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NSU-Prozess: Beate Zschäpe schon 1996 verhört: Es ging um Puppe und Judenstern

NSU-Prozess

Beate Zschäpe schon 1996 verhört: Es ging um Puppe und Judenstern

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    Eine Polizisten, die an der Ermittlung gegen Uwe Böhnhardt und seine damalige Freundin Beate Zschäpe beteiligt war, hat am Mittwoch im NSU-Prozess ausgesagt.
    Eine Polizisten, die an der Ermittlung gegen Uwe Böhnhardt und seine damalige Freundin Beate Zschäpe beteiligt war, hat am Mittwoch im NSU-Prozess ausgesagt. Foto: Tobias Hase (dpa)

    Im NSU-Prozess sollen am Mittwoch drei thüringische Kriminalpolizisten vor dem Oberlandesgericht in München als Zeugen auftreten. Eine Kripo-Ermittlerin hat über eines der größeren Ermittlungsverfahren in dem Bundesland gegen Rechtsextreme wegen Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung ausgesagt.

    Puppe mit Judenstern an Autobahnbrücke

    Bei dem 1996 eröffneten Verfahren sei es um eine Puppe mit Judenstern an einer Autobahnbrücke gegangen. Als Tatverdächtigen habe die Polizei damals den späteren Zeugen sahen das NSU-Trio bei rechten Szenetreffen in LudwigsburgProzesseNSU-Terroristen Uwe Böhnhardt ermittelt - sein Fingerabdruck sei gesichert worden. Beate Zschäpe sei damals seine Freundin gewesen.

    Kripo-Ermittlerin schildert Ermittlungen gegen Zschäpe und Böhnhardt

    Das ist Beate Zschäpe

    Beate Zschäpe wurde am 2. Januar 1975 in Jena geboren. Dem Hauptschulabschluss folgte eine Ausbildung als Gärtnerin.

    Von Mitte 1992 bis Herbst 1997 ging Beate Zschäpe einer Arbeit nach, zweimal unterbrochen von Arbeitslosigkeit. So steht es in einem Bericht des ehemaligen Bundesrichters Gerhard Schäfer für die Thüringer Landesregierung. «Ihre Hauptbezugsperson in der Familie war die Großmutter», heißt es weiter.

    Mit dem Gesetz kam Zschäpe erstmals als 17-Jährige in Konflikt. Der Schäfer-Bericht vermerkt 1992 mehrere Ladendiebstähle. 1995 wurde sie vom Amtsgericht Jena wegen «Diebstahls geringwertiger Sachen» zu einer Geldstrafe verurteilt.

    Zu der Zeit war sie aber häufiger Gast im Jugendclub im Jenaer Plattenbaugebiet Winzerla, bald an der Seite des Rechtsextremen Mundlos. Über das ungewöhnliche Dreiecksverhältnis zwischen ihr, Mundlos und Böhnhardt ist viel spekuliert worden.

    Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt beteiligten sich zu der Zeit an Neonazi-Aufmärschen im ganzen Land.

    Im Alter von 23 Jahren verschwand die junge Frau mit den beiden Männern aus Jena von der Bildfläche. Zuvor hatte die Polizei ihre Bombenbauerwerkstatt in der Thüringer Universitätsstadt entdeckt.

    Danach agierte Zschäpe mit einer Handvoll Aliasnamen: Sie nannte sich unter anderem Silvia, Lisa Pohl, Mandy S. oder Susann D. Zeugen beschrieben sie als freundlich, kontaktfreudig und kinderlieb. Bei Diskussionen in der Szene soll sie jedoch die radikaleren Positionen ihrer beiden Kumpane unterstützt haben.

    Nach der Explosion in Zwickau am 4. November 2011 war Zschäpe mit der Bahn tagelang kreuz und quer durch Deutschland unterwegs. Sie verschickte auch die NSU-Videos mit dem menschenverachtenden Paulchen-Panther-Bildern. Am 8. November stellte sie sich der Polizei in Jena.

    Im Prozess schwieg Zschäpe lange Zeit. An Verhandlungstag 211, im Juni 2015, antwortete sie dem Richter ein erstes Mal, und zwar auf die Frage, ob sie überhaupt bei der Sache sei.

    Zu den Vorwürfen äußerte sich Zschäpe erstmal im September 2015. Ihr Verteidiger las das 53-seitige Dokument vor, in dem Zschäpe ihre Beteiligung an den Morden und ihre Mitgliedschaft im NSU bestritt. Lediglich die Brandstiftung in der letzten Fluchtwohnung des Trios gestand sie.

    Ein psychologisches Gutachten aus dem Januar 2017 beschreibt Zschäpe als "voll schuldfähig".

    In der Vernehmung habe sich Zschäpe "völlig ruhig" verhalten, alle Fragen beantwortet und "wusste klipp und klar, was sie wollte", so die Zeugin. An Details konnte sich die Beamtin allerdings nicht mehr erinnern. Zschäpes Verteidigung rügte wiederholt, der Richter helfe ihrer Erinnerung zu sehr mit der Verlesung von Aktenpassagen nach. Zschäpe, Böhnhardt und Uwe Mundlos sollen als NSU-Trio von 2000 bis 2007 zehn Menschen ermordet haben. Böhnhardt und Mundlos hatten sich 2011 umgebracht. dpa

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