
Kitas in der Region stehen wegen des Erzieherinnen-Mangels vor dem Kollaps


Weil Erzieherinnen fehlen, müssen auch in der Region Kitas schließen. Das Problem treibt die Gemeinden um, doch vom Freistaat gibt es kaum Lösungsvorschläge.
Es sind drei Zahlen, die verdeutlichen: Bayern steht vor einem Betreuungsproblem. Die erste lautet: 14.500. So viele zusätzliche Erzieherinnen, Kinderpfleger und pädagogische Fachkräfte müssten im Freistaat beschäftigt werden, um nur die Kinder zu betreuen, die einen Rechtsanspruch darauf haben und deren Eltern das möchten. Doch weil diese Stellen offen sind, bleiben in diesem Jahr in ganz Bayern 62.000 Kinder ohne Kitaplatz. Das ist die zweite Zahl. Die dritte besagt: Sollten all diese Kinder nicht nur betreut werden, sondern auch gefördert und gebildet, dann müssten in Bayern sogar 35.000 Stellen mehr für Fachkräfte besetzt werden. Das hat die Bertelsmann Stiftung berechnet, die sich unter der Leitung von Anette Stein mit der Situation von Kitas befasst. Stein sagt zur aktuellen Lage: "Die Kitas stehen kurz vor dem Kollaps." Was das genau bedeutet, lässt sich in der Region beobachten.
Ein paar Beispiele: In Diedorf im Kreis Augsburg wurde eine Kindergartengruppe komplett geschlossen. Personalmangel. In Untermeitingen im Kreis Augsburg muss der Bürgermeister die Betreuungszeiten in Kitas kürzen. Das Personal fehlt. In Günzburg ist eine Kita neu gebaut, sie kann aber vorerst nicht öffnen. Es gibt keine Erzieherinnen. Die Liste ließe sich erweitern.
Erzieherinnen-Mangel ist derzeit eine der größten Sorgen von Bürgermeistern und Gemeinden
Die Gründe dafür? Zum einen wächst der Bedarf von Eltern. Seit zehn Jahren gibt es einen Rechtsanspruch darauf, dass Eltern ihre Kinder ab dem zweiten Lebensjahr betreuen lassen können. Seither ist das Angebot an Plätzen gewachsen. Zudem hat sich die Zahl der Fachkräfte in dem Bereich deutlich erhöht. Doch die Nachfrage nach Plätzen ist ebenfalls größer geworden. Fehlten am Anfang die Räume, um alle Kinder zu betreuen, gibt es inzwischen zu wenig Personal.
Spricht man mit Bürgermeistern aus der Region, sagen sie: Das Thema Betreuung stehe oben auf ihrer Sorgen-Liste. Für Krippen, Kindergärten und Kitas sind die Kommunen zuständig. Simon Schropp, Bürgermeister von Untermeitingen, bringt es auf den Punkt: "Bei uns gibt es vier Kitas. Ich könnte in jeder mindestens zwei Fachkräfte einstellen." Die Suche nach Personal, das Umplanen, um möglichst alle Kinder zu betreuen, nehme momentan einen erheblichen Teil seiner Arbeitszeit ein.
Bei den Verantwortlichen in den Gemeinden sorgt das für Unmut. Der Sprecher des bayerischen Städte- und Gemeindetages, Wilfried Schober, sagt: "Den schwarzen Peter haben immer die Gemeinden und Städte. Sie müssen zum einen die baulichen Kapazitäten schaffen und zum anderen das Personal finden. Letzteres ist ein fast unlösbares Problem." Zwar seien die Kommunen dazu im Gespräch mit dem Sozialministerium, doch bislang sei noch keine Lösung gefunden.
Wie lässt sich der Erzieher-Mangel lösen? Es gibt Ideen, aber keine Umsetzung
Vom Sozialministerium heißt es dazu: Die Anstrengungen, die der Freistaat in den vergangenen Jahren unternommen habe, um Fachkräfte zu gewinnen, seien enorm. Es liefen etwa Programme, um Quereinsteiger zu qualifizieren. Auch die Ausbildung wurde reformiert. Doch "für die Fachkräftegewinnung sind in erster Linie die Kommunen zuständig."
Wie also das Problem lösen? Ideen, wie sich eine kurzfristige Entlastung schaffen ließe, gibt es: Die Einrichtungen könnten mehr Hauswirtschafts- oder Verwaltungspersonal einstellen, um die pädagogischen Kräfte zu entlasten. Der Freistaat könnte Gesetze ändern und es den Fachkräften so erleichtern, sich in ihrer Arbeitszeit wirklich auf die Kinder zu fokussieren. Kurzfristige Maßnahmen, sagt Expertin Anette Stein. Langfristig brauche es einen verbindlichen Stufenplan, der klar regelt, wie in der nächsten Zeit Fachkräfte gewonnen werden, sagt sie. Ob es den gibt, ist vom Sozialministerium nicht zu erfahren.
Die Diskussion ist geschlossen.
"wenn was nicht passt kommt mann mit dem Rechtsanwalt". Diese Aussage ist für mich vollkommen korrekt. Vielleicht sollten manche Leute mal überlegen, was sie damit anstellen, wenn sie wegen jeder Kleinigkeit zum Anwalt rennen. "Ach ja man hat ja einen Verwandten oder Bekannten, der das übernimmt." Darum bekommt man auch keine Auszubildenden mehr in den Berufen, welche den Sozialmüll, den manche hinterlassen, ausbügeln sollen.
Vielleicht mal anfangen, die Ausbildung zur Kinderpflegerin zu entlohnen?
Stand heute gibt es für 3 Jahre Ausbildung genau 0 (Null) Euro vom Freistaat Bayern für die Azubis.
Ist das zu hoch für die Genies in der Landesregierung?
Ich bin Erzieher (17 Jahre Berufserfahrung) und bewerbe mich gerade.
Was ich bei manchen Bewerbungsgesprächen erlebt macht einen fassunglos.
Keine flexiblen Arbeitszeitmodelle, viele haben das Weihnachtsgeld/Urlaubsgeld abgeschafft, Zuschuss zum Nahverkehr gibt es keinen, Dienstwohnung in München gibt es keine.
Gehalt an der neuen Arbeitsstelle oft auf der Höhe von Berufsanfängern.
Eltern erziehen ihre Kinder nicht mehr und laden die Erziehung auf die Kitas ab, wenn was nicht passt kommt mann mit dem Rechtsanwalt.
Könnte noch viel mehr schreiben, aber der Staatsregierung ist die Erziehung scheiß egal, treu dem CSU Motto die Frau ist ja daheim...
Ich rate jedem der Interesse an den Job hat, etwas anderes zu lernen.
Bin selbst auch kurz vor der Umschlung und kein Einzelfall
Ihre Vorstellungen sind aber auch ganz interessant. Dienstwohnung in München? Zuschuss zum Nahverkehr? Flexible Arbeitszeitmodelle? Also ich habe mein Leben lang gearbeitet, aber dies alles hat nie dazugehört. Ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, eine Dienstwohnung anzufragen. Flexible Arbeitszeitmodelle sind schön, aber in manchen Beruf auch schwierig umzusetzen. Vielleicut hab ich ja den Beruf verfehlt. Dass die Eltern die Erziehung gerne auf die Erzieher abladen, da gebe ich Ihnen allerdings recht. Und dass es zu viele Eltern gibt, die dann aber alles besser wissen, auch da stimme ich gerne zu.
@Florian F.: Es geht hier doch um eine Arbeitsstelle nicht um ein Freizeit- und Wohlfühlengagement. Sie haben noch die unentgeltliche Putzfrau für Ihre Dienstwohnung vergessen ... .
Also in anderen Branchen mit Fachkräftemangel, z. B. Softwareentwicklung, sind solche Pluspunkte (flexible Arbeitszeit, Zuschüsse zur Wohnung, zum Nahverkehr, kostenloses Essen und Getränke bei der Arbeit, etc.) absolut normal. Angebot und Nachfrage.
"Vom Sozialministerium heißt es dazu: Die Anstrengungen, die der Freistaat in den vergangenen Jahren unternommen habe, um Fachkräfte zu gewinnen, seien enorm."
Eine vernünftige Bezahlung wäre mal der allererste Schritt. Diese gehört mittelfristig auf das Niveau einer Grundschullehrkraft. Wenn man Kindererzieher*innen nur etwas mehr bezahlt, als bei Aldi an der Kasse, dann braucht man sich über den Fachkräftemangel nicht wundern. Für jeden Mist hat dieses Land Geld, aber für eine vernünftige Erziehung und Entwicklung unserer nachfolgenden Generationen, die mal den Karren aus dem Dreck ziehen dürfen, soll es dann nicht mehr reichen.
Zudem fallen zu betreuende Kinder nicht vom Himmel sondern werden in der Regel 1-2 Jahre vorher geboren und folglich über die Standesämter erfasst. Auch Zuzugsströme in die Region sind trotz Krisen auf einem vergleichsweise planbaren Niveau.
Warum also immer alles so lange hinauszögern, bis die Not himmelschreiend ist? Agieren statt Reagieren, liebe Politiker und Beamten. Und ja, das bedeutet Arbeit (etwas, das vielleicht nicht mehr jeder in diesem Land kennt - nicht zu verwechseln mit Kaffeetrinken und Endlosgefasel in Meetingmarathons).