viel mit dem deutschen Papst beschäftigt. „Es hat mich schon gefreut, dass wir in Welden einen solch besonderen Bezug zu ihm hatten“, sagt Höck. Vor rund sieben Jahren hatte sich herausgestellt, dass der Großvater des Papstes, Isidor Rieger, in Welden geboren wurde. 1860 ist er zur Welt gekommen und gleich am selben Tag in der Kirche Mariä Verkündigung getauft worden, erklärt Höck. Wie lange genau sich der Papstgroßvater in Welden aufhielt, ist nicht bekannt. Man wisse allerdings, dass es ihn weiter nach Oberbayern zog. Zuerst nach Kiefersfelden, einem kleinen Ort am Kaisergebirge. Dort machte Isidor eine Bäckerlehre. Später heiratete er eine Südtirolerin und kaufte eine Bäckerei in Rimsing am Chiemsee. Eines der acht Kinder Isidors war Maria, die den Gendarmeriemeister Joseph Ratzinger, den Vater Benedikts heiratete. Weil sein Vater nach Marktl am Inn versetzt wurde, kam Benedikt am 16. April 1927 in dem kleinen Ort nahe Altötting zur Welt.

Durch Zufall sei die Geschichte herausgekommen, erzählt Höck. Der Wirt des Landgasthofs zum Hirsch in Welden hat Verwandte in Rimsing, dem ehemaligen Wohnort Isidors. Diese machten die Weldener darauf aufmerksam, dass der Großvater des Papstes wohl in ihrer Gemeinde geboren sei. Nachforschungen Höcks, der damals in der Kirchenverwaltung tätig war, bestätigten dies. Die Pfarrei hatte dem Papst daraufhin einen Brief geschickt. In einem Antwortschreiben bedankte er sich für die interessanten Erkundungen und die aufrichtige Geste, blickt Höck zurück. „Benedikt ist einfach ein sympathischer, intelligenter Mann“, zeigt er sich begeistert.

Doch nicht jeder kennt die Weldener Wurzeln von Benedikt XVI.: Wolfgang Müller stammt aus Welden. Doch dass der Großvater des Papsts aus seiner Heimatgemeinde stammt, überrascht den 52-Jährigen. „Ist ja toll, dass unser Papst Vorfahren aus dem Holzwinkel hat“, freut sich Müller. Benedikts konservative Ansichten sieht der Weldener jedoch skeptisch. „Ich hoffe wirklich, dass der neue Papst aufgeschlossener mit Problemen wie Missbrauch und Aids in Afrika umgeht.“ Eine offenere Kirche würde wieder mehr und auch jüngere Menschen anziehen, ist der Weldener überzeugt.

Auch Philip Rohleder aus Welden ist erstaunt über den päpstlichen Vorfahren im Holzwinkel. „Eigentlich ist bei uns in der Gemeinde nicht viel los, aber das finde ich spannend“, sagt der 14-Jährige. Den Rücktritt des Papstes hat der Jugendliche mitverfolgt und das bevorstehende Konklave wird er sich im Fernsehen ansehen.

In den umliegenden Dörfern, die eng mit ihrer Gemeinde verbunden sind, ist man ebenso überrascht. „Das war mir nicht bekannt, aber ich sehe das auch nicht allzu euphorisch“, meint Helma Minderlein aus Heretsried. Der Rücktritt des Kirchenoberhauptes sei eine richtige und gute Entscheidung gewesen. „Seine Aufgaben in Rom hat er immer gut bewältigt“, findet sie.

Mehr Frische und Mut für neue Entscheidungen

Der 71-jährige Karl Höck findet, der Pontifex habe in seiner Amtszeit Riesiges geleistet. Dennoch sei der Rücktritt der richtige Schritt gewesen. „Die Verantwortung des Papstes ist so groß, das geht nur bei voller Gesundheit.“ Der nächste Papst dürfe deshalb gerne etwas jünger sein. So um die 65 Jahre wäre nicht schlecht, meint er. Die Kirche benötige etwas mehr Frische und Mut, neue Entscheidungen zu treffen. Vor allem das Zölibat müsse abgeschafft werden. Nur so könne man junge Nachwuchskräfte ins Pfarramt locken. Die Herkunft des Papstes spiele für ihn dagegen keine besondere Rolle. Denn ein Papst aus Bayern, noch dazu mit Weldener Vorfahren, das bleibt sowieso einmalig. (tzl, vka)

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