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Allgäu
09.05.2024

Borderline-Erkrankter aus Kempten: Matt Kessler will Betroffenen helfen

Matt Kessler arbeitet seine Familiengeschichte auf, sie spielt für ihn eine wichtige Rolle beim Umgang mit seiner Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Foto: Matthias Becker

Gewalterfahrungen aus der Vergangenheit prägen Matt Kessler. Immer wieder begegnen dem Borderliner Vorurteile. Nun will er über das Thema aufklären.

Der Arm von Matt Kessler ist mit roten Punkten und Striemen übersäht. Es sind Verbrennungen und Schnitte, die sich der 46-Jährige selbst zugefügt hat. Kessler leidet an der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Manchmal kochen Emotionen in ihm so hoch, dass Selbstverletzungen für ihn zum einzigen Ventil würden, erzählt er. Das soll aufhören. Zahlreiche Therapien und Klinikaufenthalte liegen hinter ihm. Weil die passende Behandlungsmethode in Kempten und Umgebung schwer zu finden sei und es kaum Gruppen für Betroffene zum Austausch gebe, gehe er nun an die Öffentlichkeit. Er wolle aufklären, sagt Kessler: "Borderline ist eine Struktur, mit der ich gelernt habe, zu überleben. Krankheit ist das falsche Wort. Es ist eher eine Reaktion auf ein krankes Umfeld."

Traumata bestimmen Kesslers Familiengeschichte

Mit einem Lächeln im Gesicht öffnet Kessler die Tür zu seiner Wohnung. Ein fröhlicher Mann - auf den ersten Blick -, der gerne spricht. Während er erzählt, schiebt er einen Ring mit vielen kleinen Haken an einem Finger auf und ab. Dieser Druck helfe ihm, konzentriert zu bleiben, sagt er. Denn die Erinnerungen an seine Kindheit führen täglich dazu, dass Kessler dissoziert - also nichts mehr um sich herum wahrnimmt und halluziniert. Es sind Erinnerungen an Gewalt, Ablehnung, emotionale Kälte und an sexuellen Missbrauch. "Solche Traumata gibt es in meiner Familie über Generationen."

Kessler ist im Oberallgäu aufgewachsen. Seit vielen Jahren setze er sich nicht nur mit seiner eigenen Geschichte, sondern auch mit der vieler Familienmitglieder auseinander. Dazu gehört etwa Walburga Kessler, die an Kinderlähmung litt und 1944 von den Nazis im heutigen Bezirkskrankenhaus in Kaufbeuren ermordet wurde. Matt Kessler sagt: "Sie war in dem Haus, in dem ich 70 Jahre später, im Jahr 2011, selbst Patient war."

An seinem Arbeitsplatz geht Matt Kessler offen mit Borderline um

Seit 1996 haben die Probleme, die ihn sein Leben lang begleiten, einen Namen, sagt Kessler. Damals erhielt er die Diagnose Borderline. Als er mit 18 Jahren in die Psychatrie in Kempten kam, lagen bereits zwei Selbstmordversuche hinter ihm. Seine Mutter nahm sich im selben Jahr das Leben. Kessler fand sie nach dem Suizid. Er sagt: "Es war nicht ihr erster Versuch, ich hatte sie davor schon abgehalten. Eine Diagnose hatte meine Mutter nie. Aber vieles an ihrem Verhalten spricht für Borderline."

Was die Störung für ihn bedeutet, müsse er oft erklären. Etwa an seinem Arbeitsplatz bei einer großen Bäckerei in Kempten. Er sei dankbar, dass sein Chef ihm Rücksicht entgegenbringe. Kessler sagt: "Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass man mit den Kollegen offen darüber reden kann, aber viele haben trotzdem Vorurteile." Weit verbreitet sei die Annahme, dass vor allem Frauen an der Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden. Und dass Männer, die betroffen sind, gewaltätig und kriminell werden. Auch wenn das freilich auf manche zutreffe, sagt Kessler.

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Diese Skills helfen Kessler im Umgang mit Borderline

In seinem Fall richte sich die Aggression eher nach innen. In Streitgesprächen allerdings zeige sich manchmal seine "dunkle Seite", sagt Kessler: "Borderliner sind Menschen mit vielen Gefühlen, die sie nicht regulieren oder ausdrücken können. Ich versuche gelassen zu bleiben, aber wenn ich die Gefühle unterdrücke, explodiere ich." Lange Zeit sei Alkohol sein "Deckel" in solchen Situationen gewesen, wurde zur Sucht. Seit zehn Monaten jedoch lebt Kessler nach eigener Aussage abstinent. Eine große Stütze sie ihm seine einzige Freundin - denn viele soziale Kontakte hat Kessler nicht.

Wie er mit "Hochspannung" umgehen kann, ohne sie mit Rausch und Selbstverletzungen zu betäuben, habe er durch eine dialektisch-behaviorale Therapie (DBT) in Hamburg gelernt, erzählt Kessler. Es gehe darum innere und äußere Achtsamkeit zu schärfen. Mit Ergotherapeutin Rebekka Kircher vertieft er das in Kempten weiter. Bei Belastung helfe ihm zum Beispiel Kälte, erzählt Kessler und holt seine "Notfalltasche" hervor. Darin ist etwa ein Eisspray, auch komme er runter, wenn er seinen Kopf in Eiswasser stecke. Aktuell sei er auf der Suche nach einem passenden Therapieplatz im Allgäu. Was er sich wünsche: Den Austausch mit anderen Borderline-Männern. Er sagt: "Ich kann doch nicht der einzige sein?"

Hier finden Betroffene von Borderline und Angehörige Hilfe

  • Die Fachbezeichnung für Borderline ist laut Psychologe Frank Lohmann vom Bezirkskrankenhaus Kempten "emotional-instabile Persönlichkeitsstörung". Die Instabilität zeigt sich durch leicht auslösbare, intensivere Emotionen, im Selbstbild und in Beziehungen.
  • Oft, aber nicht immer, liegen in der Vorgeschichte traumatisierende Erfahrungen wie Gewalt, Missbrauch oder Vernachlässigung.
  • Symptome können sein: Impulsivität, Selbstverletzungen, chronisches Gefühl der inneren Leere, wiederholte Suizidalität.
  • Eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung benötigt laut Lohmann jahrelange ambulante und stationäre Therapie. Für Infos zu Gruppen verweist Lohmann an die Selbsthilfe-Kontaktstelle unter 0831/9606091. Betroffene und Angehörige mit Interesse an Austausch können sich unter matthaeuskessler@outlook.com bei Matt Kessler melden.
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