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Foto: BKA/Dragan Tatic
Foto: BKA/Dragan Tatic

Zuletzt zwölf Jahre in Österreich, seit Januar 2023 in Augsburg: Prof. Dr. Klaus Markstaller ist neuer Ärztlicher Direktor am Uniklinikum Augsburg (UKA).

Augsburg
02.01.2023

Neuer Uniklinik-Chef Klaus Markstaller: "Es braucht große Würfe"

Von Max Kramer

Plus Klaus Markstaller leitet jetzt das Uniklinikum. Ein Gespräch über akute Probleme, unangenehme Entscheidungen – und seine Vision eines "Medizin-Parks Augsburg".

Herr Markstaller, Sie übernehmen im Januar als Ärztlicher Direktor am Uniklinikum Augsburg (UKA). Worauf machen Sie sich gefasst?

Klaus Markstaller: Auf ein großes und bedeutsames Klinikum in Deutschland mit sehr gutem Ruf – und gleichzeitig eine junge Fakultät, die am Wachsen ist. Das ist eine spannende Kombination, aber auch Herausforderung.

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Das Gesundheitssystem krankt, die Auswirkungen machen sich auch am UKA bemerkbar. Wo wollen Sie ansetzen?

Markstaller: Um mir ein differenziertes Bild zu verschaffen, muss ich erst viele Gespräche führen. Es ist aber vorhersehbar, dass uns die Themen Pflege- und Fachkräftemangel, Finanzierung, Energiekrise und Covid schnell beschäftigen werden.

Die Uniklinik stand in der Pandemie als Maximalversorger im Fokus. Das Personal ist ausgebrannt, manche geben ihren Beruf auf – teils mit Auswirkungen auf die Versorgung. Wie wollen Sie entgegenwirken?

Markstaller: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen generell sehr gut, wie sie bestmöglich Medizin praktizieren. Meine Aufgabe ist es, sie dazu auch in die Lage zu versetzen: Ich möchte dazu optimale Arbeitsbedingungen in allen Bereichen schaffen – von der Pflege über den ärztlichen Bereich bis hin zu Verwaltung und IT. Besonders die Ausbildung zu fördern ist mir ein Anliegen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, macht sich das unmittelbar in der Mitarbeiterzufriedenheit und in der Versorgung positiv bemerkbar.

Ist das nicht leichter gesagt als getan? Ihr Vor-Vorgänger Michael Beyer sagte zu seinem Abschied, gerade die finanzielle Lage werde "von der neuen Führung auch Entscheidungen verlangen, die nicht populär sind".

Markstaller: Mir ist bewusst, dass die Ressourcen nicht grenzenlos sind. Aber es gibt auch Hebel, die wir in der Hand haben – organisatorische Abläufe und Schwerpunktsetzungen zum Beispiel.

... Und perspektivisch auch bauliche Überlegungen, Stichworte Sanierung oder Neubau?

Markstaller: Auch das. Ich bin überzeugt, dass darin eine große Chance für den Standort Augsburg liegt.

Klingt nach einem Plädoyer pro Neubau.

Markstaller: Moderne Medizin auf höchstem Niveau, die unser Anspruch ist, muss sich baulich widerspiegeln. Dass ein Neubau prinzipiell eine Chance wäre und uns erleichtern würde, unsere Ziele zu erreichen, liegt auf der Hand. Ein Umbau über Jahre hinweg wäre eine große Zusatz-Belastung für Mitarbeitende und Patienten. Der Ausgang ist noch offen, ich hoffe aber, dass wir bald etwas Zukunftsweisendes bekommen. Die meisten Personen, mit denen ich darüber gesprochen habe, haben konstruktive Ideen favorisiert.

Was genau schwebt Ihnen vor?

Markstaller: Bei großen baulichen Maßnahmen sollte man an übermorgen denken, da ist auch Vision gefragt. Vorstellbar wäre etwa eine Art "Medizin-Park Augsburg" – ein Ort also mit ganzheitlichem Ansatz über das Klinikum hinaus. Dort könnten universitäre Einrichtungen angesiedelt sein, aber auch Fachärzte, Physiotherapie, Präventionsangebote, vielleicht auch mit Restaurants und Hotellerie. Der Standort und die Voraussetzungen wären ideal. So etwas wäre ein großer Wurf für Augsburg. Aber wenn wir etwas bewegen wollen, braucht es große Würfe.

Stichwort Vision: Der Bereich Forschung ist an der Uniklinik im Ausbau. Wie wollen Sie das Haus ausrichten?

Markstaller: Die Forschungsschwerpunkte der Universität Augsburg sind mit "Umwelt und Gesundheit" sowie "Medizinische Informatik" strategisch sehr klug gewählt. Es handelt sich um Zukunftsthemen, bei denen wir national und international vorne dabei sein können. Grundsätzlich ist Forschung aber frei. Wenn sich neue Schwerpunkte in den Fachbereichen entwickeln, werde ich dies gerne fördern.

12 Bilder
Foto: Silvio Wyszengrad
So läuft die Arbeit auf der Intensivstation am Augsburger Uniklinikum
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Dieses Schild prangt auf der Tür am Eingang der Corona-Intensivstation am Augsburger Uniklinikum.

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Fein säuberlich sortiert sind die Klamotten, die das Personal auf der Station tragen muss.

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Stephanie Mammensohn ist stellvertretende Bereichsleiterin auf der Corona-Intensivstation.

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Die Monitore zeigen an, wenn sich ein wichtiger Wert eines Covid-Patienten außerhalb der Norm bewegt.

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Dieses Zimmer wird gerade für einen neu ankommenden Corona-Patienten vorbereitet.

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Die Ausstattung, die erforderlich ist, um Covid-Patientinnen und -Patienten zu behandeln, ist hochkomplex.

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Zwei Intensivpflegerinnen bereiten sich für einen Einsatz in den Zimmern vor.

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Stephanie Mammensohn kümmert sich um die schwersten Corona-Fälle am Augsburger Uniklinikum.

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Eine Corona-infizierte Lunge: Das gesunde Gewebe ist dunkel, der weißliche Bereich zeigt Flüssigkeit an - Anzeichen des Schadens, den das Virus hinterlassen hat.

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Über den Gang auf der Intensivstation hallen verschiedene Alarmtöne.

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Die Arbeit an Corona-Patientinnen und -Patienten ist für das Personal körperlich und psychisch belastend.

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Um bestmöglich gegen eine Infektion geschützt zu sein, sind verschiedene Schutzvorrichtungen erforderlich - unter anderem Brille, Haube und Maske.

Sie waren zuletzt zwölf Jahre in Wien tätig, auch in leitender Funktion an der dortigen Uniklinik. Was kann Deutschland von Österreich lernen?

Markstaller: Ein Vergleich zwischen verschiedenen Gesundheitssystemen ist immer schwierig, aber natürlich bekommt man in vielen Jahren an einer international renommierten und etablierten Einrichtung wie der Medizinischen Universität Wien und dem AKH Wien einige Inspiration mit, worauf es in der Entwicklung eines Universitätsklinikums ankommt. Dieser Erfahrungsschatz wird für die neue Aufgabe sehr wertvoll sein.

Sie sind gebürtiger Nürnberger, haben lange in Süddeutschland gelebt. Fühlt sich der Schritt nach Augsburg ein bisschen nach Heimkehr an?

Markstaller: Ja, schon ein wenig. Ich habe den Süden Deutschlands immer sehr geschätzt, das hat die Entscheidung für Augsburg erleichtert. Stadt und Geschichte sind mir natürlich bekannt, vieles werde ich aber noch kennenlernen. Ich freue mich drauf.

Zur Person: Prof. Dr. Klaus Markstaller, 1969 in Nürnberg geboren, hat in Tübingen und Ulm Medizin studiert, in Ulm promoviert und wurde in Mainz habilitiert. Seit 2010 ist Markstaller in Wien tätig und leitet dort die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums AKH Wien. Er ist mit Dr. Monica Markstaller verheiratet, die als Fachärztin für Augenheilkunde mit ihm nach Augsburg kommt.

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