Hotelmanager und Modehaus-Chef kritisieren Süchtigentreff-Pläne deutlich
Leonardo-Hotel und Modehaus Jung befinden sich nahe dem geplanten Süchtigentreff. Die Chefs sind in Sorge und erklären, welche negativen Auswirkungen sie befürchten.
Seit der Bekanntgabe des neuen Standorts für den Süchtigentreff befänden sie sich in großer Sorge, sagen Fabian Falzboden, Manager des Hotels Leonardo und Alexander Ferstl, Geschäftsführer und Inhaber des Modehauses Jung. Sie befürchten, dass sich die geplante Anlaufstelle für Suchtkranke in der Augsburger Pfarrei St. Johannes negativ auswirken wird - nicht nur auf ihre beiden Standorte, sondern auch auf den Stadtteil Oberhausen. Sie sind nicht alleine mit ihren Bedenken. Die Geschäftsleute üben Kritik am Plan der Stadt.
"Wir verstehen, dass die suchtkranken Menschen Betreuung brauchen." Von der Notwendigkeit eines umfangreicheren Hilfskonzepts sind sowohl der Hotelmanager als auch der Modehaus-Chef überzeugt. Doch nicht vom neuen Standort um die Ecke. Sie bezweifeln, dass dadurch die Situation auf dem Helmut-Haller-Platz am Oberhauser Bahnhof verbessert werde. "Vielmehr wird ein zweiter Brennpunkt in Oberhausen eröffnet und das an zentraler Stelle", befürchtet Alexander Ferstl.
Neuer Süchtigentreff: Was die Augsburger Geschäftsleute befürchten
Die Süchtigen würden ihre Drogen weiter im Umfeld des Bahnhofes beziehen. Er glaubt auch nicht daran, dass sich die Menschen freiwillig in einem ummauerten Kirchengarten aufhalten werden, sie seien lieber im freien Raum. Diese Entwicklung befürchten die Geschäftsleute künftig in ihrer Nähe. Schließlich befinden sich ihre Standorte nur wenige hundert Meter entfernt auf der anderen Seite der Wertachbrücke. Bereits in der Vergangenheit habe es sowohl am Hotel als auch am Modehaus problematische Zwischenfälle gegeben. Ferstl und Falzboden fragen sich, wie das erst mit dem neuen Standort werden soll. Dabei sind beide Unternehmen auf ihre hochwertigen Angebote stolz.
Das Leonardo-Hotel, das 2021 zwischen Plärrer und Wertachbrücke eröffnet hat, ist das größte Hotel in der Stadt. Knapp 100.000 Übernachtungsgäste habe man laut Falzboden im vergangenen Jahr beherbergt, auch Bundesligisten wie der FC Bayern wählten das Hotel inzwischen aus. Alexander Ferstl erzählt, dass das Modehaus Jung zuletzt extra sein Konzept geändert habe, um als traditionelles Familienunternehmen weiterhin in der immer schwieriger werdenden Wirtschaftslage zu bestehen. Man biete nun nicht nur Mode in höherem Preissegment an, sondern mit besonderen Aktionen noch mehr Einkaufserlebnis. "Wir kämpfen an diesem Standort, der sicherlich nicht einfach ist." Mit dem hochwertigen Konzept und entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa einen Sicherheits- und Parkplatzdienst, habe sich das Modehaus, das dort seit über 120 Jahren ansässig ist, bisher erfolgreich behaupten können. "Der erste Eindruck, den wir auf unsere Kunden machen, fängt eben schon vor der Tür an", erklärt Ferstl die Schwierigkeit.
So beschäftigt das Modehaus Jung auf eigene Kosten zusätzlich einen Reinigungsdienst, der täglich den Gehsteig sauber hält. "Die Wirkung der Umgebung auf Kunden ist ein äußerst sensibles Thema." Dass sich die Süchtigen künftig auch an der benachbarten Haltestelle Wertachbrücke mit Überdachung aufhalten werden, sei absehbar. Falzboden und Ferstl glauben, dass sich der neue Standort auf den gesamten Stadtteil negativ auswirken wird.
"Investoren werden es sich überlegen, hier zu kaufen und zu sanieren", so Ferstl. Dabei habe Oberhausen zuletzt als Stadtteil durch Sanierungen gewonnen. "Diese zarte positive Entwicklung, die hier aufkommt, wird durch so eine Entscheidung jäh beendet. Die Attraktivität wird leiden", sind die Geschäftsmänner überzeugt und führen weitere Gegenargumente ins Feld.
Etwa die Verkehrsachse Wertachbrücke und Donauwörther Straße, beides viel befahrene Straßen. "Gefährliche Situationen und Behinderungen durch medizinische Notlagen sind absehbar", sagt Ferstl. Der 39-Jährige und Fabian Falzboden prognostizieren auch einen "Pendelstrom" von Süchtigen zwischen Oberhauser Bahnhof und dem neuen Standort, der durch die Ulmer Straße führe. Diese Sorge teilen Christa und Hermann Huber vom gleichnamigen Trachtengeschäft in der Ulmer Straße, das dort seit fast hundert Jahren besteht. "Erst hatten wir die Pandemie, dann kommt die Baustelle in der Ulmer Straße und nun das - das sind bedenkliche Herausforderungen für kleine Unternehmen wie unseres." Dass sie erst durch die Berichterstattung unserer Redaktion von dem Vorhaben der Stadt erfuhren, stößt allen Geschäftsleuten sichtlich auf.
Auch dass der Anwohnerinformationsabend, zu dem die Stadt am Donnerstag um 17 Uhr in den Gemeindesaal St. Johannes einlädt, so kurzfristig anberaumt worden sei und sie keinen der kursierenden Wurfzettel dazu erhalten hätten, ärgert die Hubers. Hotelmanager Falzboden und Modehaus-Chef Ferstl hätten sich eine offenere Informationspolitik der Stadt gewünscht. Sie bedauern, dass sie als große Ankerunternehmen nicht in die Entscheidungsfindung einbezogen wurden. Oberbürgermeisterin Eva Weber und Ordnungsreferent Frank Pintsch werden unterdessen nicht müde zu betonen, dass man sich die Sorgen der Anwohnenden anhören werde. Sie bitten um konstruktive Diskussionen. In einem Videobeitrag in den sozialen Netzwerken betonte Weber zuletzt, dass es ihnen wichtig sei, mit Oberhausern ins Gespräch zu kommen, um Ängste abzubauen und dass der Stadtrat den neuen Standort noch nicht beschlossen habe.
Dass etliche Menschen jetzt wohl Redebedarf haben, zeigt sich alleine bei den Geschäftsleuten Fabian Falzboden, Alexander Ferstl und dem Ehepaar Huber. Sie alle sagen, dass sie an der Infoveranstaltung teilnehmen werden. Sie hätten Fragen.
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Das ist die völlig falsche Örtlichkeit. Allein die durch den ständigen Einsatz von Polizei und Rettungswagen - wie ich es als Zugfahrer über den Oberhauser Bahnhof häufig sehe - ist das tägliche Verkehrs-Chaos schon vorprogrammiert. Und wie im Bericht schon angeführt, wird auch insbesondere die Situation an der Straßenbahnhaltestelle "Wertachbrücke" völlig unzumutbar werde. Schon jetzt herrscht hier aufgrund vieler Menschen großes Gedränge. Die Stadt sollte alles so belassen wie es ist - klar, die Bewohner um den Oberhauser Bahnhof protestieren. Aber bei einer "Umsiedelung" protestieren halt dann die Bewohner des neuen Standortes. Aber aufgrund der großzügigen Fläche und der besseren Infrastruktur für Polizei und Rettungsdienst ist der bisherige Standort am Oberhauser Bahnhof eigentlich optimal. Und wenn dann Leute das Ansehen von Helmut Haller sehen, dann sollte man halt einen anderen Platz in der Stadt nach ihm benennen.
Volle Zustimmung. Schau mer mal, wird schon werden - wird einfach nicht funktionieren. Außer das Ordnungsamt/Sicherheitsdienst ist 24/7 an der Wertachbrücke und Umgebung präsent. Wer will das? Wer zahlt das? Schade, Oberhausen hätte soviel Potenzial aufgewertet zu werden.
"Oberbürgermeisterin Eva Weber und Ordnungsreferent Frank Pintsch werden unterdessen nicht müde zu betonen, dass man sich die Sorgen der Anwohnenden anhören werde". Immer wenn die beiden was "anpacken" gibt es hinterher Gesprächsbedarf. Sie entscheiden oft an den Interessen der Bürger vorbei.
Wie immer wird geredet, "wenn das Kind schon so gut wie in den Brunnen gefallen ist"..
Will man jetzt auch die letzten guten Geschäfte aus der Gegend vertreiben?.
"Ich hoffe nur, dass alle Anwohner und Gewerbetreibenden morgen Abend auftauchen und Widerstand zeigen!" Dieser Ansicht von Thomas B. stimme ich voll und ganz zu.
Ich befürchte, dass ein ganzes Viertel mit Süchtigen geflutet wird. Man kann dies bereits jetzt sehen, was so ein Tross auf dem Weg von der Frauentorstr. zum Oberhauser Bahnhof jeden Morgen so hinterlässt (wird gerne auch um 0700 auf den Gehsteig gekotzt).
Was ich nicht verstehe ist Folgendes: Diese Menschen sind schwer krank. Im Rahmen dieser Erkrankung agieren diese nicht rational. Und trotzdem denkt man, deren Verhalten (bleiben im Pfarrheim, Räumen ehrenamtlich das Wertachufer auf, lungern nicht auf dem Friedensplatz rum, usw..) wie das von gesunden Menschen vorhersagen zu können. Das wird nicht funktionieren.
>> Dass sich die Süchtigen künftig auch an der benachbarten Haltestelle Wertachbrücke mit Überdachung aufhalten werden, sei absehbar. <<
Das ist doch den Feinden des ÖPNV mit ihren amputierten HBF Umbau und ihrem Linie 5 Märchen egal...
Was sagen die Süchtigen selbst? Wo wollen sie hin bzw. wie kann es für sie aussehen?
"Diese zarte positive Entwicklung, die hier aufkommt, wird durch so eine Entscheidung jäh beendet. Die Attraktivität wird leiden" - Dies ist ein sehr wichtiger Punkt!
Ich denke, die Stadt Augsburg hat gehofft, dass sie alles in Ruhe umsetzen kann.
Ich hoffe nur, dass alle Anwohner und Gewerbetreibenden morgen Abend auftauchen und Widerstand zeigen!