Du, deiner, dir, dich – vielleicht hat keine andere Band die singulären Formen des Personalpronomens „Du“ in ihren Texten und Songtiteln öfter untergebracht als die Münchener Freiheit. „Ohne dich“, ihr sicherlich größter Hit, „Tausendmal du“, „Sie liebt dich wie du bist“ sind nur einige Beispiele. Der Erfolg gab ihnen immer recht. Ihr bekanntester Hit „Ohne dich“ erreichte Mitte der 1980er Jahre Platz zwei in den deutschen Charts, in Österreich und der Schweiz sogar den ersten. Das Lied wurde außerdem in die 100 Schlager des Jahrhunderts aufgenommen. Das kann nicht jeder von seinen Stücken behaupten.
Die Münchener Freiheit ist vor allem für ihren sauberen, melodiösen und mehrstimmigen Gesang bekannt. Ja, die fünf Jungs aus der Landeshauptstadt schufen Ohrwürmer, die mehrere Generationen von vor allen weiblichen Fans bis heute verzaubern. Denn sie haben sich insbesondere einem inhaltlichen Thema verschrieben: der Liebe. Über 40 Jahre nach ihrer Gründung stehen die Münchener auf Einladung des Augsburger Stadtmarketings nun auf der Freilichtbühne und lassen das Publikum vor ausverkauftem Haus in Erinnerungen an die Jugendzeit schwelgen. Aber es das wichtigste Bandmitglied: Der frühere Kopf und Songwriter, Stefan Zauner, hat die Gruppe vor vielen Jahren verlassen, weil er als Kreativer nicht immer wieder dieselben Hits spielen wollte.
Münchener Freiheit verzaubert Fans in Augsburg
Für den 72-Jährigen wirbelt heute der 46-jährige Sunnyboy Tim Wilhelm über die Bühne. Der sieht dem früheren Schlagerbarden Jürgen Drews nicht unähnlich (wer diesen Gedanken erst einmal im Kopf hat, bekommt ihn nur mehr schwer wieder raus), hat aber eine deutlich rockigere Attitüde. Damit passt er im Prinzip wunderbar zur Band, die ein wenig nach Beatles, bisschen nach den Beach Boys und nach dem Electric Light Orchestra klingt. Live unterlegt das letzte verbliebene Gründungsmitglied Aron Strobel, 66, die Titel gerne mit breiten Gitarrensounds, was ihnen guttut und Balance gibt. Der Rest der Combo mischt auch schon seit 1983 mit. Sie liefern alles, was die Fans erwarten - und was sich in einem ihrer bekannten Titel verdichtet: „Herzschlag ist der Takt“.
„Tausendmal Du“, „Herz aus Glas“, „Bis wir uns wiedersehen“, „Ich spüre das Feuer brennen in Dir“ und und und. Zugegebenermaßen passen die Stücke eher zu 20-jährigen Musikern als zu gereiften Männern. Andererseits singt Mick Jagger auch mit 80 Jahren noch immer „I Can‘t Get No Satisfaction“ und keiner meckert. Grundsätzlich ist die Münchener Freiheit, deren Satzgesang auch heute noch einen hohen Wiedererkennungswert hat, schwer in ein Genre einzuordnen. Zunächst galten die Fünf als Popband, inzwischen ordnen sie Kritiker eher dem Schlager zu. Aber was heißt das schon?
In Augsburg spielt die Müchnener Freiheit alle Hits
Ja, die Herren, die in den 1980er Jahren zusammen mit der Spider Murphy Gang die Münchner Popmusikkultur prägten und gerne in der Roxy-Bar in der Münchner Leopoldstraße abhingen, waren damals die Helden der Mädels. Musikalisch sollte man zumindest die bekannten Nummern ernst nehmen. Das sind zwar Schnulzen, aber ziemlich gut gemachte. Und wenn sie am Ende des gut zweistündigen Konzerts „So lang man Träume noch leben kann“ spielen, krallt sich diese Nummer so krass im Ohr fest, dass man am nächsten Morgen zusammen mit ihr aufwacht.
In Augsburg spielen sie natürlich alle Hits. Der Sound ist gut, die Stimmen könnten etwas druckvoller sein. Strobels Soli sind wie immer sauber strukturiert. Wilhelm wirbelt über die Bühne wie ein Rock ‚n‘ Roller, während die älteren Herren die Sache eher ruhiger angehen lassen. Und der Mädchenschwarm vergangener Tage, Aron Strobel, lässt sein güldenes Langhaar noch wie früher bei den Solos vom Ventilator angeblasen im Licht flattern.
Die Münchener Freiheit beschwört mit jedem Ton die 1980er Jahre herauf, die zwar so toll nun auch nicht waren, von denen aber viele inzwischen im romantisch verklärten Rückblick glauben, sie seien es gewesen. Die Stimmung unter den Fans ist altersgemäß ausgelassen. Und manche jung gebliebene Mutter steht nach dem Konzert wie ein Groupie-Teenager vor Tim Wilhelm Schlange. Oder auf andere Art formuliert: Die Münchener Freiheit ist trotz kleinerer Altersverluste nicht peinlich geworden. Was man vom körperlich gut erhaltenen musikalischen NDW-ler Markus („Ich will Spaß“), der ja eigentlich Johannes Mörl heißt, nicht sagen kann. Im Vorprogramm heizte er mit aktueller Lebensgefährtin Yvonne zum Dreiviertel-Playback das Publikum mit Hits der Neuen Deutschen Welle an. Das ist künstlerisch gesehen grenzwertig. Aber eines muss man dem Markus lassen: Er kann unterhalten, die Menschen klatschen.
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