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Freilichtbühne Augsburg: Jesus-Darsteller sagt: "Jesus ist für mich schon immer cool gewesen"

Freilichtbühne Augsburg

Jesus-Darsteller sagt: "Jesus ist für mich schon immer cool gewesen"

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    Als Jesus spielt Markus Neugebauer auf der Freilichtbühne am Roten Tor
    Als Jesus spielt Markus Neugebauer auf der Freilichtbühne am Roten Tor Foto: Klaus Rainer Krieger

    Abend für Abend stirbt Markus Neugebauer derzeit am Kreuz – als Jesus in Andrew Lloyd Webbers Rockoper „Jesus Christ Superstar“ auf der Freilichtbühne am Roten Tor. Für diese Rolle ist der Österreicher eine Idealbesetzung. Und zwar in vielerlei Hinsicht: Schon ganz offensichtlich, weil er vielen Jesus-Darstellungen mit seinen langen blonden Haaren, die er privat auch seit Jahren so trägt, sehr nahekommt. Und auch, weil er als Sänger einer Band FreiRaum5 den rockigen Klängen Webbers die richtige Farbe gibt. Und dann hat Neugebauer sich viel mit dieser Person Jesu beschäftigt, schon lange bevor er sie auf der Bühne verkörperte.

    Jesus-Darsteller Markus Neugebauer hat sich mit der Bibel beschäftigt

    „Jesus ist für mich schon immer cool gewesen“, erinnert sich Neugebauer. „Sehr christlich“ sei er aufgewachsen und in seiner Suche nach Sinn und Wahrhaftigkeit habe er sich viel mit der Bibel beschäftigt. Die engen Regeln des Christentums habe er dabei schwer hinnehmen können. „Aber Jesus hat allen gezeigt, dass sie als Menschen wichtiger sind als Regeln“, beschreibt er seinen Eindruck. In seiner Darstellung der Musical-Figur stellt er dieses Menschsein in den Mittelpunkt. „Den religiösen Hintergrund bringt jeder Zuschauer selbst mit, den muss ich nicht spielen.“ Ihm gehe es darum, dem Publikum die Figur und deren Emotionen nahezubringen.

    Hingabe und Leidenschaft sind Worte, die immer wieder fallen, wenn Neugebauer darüber spricht, wie er seine Rollen entwickelt. „Wie geht es jemandem, der für alle sterben soll und weiß, es wird richtig, richtig wehtun?“, fragt er sich. Dafür kreiere er die Titelpartie des Webber-Musicals vor allem aus seiner eigenen Glaubenswelt und Haltung heraus. „Jeden Tag muss man spüren und wahrnehmen, wo man die Rolle in sich findet.“

    In antiken Kulissen spielt das Musical „Jesus Christ Superstar“ auf der Augsburger Freilichtbühne.
    In antiken Kulissen spielt das Musical „Jesus Christ Superstar“ auf der Augsburger Freilichtbühne. Foto: Jan-Pieter Fuhr

    Das Handwerkszeug dafür hat der gebürtige Wiener am Konservatorium seiner Heimatstadt bekommen. Dort studierte er Gesang und Schauspiel. Die Begeisterung fürs Musical entwickelte er aber schon in seiner Kindheit. Mit neun Jahren erlebte Markus Neugebauer die deutschsprachige Uraufführung von „Les Misérables“ am Wiener Raimundtheater, jenem Musical nach Victor Hugos Roman „Die Elenden“. „Immer und immer wieder“ habe er danach die CD-Aufnahme angehört und beim Song des kleinen Gavroche mitgesungen.

    Neugebauer hat bereits Erfahrung mit Musicals von Andrew Lloyd Webber

    In „Les Misérables“ ist er einige Jahre später übrigens dann tatsächlich auf der Bühne gestanden. Ebenso in Andrew Lloyd Webbers „Joseph“, „The Scarlet Pimpernel“, „Jekyll & Hyde“ und der Uraufführung von „Rudolf – Affaire Mayerling“. In Berlin und Stuttgart trat er in der Stage-Entertainment-Produktion von „We will Rock You“ auf – und heute dafür kritische Worte.

    „Es ist schade, dass diese fantastische Kunstform zum reinen Entertainment verkommen ist. „Retorten-Musicals“, die sich nur an einzelnen Songs entlanghangeln, lehnt er mittlerweile ab. „Ich mag es, wenn die Zuschauer in eine Geschichte eintauchen können, die tiefer geht und nicht nur Show ist“, sagt Neugebauer.

    Denn dass Kunst eine Möglichkeit ist, Veränderungen herbeizuführen und aus fest gefügten Rollen auszubrechen, davon ist Markus Neugebauer überzeugt. Der gebürtige Wiener hat es am eigenen Leib erfahren. „Ich bin viel zu schnell gewachsen und habe immer versucht, mich möglichst unsichtbar zu machen“, erzählt der 39-Jährige. Als er den Mut aufgebracht habe, seinen Traum von der Bühnenkarriere anzugehen, habe er aus dieser Rolle herausgefunden.

    In der nächsten Spielzeit wird Neugebauer noch einmal ans Staatstheater Augsburg kommen

    Mittlerweile gibt Markus Neugebauer als Coach diese Erfahrungen auch an andere weiter – an Künstlerkollegen ebenso wie an Mitarbeiter von Firmen. Mehrere Ausbildungen hat er dafür gemacht, sich mit Hypnose und NLP (Neuro-Linguistisches Programmieren) beschäftigt, aber ganz hat er sein ursprüngliches Metier dabei aber nicht verlassen.

    Neben Hypnose und Meditation setzt er vor allem auf Musik und Gesang bei seinen Coachings. „Die Stimme ist das stärkste Ausdrucksmittel unserer inneren Welt. Mit ihr vermitteln wir Haltung und Stimmungen und mit ihr können wir Menschen berühren.“ In seinen Seminar-Konzerten will er vermitteln, wie Musik Gefühle freisetzen und Gedankenmuster offenlegen kann, wo Worte an Grenzen stoßen.

    Dafür wird Markus Neugebauer in der nächsten Spielzeit noch einmal ans Staatstheater Augsburg zurückkehren. Am 5. Oktober findet ein Seminar-Konzert in der Brechtbühne im Gaswerk statt. Bis Ende Juli legt er aber erst einmal alle Emotionen in seine bewegende Darstellung des Jesus.

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