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Maximilianmuseum: Auf virtuellem Weg zum Alten Einlass

Maximilianmuseum

Auf virtuellem Weg zum Alten Einlass

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    In der Abenddämmerung kommt der Besucher in dem virtuellen Rundgang im Maximilianmuseum zum Alten Einlass. Das ehemalige Nachttor Augsburgs war gut gesichert und stand in der Nähe des Augsburger Stadttheaters.
    In der Abenddämmerung kommt der Besucher in dem virtuellen Rundgang im Maximilianmuseum zum Alten Einlass. Das ehemalige Nachttor Augsburgs war gut gesichert und stand in der Nähe des Augsburger Stadttheaters. Foto: Liquid Agentur

    Ein schönes Abendlicht fällt auf die Augsburger Stadtmauer. Hinter einem liegen Felder und Wiesen, eine offene Fläche, vor einem ein Stadttor. Niemand sonst ist da, man ist ganz allein, es herrscht kein Gedränge, gibt kein Geschubse, es ist nirgendwo Großstadtlärm zu hören. Ein fast schon idyllischer Augenblick, zum Genießen. Dann erklärt einem die Museumsaufsicht aus dem Off noch einmal, sich wieder umzudrehen, den Weg entlang zu schauen und dann die Cursor-Taste zu drücken, um sich nach vorne zu bewegen.

    Das Maximilianmuseum bietet im Rahmen seiner großen Sonderausstellung zu Maximilian I. gerade einen Ausflug der anderen Art an: Mit einer Virtual-Reality-Brille und einer einfach Handsteuerung geht es zurück ins Jahr 1700, um dort den Alten Einlass erkunden zu können, das Stadttor, das zwei Jahrhunderte zuvor auf besonderen Wunsch von Kaiser Maximilian I. errichtet worden ist.

    Plötzlich steht man am Kennedy-Platz

    Ungefähr 15 Minuten dauert diese VR-Führung. Dem Zeitreisenden steht immer eine Museumsaufsicht zur Seite, die über einen zusätzlichen Monitor den Besucher durch das 1867 abgerissene Stadttor führt. Es gibt drei Punkte in dieser virtuellen Führung, die Vergangenheit und Gegenwart miteinander verbinden. Plötzlich steht man an der Volkhartstraße, am Kennedy-Platz und einmal sogar mitten im Großen Haus. Ein interessanter Einblick übrigens, weil in diesem Bild zu sehen ist, wie das Haus gerade während der Bauarbeiten aussieht.

    Spektakulär aber ist, dass man sich da wirklich in der Vergangenheit bewegt, über eine Zugbrücke geht, die es schon lange nicht mehr gibt, und einem Stadtdiener, den man nicht zu sehen bekommt, Geld in einen Korb werfen muss, um endlich das achte Tor auf dem Weg von Draußen nach Drinnen passieren zu können. Acht Tore, um in die Stadt zu kommen! Das zeigt, wie wichtig und wie schwer befestigt Stadtgrenzen früher waren.

    Hinter diesem Einblick in die Vergangenheit steckt die Augsburger Design- und Werbe-Agentur Liquid. Es ist nicht das erste Mal, dass die Agentur mit dem Maximilianmuseum zusammengearbeitet hat. Das lebende Buch im Eingangsbereich stammt ebenfalls von Liquid. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir Besucher in die Vergangenheit zurückversetzen können“, erzählt Geschäftsführer Ilja Sallacz. Im Zuge dieser Überlegungen sei man auf die Idee gekommen, das mit virtueller Realität, mit einer VR-Brille zu bewerkstelligen, Augen und Ohren der Zeitreisenden gleichzeitig anzusprechen, um einen möglichst großen Eindruck zu erzeugen. „Die Botschaft kommt dadurch an“, sagt Mit-Geschäftsführerin Carina Orschulko.

    In einem ersten Schritt hat die Agentur das Gögginger Tor anhand historischer Fotografien wieder aufgebaut – und hat mit diesem Ergebnis Kontakt mit Christoph Emmendörffer, dem Leiter des Maximilianmuseum, aufgenommen. Daraus entstand die Idee, für die Maximilian-Ausstellung den Alten Einlass wieder zu rekonstruieren, eine Aufgabe, die ungleich schwieriger war, weil die Anlage vertrackter und verwinkelter war. Forschungsarbeit war also auch noch nötig.

    Die übernahm der Student Christoph Hauptmann von der Universität Augsburg, der sich dann im Zug seiner Bachelor-Arbeit immer tiefer in die verbliebenen Zeugnisse des ehemaligen Stadttors einarbeitete. „Es wurde als Nachttor gebaut“, erklärt er. Mit einer raffinierten Mechanik konnten die Stadtdiener die Tore öffnen und die Zugbrücke aus dem Tor heraus absenken. Sie mussten selbst nicht mit den Einlass-Suchenden Kontakt aufnehmen, was den Schutz erhöhte. Ein Handwerker aus Tirol habe die Konstruktion erfunden, erklärt Hauptmann. „Ich vermute ja, dass er dort in einem Bergwerk gearbeitet hat.“ Und schon entsteht da hinter dem alten Stadttor eine neue Geschichte. Augsburg, Bergwerke, Maximilian I. – war da nicht etwas? Ja, ziemlich viele Verbindungen.

    Wer vor 500 Jahren durch den Alten Einlass in die Stadt wollte, musste nicht nur Geld mitbringen, um sich Eintritt zu verschaffen, gleichzeitig war auch ein Bürge in Augsburg selbst nötig. Und selbst wenn es diesen gab, waren die beiden Stadtdiener am Tor angehalten, einen der Bürgermeister zu wecken und zu holen, falls der Einlass Suchende fremd und gefährlich war. Anhand von Stichen, Beschreibungen und einem Plan eines Ingenieur-Hauptmanns aus dem Jahr 1819 konnte das abgerissene Stadttor von der Agentur Liquid letztlich virtuell rekonstruiert werden.

    Es gibt noch einige Ideen für die VR-Technik

    Wer in der VR-Animation den Weg durchs Stadttor zurückgelegt hat und letztlich kurz nach Sonnenuntergang noch in der Abenddämmerung in Augsburg steht, möchte von dort am liebsten die Stadt weitererkunden. Möglich ist dann der Weg durchs Gögginger Tor, das dort stand, wo heute der Königsplatz ist. Sallacz, der Geschäftsführer von Liquid erzählt, dass er das Projekt am liebsten fortsetzen würde. „Wenn ich die Reaktionen sehe, war es die viele Arbeit wert“, sagt er.

    Zu den Begeisterten gehört auch der Leiter des Maximilianmuseums Christoph Emmendörffer. „Es kommt bei den Besuchern sehr gut an.“ Und er hat auch gleich die nächsten Ideen für die neue Technik, das alte gotische Rathaus der Stadt Augsburg zu rekonstruieren, also den Vorgängerbau des heutigen Rathauses. „Dann könnten die Besucher den Saal selbst betreten, in dem Kaiser Maximilian I. die Reichstage abgehalten hat“, sagt Emmendörffer. Aber noch sind keine Folgeprojekte beschlossen.

    Ausstellung Die Sonderausstellung „Maximilian I. Kaiser, Ritter, Bürger zu Augsbur“ ist bis zum 15. September zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Donnerstag bis 20 Uhr. Für die Benutzung der VR-Brille und der virtuellen Führung „Alter Einlass“ an der Kasse nachfragen, dort gibt es zusätzliche Karten dafür mit genau festgelegter Führungszeit.

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