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Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)
Foto: Silvio Wyszengrad (Symbolbild)

Neben dem Kö soll auch der Hauptbahnhof in Augsburg künftig videoüberwacht werden.

Augsburg
07.12.2017

Auch am Hauptbahnhof kommen Kameras

Von Jörg Heinzle

Die Polizei will den Kö per Video beobachten. Die Bahn plant ebenfalls eine Videoüberwachung in Augsburg - am Hauptbahnhof. Wieso andere Orte für die Polizei noch kein Thema sind.

Die Videoüberwachung am Königsplatz ist nicht das einzige große Projekt dieser Art, das derzeit in Augsburg geplant wird. Auch der Hauptbahnhof soll künftig umfassend mit Kameras ausgestattet werden. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn bestätigte das auf Anfrage unserer Redaktion. Die Videokameras sollen bis Ende 2019 installiert werden. Die Rede ist von einer höheren zweistelligen Zahl an Kameras. Sie sollen nahezu den gesamten öffentlich zugänglichen Bereich abdecken.

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Ursprünglich sollte der Hauptbahnhof erst nach Abschluss des Umbaus eine Videoüberwachung bekommen. Die Stadtwerke bauen derzeit einen Straßenbahntunnel unter dem Bahnhof. In diesem Zusammenhang werden auch die Unterführungen und die Zugänge zu den Bahnsteigen umgebaut. Weil der Augsburger Hauptbahnhof nun aber in ein von der Bundesregierung aufgelegtes Förderprogramm aufgenommen worden ist, kommen die Kameras wohl schon früher. Nach dem Ende des Umbaus sollen sie dann teilweise umgehängt werden.

Videoüberwachung: Nicht nur die Bahn hat Zugriff

Nach Angaben der Bahnsprecherin laufen derzeit Gespräche mit den Stadtwerken. Eine endgültige Entscheidung über die Installation der Kameras gebe es deshalb noch nicht. Vorgesehen ist, dass nicht nur die Bahn selbst auf die Bilder zugreifen kann. Auch die Bundespolizei, die für die Sicherheit an den Bahnhöfen zuständig ist, soll Zugang zu den Live-Bildern der Kameras bekommen. Die Polizei darf deshalb auch Vorschläge äußern, wo aus ihrer Sicht eine Kamera wichtig wäre.

Am Königsplatz, wo die Augsburger Polizei ab Herbst kommenden Jahres selbst eine Videoüberwachung betreiben will, ist eine 14-tägige Speicherung der Videoaufnahmen vorgesehen. Die Bahn plant mit einer kürzeren Frist von 72 Stunden. Sollten die Bilder bis dahin nicht von der Polizei oder anderen Sicherheitsbehörden als Beweismittel angefordert werden, werden die Daten automatisch gelöscht. Eine permanente Beobachtung der Videobilder wird es nicht geben. Die Mitarbeiter der Bahn-Sicherheitszentrale in München und die Beamten der Augsburger Bundespolizei können sich bei Bedarf aber jederzeit aufschalten. Das ist vergleichbar mit den Plänen der Polizei für den Kö, wo es ebenfalls keine 24-Stunden-Beobachtung geben wird.

Für den Vorplatz des Hauptbahnhofs gibt es bislang keine Kamera-Pläne. Der Platz galt vor dem Beginn des Bahnhofsumbaus als ein Treffpunkt der Trinker- und Punkerzenen. Entsprechend häufig war dort auch die Polizei im Einsatz. Seit gebaut wird, ist es aber ruhig geworden. Die Szenen haben sich andere Orte gesucht. Polizeipräsident Michael Schwald hält es aber für möglich, dass nach Abschluss des Umbaus in einigen Jahren die Probleme auf dem Bahnhofsvorplatz wieder zunehmen könnten.

Zumal die Kameras am Kö – wo sich derzeit die Trinker- und Drogenszene trifft – auch einen Verdrängungseffekt auslösen könnten. „Das wird man sich genau anschauen müssen“, sagt Michael Schwald.

Was ist mit anderen Plätzen in Augsburg?

Vorläufig sieht die Augsburger Polizei aber nur auf dem Königsplatz einen Anlass für Videoüberwachung. Das Gesetz gibt nämlich vor, dass die Polizei nur dort Kameras einsetzen darf, wo sich Straftaten und gravierende Ordnungswidrigkeiten besonders häufen. Im Polizeipräsidium hat man sich mehrere Plätze in der Stadt angeschaut. Es wurde im Detail ausgewertet, wie viele Straftaten dort jeweils begangen werden.

Als Brennpunkt stufen die Beamten nur den Königsplatz ein. Hier habe sich die Zahl aller Straftaten innerhalb von drei Jahren in etwa verdreifacht, sagt Polizeipräsident Michael Schwald. Wichtig für die Bewertung der Sicherheitslage sind besonders die sogenannten Rohheitsdelikte – unter diesem Begriff fasst die Polizei unter anderem Körperverletzungen, Bedrohungen, Belästigungen und Raubüberfälle zusammen. Am Königsplatz wurden von Januar bis September dieses Jahres 193 dieser Rohheitsdelikte gezählt. Im selben Zeitraum des Jahres 2015 waren es nur 89 Taten, im Jahr 2016 waren es bereits 170. Zum Vergleich: Auf dem Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof – auch ein Treffpunkt der Süchtigenszene – registrierte die Polizei in diesem Jahr in den ersten neun Monaten 39 Rohheitsdelikte. Auf anderen Plätzen wie dem Rathausplatz waren diese Zahlen ebenfalls um ein Vielfaches niedriger als am Kö.

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