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Foto: Klaus Rainer Krieger
Foto: Klaus Rainer Krieger

Vergnügen im Spätsommer: Sylvia und Johann Reiter ernten Äpfel in ihrer Kleingartenanlage Alpenblick Mitte in Haunstetten.

Augsburg
06.09.2022

2000 Augsburger auf der Warteliste: Wo neue Kleingärten geplant sind

Von Andrea Baumann

Plus Altstadtrat Dieter Benkard übt Kritik, dass seit zwölf Jahren keine neue Anlage mehr entstanden ist. Zumindest in einem Stadtteil sollen die Bauarbeiten bald beginnen.

Eigentlich wollte der langjährige Kleingartenfunktionär und Altstadtrat Dieter Benkard mit seinen 78 Jahren nur noch in der eigenen Parzelle an der Wertach buddeln, säen und ernten. Doch wegen personeller Nöte ist er in seiner Oberhauser Anlage Flußbauamt E als Obmann eingesprungen – und verwaltet den Mangel. "Für unsere 60 Gärten gibt es 120 Vormerkungen, dabei werden im Jahr vielleicht zwei Gärten frei", schildert Benkard das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Aus diesem Grund ärgert er sich immer wieder aufs Neue, dass die Stadt beim Bau von neuen Kleingärten beziehungsweise Anlagen nicht mehr Gas gibt. "Seit dem ersten Bauabschnitt der Anlage Reinhold Wolff in Göggingen vor zwölf Jahren ist kein einziger Kleingarten mehr in Augsburg entstanden." Das soll sich nach Angaben des Umweltreferats in absehbarer Zeit ändern.

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Foto: Bernd Hohlen
Foto: Bernd Hohlen

Augsburgs jüngste Kleingartenanlage Reinhold Wolff in Göggingen soll um 91 Parzellen erweitert werden.

Und zwar just in der Kolonie Reinhold Wolff, die um 91 Parzellen erweitert wird. Umweltreferent Reiner Erben führt als einen Grund für die Zeitverzögerung Umplanungen an, die aufgrund zunehmender Kosten notwendig geworden seien. Derzeit würden die Vergabeunterlagen für Erdbau- und Zaunbauarbeiten erstellt. "Bei entsprechenden Angeboten sollten die Arbeiten im Herbst 2022 beginnen können", hofft Erben.

25 neue Kleingärten am Oberen Schleisweg

Auch beim zweiten Projekt am Oberen Schleisweg in Oberhausen-Bärenkeller mussten die Planer nochmals ran. Ab Oktober sollen auf dem Areal in der Nähe der bestehenden Anlage Hirblinger Straße Rodungsarbeiten beginnen, unter anderem müsse der Knöterich-Bewuchs zurückgedrängt werden. "Nach Möglichkeit soll die Vergabe der Erd- und Zaunbauarbeiten bis Ende des Jahres vorbereitet sein", heißt es aus dem Umweltreferat. Am Oberen Schleisweg sind 25 Parzellen und eine Sanitäranlage vorgesehen.

Prognosen, wann beide Anlagen fertig sind, will Erben aufgrund der derzeitigen Auftragslage der Fachfirmen sowie der Unwägbarkeiten bei Materiallieferungen nicht abgeben. Die Stadt sei für die Erd- und Zaunarbeiten sowie das Abstecken der einzelnen Parzellen zuständig. Die Verpachtung der Parzellen, der Bau der Lauben sowie die Gestaltung der einzelnen Gärten sei Angelegenheit des Stadtverbands der Kleingärtner, der Anlagen beziehungsweise der neuen Pächter.

Der Stadtverband als größter Anbieter von Kleingärten in Augsburg verfügt aktuell über 3700 Gärten in 52 Anlagen. Mit nahezu 2000 Vormerkungen ist die Warteliste so lang wie nie. Den Wunsch nach einem individuellen Erholungsort im Grünen scheint die Corona-Pandemie noch befeuert zu haben.

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Neue Parzellen werden in Augsburg nur noch rund 200 Quadratmeter groß

Überlegungen, kleinere und damit mehr Parzellen zu schaffen, gibt es schon etwas länger. Tatsächlich sind die Zeiten von 300 bis 400 Quadratmeter großen Einheiten vorbei. Sowohl in der Anlage Reinhold Wolff als auch am Oberen Schleisweg werden die neuen Gärten jeweils nur rund 200 Quadratmeter haben. Das sei mit dem Stadtverband so abgesprochen, sagt Erben. Nach seinen Angaben befürwortet das Grünamt in bestehenden Anlagen eine Teilung großer Kleingärten, bevorzugt im Falle eines Pächterwechsels. Erste Teilungen würden in Göggingen vorgenommen.

Ebenfalls in Göggingen steht ein weiteres Bauprojekt an – der Ersatz für die Kleingärten, die im Zuge der Renaturierungsmaßnahme Wertach vital weichen mussten. Doch auch der Bau der Ersatzanlage am Wasenmeisterweg verzögert sich, weil die Fläche als Zwischenlagerplatz für Bodenaushub im Rahmen des Deichbaus gebraucht wird. Der Bau der Kleingartenanlage werde erst nach Abschluss dieser Arbeiten beginnen, sagt Erben. Da hier kleinere Parzellen vorgesehen sind, peilen die Verantwortlichen rund 55 Einheiten an.

Erholungssuchende in Lechhausen und Hochzoll interessieren sich dafür, wie weit die Pläne für eine neue Kleingartenanlage auf den ehemaligen Erweiterungsflächen des neuen Ostfriedhofs gediehen sind. Der dazu nötige Bebauungsplan soll im Herbst dem Bauausschuss vorgelegt werden. Nach den Vorstellungen des Grünamts könnte die künftige Kolonie rund 80 Parzellen umfassen. Des Weiteren ist ein rund 1800 Quadratmeter großer Gemeinschaftsgarten vorgesehen, der gegebenenfalls durch einen eigenen Verein bewirtschaftet werden könnte.

Auch im Umfeld des Nordfriedhofs in Oberhausen könnten Kleingärten entstehen. Laut Erben gibt es einen privaten Bauherrn, der auf bislang landwirtschaftlich genutzten Flächen nördlich des Friedhofs eine Anlage errichten möchte. Im September soll dieses Vorhaben, für das ein Bebauungsplan notwendig ist, im Umweltausschuss diskutiert werden.

Gemeinschaftsgärten als Alternative zur eigenen Parzelle

Manche Augsburgerinnen und Augsburger finden ihr Gartenglück nicht in einer eigenen Parzelle, sondern in einer Gemeinschaftsanlage. Nach Angaben des Umweltreferats werden bestehende Projekte weiterhin mit Fachberatung und Sachmitteln unterstützt. "So konnte das Projekt ‚Grow up‘ in Kriegshaber gesichert werden, der Gemeinschaftsgarten Wertachwiese Pfersee hat trotz Pandemie seine Mitgliedszahlen stabil gehalten." Auch Patenschaften über Hochbeete würden weitergeführt. Mit Ausnahme der Hochbeete auf dem Helmut-Haller-Platz in Oberhausen. Die sollen, so der Referent, auf ausdrücklichen Wunsch der Anwohnerinnen und Anwohner wieder entfernt werden. Von Insidern ist zu hören, dass das Areal vor allem zum "Partymachen" zweckentfremdet und die Beete nicht ausreichend gepflegt worden seien.

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