
Schul-Pläne mit eingeschränkter Haltbarkeit: Piazolo erntet Kritik


Kultusminister Piazolo hofft schon bald auf mehr Präsenzunterricht an Bayerns Schulen. Doch es bleiben viele Unsicherheiten beim Schulbetrieb nach dem Lockdown.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hofft auf möglichst viel Präsenzunterricht in Bayerns Schulen nach dem aktuellen Lockdown: „Es ist unser Ziel, ab 15. Februar wieder deutlich mehr Schüler in die Klassenzimmer zu bringen“, sagte er am Donnerstag in München. Im Blick seien dabei vor allem Grundschüler sowie Abschlussklassen.
Michael Piazolo: "Die Pandemie nimmt auf unsere Pläne leider keine Rücksicht"
Die derzeit bayernweit sinkenden Corona-Zahlen seien auch hier ein Grund zur Hoffnung, findet Piazolo: „Doch es bleiben nach wie vor viele Ungewissheiten.“ Letztendlich sei eine Öffnung der Klassenzimmer nur dann möglich, „wenn die Inzidenz-Werte es hergeben“, warnte er. „Und da kann sich in zwei Wochen noch viel tun.“
Er verstehe den Wunsch von Schülern, Eltern, Lehrern und Schulen, möglichst früh über Schulöffnungen informiert zu werden. Die Dynamik der Pandemie lehre aber, „dass wir Entscheidungen oft leider nur sehr zeitnah treffen können“, erklärte Piazolo. So könne er auch den Wunsch nach einem klaren „Fahrplan“ für Bayerns Schulen bis zum Ende des Schuljahres nicht erfüllen: „Denn die Pandemie nimmt auf unsere Pläne leider keine Rücksicht.“ Diese Unsicherheiten seien „nervig, aber unumgänglich“, glaubt der Minister. Bestmöglich funktionieren könne Schule unter diesen Bedingungen deshalb nur „mit gutem Willen auf allen Seiten“.
Erst am Mittwoch hatte das Kultusministerium bestätigt, dass die Abschlussklassen an Gymnasien sowie an beruflichen Schulen ab kommenden Montag wieder in geteilten Klassen in die Schulen zurückkehren. Dies sei wichtig, um möglichst faire Bedingungen für die Abschlussprüfungen zu gewährleisten, erklärte Piazolo.
Rektorin warnt: Video-Konferenzen überfordern gerade kleinere Kinder
Der nun seit fast drei Wochen laufende Distanzunterricht von zu Hause „läuft weitgehend gut“, lobte der Schulminister: „Auch die Qualität hat sich im Vergleich zum Frühjahr deutlich verbessert.“ Sehr viele Lehrer trügen dazu mit großem Engagement bei. Richtig bleibe aber auch, dass selbst der beste Distanzunterricht die Schule im Klassenzimmer nicht ersetzen könne, räumte Piazolo ein. Wichtig seien im Distanzunterricht vor allem eine klare Struktur des Lernens und viel persönlicher Kontakt zwischen Schülern und Lehrern. Dies gelte umso mehr, da nicht alle Schüler mit dem Distanz-Lernen gleich gut klar kämen: „Natürlich besteht die Gefahr, dass hier eine Schere auseinander- geht“, warnte Piazolo. Sein Haus versuche aber, mit intensiver Schulberatung gegenzusteuern: „Wir wollen keinen Schüler verlieren.“

„Guter Distanzunterricht ist extrem arbeitsaufwendig“, bekräftigte im Rahmen der Pressekonferenz mit Piazolo Sabine Stahl-Schnitzler, Rektorin der Hans-Adlhoch Grund- und Mittelschule in Augsburg. An Grundschulen bestehe zudem die besondere Herausforderung, „dass noch nicht alle Kinder lesen können“. Zu viele Video-Konferenzen überforderten zudem gerade kleinere Kinder, warnt Stahl-Schnitzler. Auch an Grundschulen könne aber ein guter Distanzunterricht organisiert werden, glaubt die Schulrektorin. „Doch es ist für alle Beteiligten ungeheuer herausfordernd und belastend.“
Die bildungspolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Gabriele Triebel aus Landsberg, bezeichnete die Ausführungen Piazolos als einen „Vorstoß ohne Plan und Strategie. Statt einen konkreten Inzidenzwert für Öffnungen festzulegen, eine Teststrategie für die Schulen zu präsentieren und der Schulfamilie damit Sicherheit und Klarheit zu geben, wird hier willkürlich ein Datum festgesetzt, ohne dafür erkennbare, transparente Kriterien zu benennen“, wetterte sie im Anschluss an Piazolos Pressekonferenz.
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