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Foto: Bernd Hohlen
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Gabriele Sachs ist Pächterin der Postweg Stuben in der Kleingartenanlage am Alten Postweg im Hochfeld. Sie kennt die Anlage schon seit ihrer Kindheit.

Augsburg
02.06.2023

Schlemmen in Augsburger Schrebergärten: Zu Pils und Pommes in die Parzelle

Von Fridtjof Atterdal

Plus Viele Kleingartenanlagen in Augsburg haben eigene Wirtschaften, die Gärtner sind allerdings die seltensten Gäste. Ein Streifzug zu den Wirten in den Stadtteilen.

Die "Postweg Stuben" im Augsburger Hochfeld sind eine Kleingartenwirtschaft, wie man sie sich vorstellt: Ein kleines, flaches Gebäude, das zugleich als Vereinsheim für die Gartenanlage dient. Mit seinen Naturholz-Fensterrahmen und blauen Fensterläden sieht es schon von Weitem einladend aus. 40 Gäste haben im Biergarten Platz, rund 60 im Inneren des Gebäudes. Wirtin dort ist Gabriele Sachs, selbst Kleingärtnerin und seit Kindertagen Dauergast in der Anlage. Wie sie gibt es viele Wirtinnen und Wirte in den Augsburger Kleingartenanlagen. Die Lokale allerdings sind nicht nur Anlaufstelle für die Pächter der dortigen Parzellen. Die Gäste kommen inzwischen aus der ganzen Stadt. Ein Rundgang.

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Seit neun Jahren führt Gabriele Sachs ihre Postweg Stuben in der Kleingartenanlage Am Alten Postweg. Natürlich ist sie selbst Kleingärtnerin und nennt einen Garten in der Anlage ihr Eigen. „Ich bin aus dem Hochfeld und wir waren schon als Kinder hier in der Anlage“, verrät sie. Doch bis sie ihren Garten richtig würdigen kann, wird es wohl noch eine Weile dauern – denn sie ist mit Herz und Seele für ihre Gäste in der Wirtschaft da. Die Größe ihres kleinen Lokals ist für sie ideal: "Sie hat für mich genau die richtige Größe – mehr Plätze könnte ich alleine nicht bewerkstelligen", sagt die Gastronomin.

Postweg Stuben: Kleingärtner trifft man hier nur selten an

Die Gartenwirtschaft hat etwas mit den meisten ihrer Pendants in den Kleingärten gemeinsam: Kleingärtner trifft man hier nur selten an. „Wir haben vielleicht zehn Stammgäste aus den umliegenden Gärten, der Rest sind auswärtige Gäste“, sagt die Wirtin. Das liege vielleicht auch daran, dass in der Anlage „Alter Postweg“ viele der 142 Gärten von Familien mit Migrationshintergrund bewirtschaftet werden, die lieber unter sich blieben.

Über zu wenig Gäste will sie sich trotzdem nicht beschweren. Sie habe viele Stammgäste aus dem Hochfeld und dem Univiertel. Aber auch aus dem naheliegenden B&B-Hotel und der Berufsschule finden immer wieder Gäste den Weg in ihr kleines Schmuckstück. Und natürlich die Besucherinnen und Besucher, die seit ihrem Fernsehauftritt bei den „Kochprofis“ die Postweg Stuben für sich entdeckt haben.

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Foto: Bernd Hohlen
Foto: Bernd Hohlen

Die Fotos von den Kochprofis in der Kleingartenkneipe schmücken dort die Wände.

„Das hat uns unheimlich Bekanntschaft gebracht“, sagt die Wirtin. Im Innenraum der Wirtschaft schmücken die Fotos der Fernsehshow eine ganze Wand. Und was sie besonders freut: An ihrem Essen hatte keiner der Kochprofis etwas auszusetzen. „Die haben die ganze Speisekarte rauf und runter probiert und es hat ihnen geschmeckt“, erzählt sie stolz. Dagegen wurde ihre Kalkulation kritisch gesehen: „Eine Gartenwirtschaft soll möglichst billig sein – aber nach der Sendung habe ich trotzdem ein wenig meine Preise erhöht, weil mir die Kochprofis aufgezeigt haben, dass es sich so nicht rechnet.“

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Nach wie vor serviert Gabriele Sachs den Gästen gutbürgerliche deutsche Küche. Und die Preise sind im Rahmen geblieben. Das Mittagsmenü wechselt täglich, besonders beliebt ist ihre Schweinshaxe, die regelmäßg am Samstag auf der Karte steht. Und Dienstag ist Schnitzeltag. Sonst gibt es Leberkäse, Currywurst oder ein Kotelett mit hausgemachtem Kartoffelsalat. Im Biergarten dürfen Wurstsalat oder Presssack mit Brot nicht fehlen. 

Gartenanlage Griesle: Der Koch kommt aus einem Luxushotel

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Foto: Bernd Hohlen
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Zeljko Maslac bietet in seinem Restaurant Kutak gehobene kroatische Küche.

Dass man für eine Gartenwirtschaft tagelang im Voraus reservieren muss, um am Wochenende einen Tisch zu bekommen, ist wohl ungewöhnlich. Dass der „Chefkoch“ in dieser Wirtschaft bis vor Kurzem in einem Zagreber Luxushotel die Küche verantwortet hat, erst recht. Auf den ersten Blick mag das Restaurant Kutak in der Gartenanlage Griesle in der Schillstraße 129 ein typisches Gartenrestaurant mit einem wunderschönen Biergarten unter eine alten Platane sein. Doch spätestens, wenn man eines der Gerichte von der Speisekarte probiert hat, wird klar: Hier dreht sich alles um leckere Balkanküche.

Wenn Zeljko Maslac von seiner Speisekarte erzählt, merkt man dem Gastronomen die Begeisterung an. „Wir nehmen nur das beste Fleisch, großteils von Metzgern aus der Region“, betont er. Dass die Gartenwirtschaft auf Google schon mal "Sterneabzug" bekommt, weil die Karte zu fleischlastig sei, nimmt er mit Humor. „Was soll man sagen, Balkanküche ist nun mal Fleisch.“ Auch sonst nimmt er die Bewertung der Suchmaschine nicht allzu ernst – wobei eine Durchschnittsnote von 4,6 (von möglichen 5 Sternen) bei 688 Rezensionen durchaus für sich spricht. „Fünf Sterne für die freundliche Bedienung? Natürlich haben wir freundliche Bedienungen, das sagt doch gar nichts aus", findet er.

Mehr sagen wohl die Gäste aus. Dass bei ihm neben Kommunalpolitikern, Sportlern und anderen Augsburger Promis auch Fußballprofis des FCA regelmäßig zum Essen kommen, liegt nicht am Ambiente, sondern an der Küche und der guten Atmosphäre, ist er sich sicher. „Bei mir werden sie jedenfalls nicht fotografiert und dann als Trophäe an die Wand gehängt. Auch Promis wollen einfach in Ruhe ein gutes Essen genießen“, ist er sich sicher.

Wobei das Ambiente doch eine Rolle spielen könnte, schließlich können sich die Fußballprofis im Inneren der Gartenwirtschaft ganz zu Hause fühlen. Zeljko Maslac hat die Möbel aus der FCA-VIP-Lounge gekauft und damit seine Gaststätte ausgestattet. Man sitzt gemütlich auf den grünen Lederstühlen und Sofas. Der Gastronom ist großer Fußballfan und überträgt auch alle Spiele des Augsburger Fußballvereins. Allerdings – obwohl gebürtiger Augsburger, schlägt sein Fußballherz für den 1. FC-Köln. "Aber ich bin natürlich auch FCA-Fan."

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Foto: Bernd Hohlen
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Im Gasthaus Kutak in der Kleingartenanlage Griesle gibt es deftiges Essen mit viel Fleisch.

Neben Balkangerichten und mediterraner Küche findet man auf der Speisekarte des Kutak auch deutsche Klassiker. „Unsere Kässpatzen sind super, auch die Currywurst mit selbst gemachter Currysauce“, schwärmt er. Im Kutak werde alles frisch zubereitet – nach eigenem Rezept, wie der Gastronom betont. Diese Rezepte hat Ehefrau Marina im Griff. „Wir wollen nicht von einem Koch abhängig sein, deshalb kümmert sich meine Frau darum.“ 

Kleingarten im Bärenkeller: "Am Rosenhang" wird griechisch gekocht

Die Gaststätte Am Rosenhang war einmal eine typische Kleingartenwirtschaft, doch mittlerweile hat sie sich zu einem über die Grenzen des Bärenkellers bekannten Speiselokal entwickelt. Hier serviert noch der Chef persönlich – es gibt griechisch-deutsche Küche. 

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Foto: Bernd Hohlen
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In der Gaststätte Am Rosenhang von Dimitrios Tselios wird original griechische Küche geboten.

Das Besondere: Die Gerichte, die hier auf den Tisch kommen, werden von der Frau des Wirtes und deren Schwester gekocht – nach traditionellen Rezepten von der Oma aus ihrem Heimatdorf. Ein Besuch im Lokal ist quasi ein kleiner Griechenland-Urlaub, sagt Chef Dimitrios Tselios. 

Die Ausrichtung zur Kleingartenwirtschaft habe sich nicht gelohnt, sagt Dimitrios, der lange Jahre die Sportgaststätte des ESV führte. Nachdem sich die Familie für einige Jahre in der Heimat in Meteora in Mittelgriechenland als Gastronomen versuchte, kehrte sie 2011 an ihre alte Wirkungsstätte in Augsburg zurück, um dort „Am Rosenhang“ zu übernehmen. „Zu dieser Zeit kamen viel mehr Gärtner zu uns zum Essen“, erinnert sich Tselios. Mittlerweile machen sie auch bei ihm höchstens noch zehn Prozent Gäste aus. Es rechnet sich einfach nicht, wenn drei Gärtner den ganzen Nachmittag mit einem Bier auf der Terrasse sitzen, begründet er den Wechsel zum Speiselokal. Neben den traditionellen griechischen Gerichten gibt es auch Putenschnitzel, Rumpsteak und Zwiebelrostbraten. Und wer es griechisch-deutsch mag, bestellt Schweinerücken mit Spätzle und Metaxa-Soße. 

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Foto: Bernd Hohlen
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Beliebt sind Calamari mit Pommes Frites.

Im Gastraum erinnern Fotografien und ein großes Wandgemälde an Meteora. Man sieht ein kleines Dorf zwischen majestätisch aufragenden Felsnadeln. Auf einem Schwarz-Weiß-Foto sieht man zwei kleine Buben auf einem Esel. „Das bin ich mit meinem Bruder“, sagt der Gastwirt und lächelt. 

Sehr beliebt ist im Sommer auch der große Biergarten des Restaurants. Für das Geschäft sei es besser, wenn die Menschen im Freien essen, verrät der Gastwirt. "Draußen gehen auch mal ein zweites Bier und noch ein Kaffee und vielleicht ein Nachtisch." Das merke man am Umsatz. "Im Winter verkaufe ich am Abend vielleicht 100 Getränke, im Sommer auf der Terrasse sind es 300."

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