
Intersport distanziert sich von Protest-Händler Siebzehnrübl


Er sei kein Corona-Leugner und kein Querdenker, sagt Udo Siebzehnrübl aus Rosenheim. Doch er werde seine fünf Sport-Geschäfte trotz Verbot öffnen. Dann kam Applaus von der falschen Seite.
Der oberbayerische Sporthändler Udo Siebzehnrübl hatte angekündigt, er werde am Montag, 11. Januar, seine fünf Intersportfilialen öffnen - ob die Politik den Lockdown verlängert oder nicht. Wie die Fachzeitschrift Textilwirtschaft berichtete, schrieb der Einzelhändler einen offenen Brief an die bayerischen Handelsverbände. Er sei nicht auf Krawall gebürstet, sondern erhoffe sich eine Reaktion von der Politik, weil die Öffnung des Einzelhandels mit passenden Hygienekonzepten möglich sei.
Rechte Szene nutzte Aktion aus - Siebzehnrübl entscheidet sich deshalb um
Aus der Bevölkerung bekam er viel Zuspruch. Händlerkollegen aus anderen Städten hätten sich aus Solidarität für Montag zum Einkaufen bei ihm angekündigt, sagte Siebzehnrübl. Trotzdem macht er jetzt einen Rückzieher.
Die rechte Szene habe die Aktion für ihre Zwecke ausgenutzt, sagte Siebzehnrübl am Dienstag dem Bayerischen Rundfunk. "In dieses Fahrwasser soll Intersport nicht gezogen werden, da ist eine Grenze für mich erreicht." Er trete von seiner Ankündigung wieder zurück. "Wir wollen keine Sattelhalter für die rechte Szene und Corona-Leugner sein", zitiert ihn t-online.de.
Intersport distanziert sich von Siebzehnrübl
Am Mittwoch hat sich dann Intersport von Sportartikelhändler Udo Siebzehnrübl distanziert. "Hier geht es um gesellschaftliche Verantwortung und die haben wir alle zu tragen", sagte Vorstandschef Alexander von Preen.
Zwar würden auch der Verbund und seine Geschäfte vor große wirtschaftliche Herausforderungen gestellt, hieß es in der Mitteilung vom Mittwoch. Die Beschlüsse von Bund und Ländern trage man aber mit, um eine weitere Verbreitung des Corona-Virus zu verhindern.
Sporthändler kritisiert: Lebensmittel-Discounter dürfen Sportartikel verkaufen
Schon zuvor hatte er erklärt, es "schmeckt" ihm natürlich nicht, dass er für die unerlaubte Öffnung seiner Geschäfte eine Strafe zahlen müsste. Das sagte Siebzehnrübl im Interview mit Textilwirtschaft. Bei einer Ladenöffnung im Lockdown droht dem Händler ein Bußgeld von 5000 Euro, im Wiederholungsfall mehr. Er habe aber ohnehin bereits einen "siebenstelligen Betrag in den Sand gesetzt". Da sei es ihm das wert. Es sei eine "Mega-Ungerechtigkeit", wenn er Prospekte von Lebensmittel-Discountern sehe, die mehrere Seiten Sportartikel anböten. Gleichzeitig verliere er seine Kunden an Onlinehändler wie Amazon. Deshalb sorge er sich, seine Mitarbeiter nicht halten zu können. Er selbst habe zwar seinen Online-Umsatz verdoppelt - aber 90 Prozent des Umsatzes erziele er in seinen Geschäften in Altötting, Pasing, Passau, Riem und Rosenheim.
#WirMachenAuf: Einzelhändler will Geschäft trotz Lockdown öffnen
Während am Dienstag Bundeskanzlerin Merkel und die Ministerpräsidenten Bundesländer über eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen diskutierten, sprachen sich Einzelhändler in den sozialen Medien unter dem Hashtag #WirMachenAuf für eine Öffnung der Geschäfte aus und kündigen teilweise an, sich nicht an die Vorschriften zu halten - wie Siebzehnrübl.
Die geplante Aktion des Rosenheimers sollte zeigen, wie groß die Verzweiflung im Einzelhandel sei, sagt Bernd Ohlmann, Sprecher des Handelsverbands Bayern, dem Bayerischen Rundfunk. Es sei ein Hilfeschrei an die Öffentlichkeit und Politik. Gerade für Händler mit Winterware sei die Situation besonders schwierig. Im Lockdown Geschäfte zu öffnen sei allerdings "ein offener Rechtsbruch", sagte Ohlmann dem Sender. Aus diesem Grund unterstütze der Verband die Aktion auch nicht. Er vermutet dem Bericht zufolge aber, dass sich Nachahmer finden könnten. (mit dpa)
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>> Am Mittwoch hat sich dann Intersport von Sportartikelhändler Udo Siebzehnrübl distanziert. "Hier geht es um gesellschaftliche Verantwortung und die haben wir alle zu tragen", sagte Vorstandschef Alexander von Preen. <<
Es ist also gesellschaftliche Verantwortung den Mund zu halten, wenn Großmärkte mit Schwerpunkt Lebensmittel Wintersportartikel und Spielwaren verkaufen?
Man muss für eine solche Äußerung schon ein ziemlich degeneriertes Gerechtigkeitsempfinden haben...
"Hier geht es um gesellschaftliche Verantwortung und die haben wir alle zu tragen"
Es geht um gesellschaftliche Verantwortung und deshalb bleibt der Laden zu. Das ist in diesen Zeiten wohl selbstverständlich lieber Peter P.
Wenn Großmärkte die Lage für sich ausnützen ohne einen Ausgleich zu leisten ist das ein ganz anderes Problem und darf nicht mit der Öffnung anderer Läden gelöst werden.
>>Es ist also gesellschaftliche Verantwortung den Mund zu halten, wenn Großmärkte mit Schwerpunkt Lebensmittel Wintersportartikel und Spielwaren verkaufen?
Darum geht es nicht, denn er hat seinen Mund aufgemacht um die eigenen Läden zu öffnen und nicht um den Großmärkten zu verbieten Sportartikel zu verkaufen.
Es stellt sich logischerweise die Frage warum eine durchaus vernünftige Äußerung vom Vorstandschef als ziemlich degeneriertes Gerechtigkeitsempfinden verstanden wird.
Jetzt ist er da, der harte, der knallharte Lockdown.
Ich bin Einzelhändler in einer schnuckligen schwäbischen Kleinstadt. Der knallharte Lockdown bei mir in der Altstadt sieht dort so aus: zwei Apotheken – geöffnet, zwei Bäckereien – geöffnet, Hörgeräteakustiker – geöffnet, Optiker – geöffnet, Bankfiliale – geöffnet, Gemischtwarenhändler (Liköre, Schreibwaren etc.) - geöffnet. Geschlossen: Bistro, Frisör, Modeboutique und meine Wenigkeit.
Ein Ortsfremder (oder ein Virus) würde kaum etwas von diesem angeordneten knallhartem Lockdown bemerken.
Die Ladentür bleibt zwar zu aber „the Show must go on“. Also Telefondienst, Social Mediakontakte pflegen, WhatsApp- Beratung und den einen oder anderen Online-Verkauf.
Also gehe ich auch mal zur Post. Diese befindet sich bei uns in einem Supermarkt. Dort stehe ich dann hinten in einer Schlange mit zwanzig anderen Leuten. Parallel eine Schlange vor der sich in diesem Supermarkt befindlichen beliebten Bäckerei. Damit es nicht langweilig wird schaue ich auf die Schlange vor der Supermarktkasse. Hin und wieder werde ich auch von der Risikogruppe (rüstigen Rentnern) angesprochen warum denn mein Geschäft zu sei. Mein Hinweis auf den knallharten Lockdown wird dann teilweise nicht ganz verstanden.
Worauf ich hinaus will: dieser knallharte Lockdown wird oft mit den Erfahrungen aus Asien begründet. Ich weiß von japanischen Lieferanten, das dort für vier Wochen alles dicht war: Fabriken, Banken, Behörden, Einzelhandel, öffentliche Verkehrsmittel. Mit extrem harten Folgen für die Wirtschaft und auch für die Menschen. Die Verbreitung des Virus wurde dort zumindest massiv verlangsamt. Bei uns ist das Virus doch schon überall.
Das Virus unterscheidet halt nun mal nicht zwischen einer Amazon-Packstation und einem kleinen Tante-Emma-Laden. Warum sollte der gelegentliche Besuch beim Buchhändler gefährlicher sein als der tägliche Besuch beim Bäcker?
Nein ich bin kein Rechter, kein Aluhut-Träger, kein Verschwörungstheoretiker, kein Querdenker. Ich verstehe auch den Entscheidungsdruck der Politiker. Aber dieser Lockdown ist kein wirklicher Lockdown und wird (ausser Insolvenzen) kaum was bringen.
Ja - man könnte ihn viewlleicht als Medium-Lockdown bezeichnen. Hart wäre was anderes.
Ich hoffe das alle die sich nicht an die Regeln halten merken wem sie da in die Hände spielen. Beifall von der falschen Seite? Nein, Beifall von den Leuten die sich auch nicht an die Regeln halten wollen.
Je weniger Leute sich an die Regeln halten, desto schlimmer wird es werden.
Es gibt Leute, die brauchen unbedingt Regeln - sonst ist Unordnung in ihrem Leben. Gottseidank gehöre ich nicht dazu. Von wem Beifall kommt ist so unwichtig wie ein Kropf. Es geht um die Sache. Würde den Einzelhändlern das Wasser wirklich bis zu Halse stehen - sie würden anders reagieren. Aber der Staat beruhigt mit Zahlungen.