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Foto: Benedikt Siegert (Symbolbild)
Foto: Benedikt Siegert (Symbolbild)

Ab Montag fällt die Maskenpflicht an Grundschulen, eine Woche später auch für höhere Jahrgänge.

Landkreis Augsburg
20.03.2022

Ohne Masken im Unterricht? Eltern und Lehrer im Kreis Augsburg sind skeptisch

Von Felicitas Lachmayr, Moritz Maier

Plus Grundschüler dürfen wieder ohne Maske in den Unterricht. Bald fällt die Pflicht auch für höhere Jahrgänge. Einige Lehrkräfte und Eltern sehen das kritisch.

Die Maskenpflicht für Grundschülerinnen und Grundschüler ist passé. Ab Montagmorgen müssen Erst- bis Viertklässler im Klassenzimmer keine Schutzmasken mehr tragen. Eine Woche später entfällt die Pflicht auch für die Jahrgangsstufen fünf und sechs. Angesichts der hohen Inzidenz im Landkreis Augsburg sehen das manche Lehrkräfte und Eltern kritisch.

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An der Steppacher Grundschule ist die Anspannung groß: "Für den Schulbetrieb haben wir gerade eine katastrophale Situation wegen Corona", sagt Leiterin Brigitte Endres. Momentan würden sich viele mit dem Virus anstecken. Das Personal sei besonders betroffen, viele Schülerinnen und Schüler hätten sich schon um den Jahreswechsel mit Omikron infiziert. Mit dem Wegfall der Maskenpflicht an der Schule kommt bei Endres die Sorge auf, bald nicht mehr genügend gesunde Lehrkräfte zu haben.

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"Wenn die Ansteckungen so weitergehen, weiß ich nicht, wie wir die Kinder noch unterrichten sollen", sagt sie. Die Mittagsbetreuung musste bereits geschlossen werden. Dort seien vier von sieben Betreuern derzeit an Corona erkrankt. Bei weiteren Infektionen der Lehrerinnen und Lehrer müsse man überlegen, Klassen zusammenzulegen, was aus Infektionssicht aber noch schlechter wäre.

Schulleiterin aus Diedorf blickt mit Sorge auf die steigende Inzidenz

Christine Mayr ist Schulleiterin der Grund- und Mittelschule in Diedorf. Sie sieht den Wegfall der Maskenpflicht ebenfalls kritisch: "Wir haben in der Schule steigende Corona-Zahlen, ich mache mir große Sorgen." Doch gerade junge Schülerinnen und Schüler werden sich freuen, keine Maske mehr tragen zu müssen, sagt die Rektorin. "Die Erst- und Zweitklässler kennen nichts anderes als die Maske, sie wurden während der Pandemie eingeschult."

Die Schule werde die Eltern informieren, dass das Tragen der Maske am Platz und im Sportunterricht nun auf Freiwilligkeit beruht und man größtes Verständnis habe, wenn ein Schüler dies auch weiterhin tun möchte. Denn die Direktorin ist wegen der jetzigen Situation skeptisch: "Die Infektionszahlen steigen, gleichzeitig werden die Maßnahmen gelockert - nun ja."

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Durch regelmäßige Tests können Corona-Infektionen früh erkannt werden

Maren Hankl, Rektorin der Sankt-Ulrich-Grundschule in Schwabmünchen, hingegen hält den Wegfall der Maskenpflicht für angemessen. "Bei uns sind die Infektionszahlen momentan sehr niedrig", sagt Hankl. Keine Gruppe werde so häufig getestet wie Grundschülerinnen und Grundschüler. Ansteckungen ließen sich über die Pooltests rechtzeitig erkennen.

Nach Vorgabe des Kulturministeriums dürften die Kinder nur am Platz, im Sportunterricht und draußen auf dem Pausenhof ohne Maske unterwegs sein. Auf den Gängen müsse die Maske weiterhin getragen werden. Bei diesem Hin und Her dürften einige Masken verloren gehen, vermutet Hankl. "Wir werden einige Ersatzmasken brauchen." Die Regelung sei nicht ganz einfach durchzusetzen. Doch Hankl ist froh über die Lockerung, denn der Unterricht mit Maske sei nicht immer einfach, gerade was die Verständigung angeht. Dabei gelte für Lehrkräfte die Maskenpflicht ohnehin weiter.

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Foto: Guido Kirchner, dpa (Archivbild)
Foto: Guido Kirchner, dpa (Archivbild)

Eine Schülerin trägt im Unterricht eine Maske. Ab Montag fällt die Maskenpflicht an Grundschulen weg.

Weniger kritisch sieht auch Michael Kühn den Wegfall der Masken bei Schülerinnen und Schülern. Er ist Leiter der Dr.-Max-Josef-Metzger-Realschule in Meitingen. Dort müssen die Jüngsten die Masken noch eine Woche länger anhaben. "Ich sehe den Wegfall nicht so dramatisch, alle können die Masken weiterhin freiwillig tragen", sagt Kühn. Seiner Erfahrung nach leiden einige deutlich unter dem Tragen der Maske, anderen mache es nichts aus. "Durch das regelmäßige Testen können wir Positivfälle auch ohne Maske entsprechend früh erkennen." Kühn ist gespannt auf das fast schon ungewohnte Bild von Schülerinnen und Schülern ohne Maske.

Eltern haben unterschiedliche Meinung zu Maskenpflicht

Bei Eltern kommt die Aufhebung der Maskenpflicht unterschiedlich an. "Manche freuen sich, dass es vorbei ist, andere fordern weiterhin eine FFP2-Maskenpflicht an Schulen." Das sagt Birgit Bretthauer, Vorsitzende der Landeselternvereinigung für Gymnasien in Bayern. Der Elternverband sitze bei der Frage der Maskenpflicht zwischen den Stühlen. "Angesichts der derzeitigen Inzidenzen sehe ich persönlich die Entscheidung der fallenden Masken zumindest kritisch", sagt Bretthauer.

Zuletzt habe die Vorsitzende mit einer Schülersprecherin gesprochen, die sich für eine Verlängerung der Pflicht bis Ostern ausgesprochen habe - wobei auch bei Schülerinnen und Schülern ein heterogenes Meinungsbild herrsche. Den Vorschlag zur Verlängerung der Maskenpflicht bis Ostern unterstützt auch Endres, die Schulleiterin der Steppacher Grundschule.

Im Einzelhandel bleibt die Maskenpflicht vorerst bestehen

Anders als zunächst angekündigt, ist der Einzelhandel von den Lockerungen der Maskenpflicht in Bayern vorerst nicht betroffen. Dass dort auch weiterhin jeder zum Tragen einer FFP2-Maske verpflichtet ist, begrüßt Karl-Hans Pfleger, Geschäftsführer vom Spielwarenladen Spiel + Freizeit in Gersthofen. "Solange die Corona-Zahlen noch so hoch sind, sehe ich die Maskenpflicht als den einzig richtigen Weg im Handel", sagt Pfleger. Auch seine Mitarbeiter seien vom Tragen des Mund-Nasen-Schutzes überzeugt. "Dabei geht es um den Schutz von Mitarbeitern und Kunden, das hat Vorrang vor allem anderen."

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