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Grippewelle 2018: In Bayern gibt es immer mehr Grippefälle

Grippewelle 2018

In Bayern gibt es immer mehr Grippefälle

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    15 Menschen in Bayern sind bisher an der aktuellen Grippewelle gestorben. Drei von ihnen kamen aus Schwaben. Dies meldet das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, kurz LGL. Seit Wochen breitet sich die Influenza im Freistaat aus. Das LGL zählte allein in der siebten Kalenderwoche 2874 neue Fälle. Insgesamt gab es im Freistaat seit Beginn der Grippe-Saison Anfang Oktober 12.617 Erkrankungen.

    Und es müsse von einer Dunkelziffer ausgegangen werden, teilte eine Sprecherin des Landesamtes mit. Denn nicht jeder Erkrankte konsultiere einen Arzt und nicht jeder akute Atemwegsinfekt werde in einem mikrobiologischen Labor auf Influenzaviren untersucht.

    Operationen müssen wegen der Grippe zum Teil ausfallen

    Mancherorts ereilt die Grippe nicht nur Patienten, sondern auch die Ärzte und das Pflegepersonal. In Günzburg ist die Situation besonders dramatisch: Mehr als 80 Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses – darunter ein Fünftel der Mediziner – fallen, wie berichtet, aus Krankheitsgründen aus. Die Folge: Einige Operationen mussten bereits verschoben werden. Auch das Augsburger Klinikum kämpft mit der Grippe. „Viele Ärzte und Pfleger in der Notaufnahme sind erkrankt. Das macht die Situation nicht leichter“, bestätigt Pressesprecherin Ines Lehmann am Freitag.

    Derzeit, so sind sich die Experten einig, befindet sich die Erkrankungswelle auf ihrem Höhepunkt: Alleine in der vergangenen Woche erkrankten in Deutschland 24.000 Menschen an der Grippe, 77 Fälle gab es in diesem Monat im Stadtgebiet Augsburg – und damit doppelt so viele wie im Jahr 2017.

    In Südschwaben ist die Situation nicht ganz so schlimm. „Insgesamt ist es natürlich spürbar, dass wir in der Grippesaison angekommen sind, dennoch sind die Zahlen üblich für diese Jahreszeit“, sagt Christine Hartke, Sprecherin des Klinikverbunds Kempten-Oberallgäu. Derzeit befänden sich zehn Grippe-Patienten in den drei Krankenhäusern. Andernorts entspannt sich die Lage langsam wieder, beispielsweise in Nordschwaben: „Wir hatten zwar auch Krankheitsfälle, aber nicht besonders viele – Gott sei Dank“, erklärt Jürgen Busse, Vorstandsvorsitzender des gemeinsamen Kommunalunternehmens Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime.

    Erste Todesfälle wegen der Grippe

    Grippe oder Erkältung: Wie kann man sich schützen?

    Die Nase läuft, der Hals kratzt, der Schädel dröhnt: Durch Deutschland rollt eine Erkältungs- und Grippewelle. Doch was unterscheidet eine Erkältung von einer richtigen Influenza? Und wie können sich Menschen schützen? Fragen und Antworten:

    WAS IST DER UNTERSCHIED ZWISCHEN EINER ERKÄLTUNG UND EINER GRIPPE? Ein grippaler Infekt, wie eine Erkältung auch genannt wird, hat mit der echten Grippe nichts zu tun. Beide werden durch verschiedene Erreger verursacht. Eine Grippe wird durch Influenzaviren ausgelöst, Erkältungen werden von mehr als 30 verschiedenen Erregern hervorgerufen wie zum Beispiel Rhino- und Coronaviren. Zu den Erkältungssymptomen zählen Halsschmerzen, Schnupfen und Husten, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber. In Einzelfällen, etwa bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem, kann jedoch auch eine Erkältung zu schweren Komplikationen führen.

    WIE ÄUSSERT SICH EINE VIRUSGRIPPE? Im Gegensatz zu einer normalen Atemwegserkrankung, die meist nach wenigen Tagen überstanden ist, schlägt die Virusgrippe schnell und heftig zu. Symptome sind in der Regel plötzlich auftretendes hohes Fieber über 39 Grad Celsius, Schüttelfrost, Muskelschmerzen, Schweißausbrüche, allgemeine Schwäche, Kopf- und Halsschmerzen, Schnupfen und trockener Reizhusten. Nicht jeder Infizierte erkrankt allerdings auch. Zudem sind eine echte Grippe und eine Erkältung nicht immer anhand der Symptome zu unterscheiden. In Zweifelsfällen lässt sich eine Grippe durch einen Rachen- und Nasenabstrich im Labor nachweisen.

    WIE KANN ICH MICH SCHÜTZEN? Vor allem Ältere und chronisch Kranke sollten sich gegen Influenza impfen lassen. Ein einfacher und effektiver Schutz gegen Infektionen ist aber auch das Händewaschen. Mehrmals am Tag sollten die Hände für 20 bis 30 Sekunden mit Wasser und Seife gewaschen werden. In einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2016 gab allerdings nur knapp jeder Zweite an, sich in der kalten Jahreszeit beim Nachhausekommen regelmäßig die Hände zu waschen.

    Es ist in jedem Fall ratsam, die Hände vom Gesicht fernzuhalten und aufs Händeschütteln zu verzichten, um die Ansteckungsgefahr zu mindern. Wenn viele Menschen zusammenkommen wie zum Beispiel im Karneval, ist das Übertragungsrisiko besonders hoch. Wechselduschen und Saunagänge härten den Körper ab und machen ihn weniger anfällig für Infekte. Zudem befeuchten nasse Tücher auf der Heizung und regelmäßiges Lüften die Raumluft, denn Heizungsluft trocknet die Schleimhäute aus und macht sie anfälliger für Viren.

    WELCHE ERKÄLTUNGS- UND GRIPPEMITTEL HELFEN? Gegen Grippeviren gibt es Medikamente, die allenfalls die Dauer der Erkrankung leicht verkürzen können. Sie können aber zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen führen. In der Regel hilft es nur, auszuruhen und abzuwarten. Es gibt freilich eine Reihe von Mitteln, die Beschwerden lindern, darunter Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol sowie abschwellende Nasensprays.

    Antibiotika helfen nicht gegen Erkältungensviren, sondern sind höchstens sinnvoll, wenn eine bakterielle Infektion der Atemwege hinzukommt und mögliche Komplikationen drohen. Auch Präparate mit Zink, Vitamin C oder Echinaceaextrakten werden oft bei Erkältungen empfohlen, zuverlässige Nachweise über die Wirksamkeit gibt es aber nicht. Wer sich rezeptfreie Medikamente aus der Apotheke holt, der sollte besser jedes Symptom einzeln bekämpfen, rät die Stiftung Warentest. Die viel beworbenen Kombipräparate, die gleich mehrere Wirkstoffe enthalten, sind nach Ansicht der Verbraucherexperten gegen Erkältung wenig geeignet.

    WARUM IST BEI SCHNUPFENSPRAYS VORSICHT ANGEBRACHT? Werden bestimmte abschwellende Nasentropfen oder -sprays länger als fünf bis sieben Tage nacheinander angewendet, kommt es zu einem dauerhaft starken Anschwellen der Nasenschleimhaut. Es entsteht ein sogenannter medikamentenbedingter Schnupfen, der dann eine oft monate- oder jahrelange Verwendung der Mittel nach sich zieht. Patienten werden regelrecht süchtig. Auf Dauer wird die Funktion der Nasenschleimhaut dadurch zerstört. (AFP)

    Die Lage bei der Deutschen Bahn hat sich ebenfalls verbessert. Vor zwei Wochen noch mussten auf den Strecken zwischen Augsburg und Bobingen sowie Ulm und Aalen, wie berichtet, mehrere Züge gestrichen werden. Mittlerweile gebe es „keine nennenswerten Krankheitszahlen“ mehr unter den DB-Mitarbeitern, erklärte eine Sprecherin gegenüber unserer Zeitung.

    Doch obwohl die Grippesaison ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, gelten nach wie vor die wichtigsten Vorsichtsmaßnahmen gegen Ansteckung wie häufiges Händewaschen, kein Händeschütteln und genügend Abstand zu den Mitmenschen. Denn wie aggressiv der Influenza-Typ in diesem Jahr ist, zeigt das Beispiel eines 45-Jährigen aus dem Landkreis Dillingen auf traurige Weise. Obwohl der Mann keinerlei Vorerkrankungen aufgewiesen hatte, starb er nach einem besonders heftigen Verlauf der Grippe. (mit dpa)

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