Der kleine Ort Steinekirch ist reich an Wald. Bislang wird ein Großteil davon verkauft oder landet in den Öfen der etwa 500 Einwohner. Das könnte sich durch ein zentrales Heizkraftwerk ändern. Die Idee: Aus den Bäumen im Wald rund um Steinekirch sollen Hackschnitzel werden, die dort zentral verarbeitet werden. Durch ein Nahwärmenetz soll so praktisch der ganze Ort beheizt werden können. In dieser Form wäre das Projekt im Landkreis einzigartig, denn dahinter steckt eine Genossenschaft, die sich nun gegründet hat.
So soll das Nahwärmenetz funktionieren
Konkret soll das Nahwärmenetz so funktionieren: In einer zentralen Anlage mit zwei Hackschnitzelkesseln wird Heizungswasser erwärmt. Dieses Wasser wird über ein Leitungsnetz zu den dezentralen Speichern der Abnehmer geleitet. Über einen Wärmetauscher wird die Wärme des Wassers auf das Heizungssystem im Haus übertragen. Das abgekühlte Wasser fließt zurück zur Energiezentrale. Damit das funktioniert, muss aber zunächst die nötige Infrastruktur geschaffen werden.
Nachdem sich nun eine Genossenschaft gegründet hat, soll das schon im kommenden Jahr geschehen, erzählt Hermann Scherer. Er ist der Aufsichtsratsvorsitzende der neuen Genossenschaft. Den Vorstand bilden Boris Stöhr und Bernhard Süßmilich. Nach der Gründung vor wenigen Tagen hat die Genossenschaft bereits etwa 100 Mitglieder, deren Häuser mit Wärme aus dem Netz beheizt werden könnten. Auch ein neues Baugebiet soll an das geplante Nahwärmenetz angeschlossen werden. Insgesamt wären dann etwa 130 Anschlüsse vorgesehen.
Im kommenden Jahr soll mit dem Bau begonnen werden
Damit sie alle im Winter nicht frieren müssen, soll im kommenden Jahr mit dem Bau der zentralen Heizung begonnen werden. Eine Anfrage für den Bau der Anlage auf einem Grundstück in der Ortsmitte wurde bereits an die Marktgemeinde Zusmarshausen gestellt. Ihr gehört das Grundstück. Insgesamt rechnet Scherer mit Kosten von etwa 2,2 Millionen Euro für die Anlage und die Leitungen. Der größte Teil (1,7 Millionen) soll durch Zuschüsse aus Förderprogrammen finanziert werden.
Die Vorteile liegen für Scherer auf der Hand: Eine zentrale Heizungsanlage sei effizienter als viele Einzelanlagen. Obendrein sei man durch den eigenen Brennstoff, das Holz aus dem Steinekircher Wald, unabhängig – anders als bei Öl oder Gas, wo es in den vergangenen Jahren teils sehr hohe Preisschwankungen gab. Obendrein könne man dem Preisrückgang beim Brennholz entgegenwirken, wenn das Holz einen neuen Verwendungszweck bekommt. Der Wald sollte so bewirtschaftet werden, dass das Projekt nachhaltig funktionieren kann. Ob dieser Plan aufgeht, wird sich in den kommenden Jahren zeigen.
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