Im Kampf gegen den Klimawandel und angesichts massenhafter Flutkatastrophen kritisieren Expertinnen und Experten ein viel zu zögerliches Handeln der Politik und zu wenig Solidarität mit anderen Ländern. „Es braucht dringend eine weltweite Anstrengung, die Treibhausgase zu reduzieren. Das sehe ich gerade eher wieder auf dem Rückmarsch“, sagte der renommierte Klimaforscher Harald Kunstmann unserer Redaktion und verwies auf aktuelle politische Entwicklungen: „Da werden ambitionierte Ziele sehr unambitioniert angegangen und teils beginnt man auch, sie wieder zurückzunehmen.“ So plant etwa die Union, das Heizungsgesetz der Ampel, das den Umstieg zu klimafreundlichem Heizen einleiten sollte, nach der Bundestagswahl wieder abzuschaffen.
2024 gab es in Europa extrem viele Hochwasser-Ereignisse. Bayern, vor allem Schwaben, war im Juni betroffen, Österreich und mehrere östliche Länder im September, danach das spanische Valencia, wo mehr als 200 Menschen ums Leben kamen. „Obwohl wir diese Katastrophen kommen sehen, obwohl wir auch verstanden haben, dass das mit dem Ausstoß von Treibhausgasen zu tun hat, sind wir doch nicht bereit, ganz konsequent unsere Emissionen zu reduzieren“, sagte Kunstmann. „Wir haben sehr viel Solidarität mit unseren direkten Nachbarn“, das habe man beim Hochwasser in Bayern erlebt. „Aber wenn es darum geht, ganz übergeordnet Schaden von Menschen in anderen Teilen der Welt abzuwenden, dann verlieren wir scheinbar ganz schnell die nötige, dauerhafte Empathie und auch den Willen, das Problem richtig anzugehen.“
Ernüchterung über Ergebnisse der Weltklimakonferenz
Klimaaktivistin Luisa Neubauer fordert von der deutschen Politik und der nächsten Bundesregierung einen geschlossenen Einsatz für den Klimaschutz. „Das darf kein Grünen-Thema bleiben, das ist nicht ein Nischenthema, was man nebenbei macht, während man sich sonst um die wirklich wichtigen Sachen kümmert“, sagte sie in einem TV-Interview. Alle Parteien müssten das Problem ernsthaft angehen und Pläne vorlegen. Schon jetzt zeichnet sich indes ab, dass das Klima im Wahlkampf angesichts vieler innen- und weltpolitischer Krisen eine untergeordnete Rolle spielen wird.
Auch auf der Weltklimakonferenz, die kürzlich zu Ende gegangen ist, sei zu wenig passiert, kritisierte Florian Egli, Professor für Public Policy for the Green Transition an der Technischen Universität München. Das wichtigste Ziel der diesjährigen Konferenz sei es gewesen, eine ausreichende finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern im Kampf gegen den Klimawandel auf den Weg zu bringen. Das sei aber nicht erreicht worden, sagte Egli. Zwar habe man das Finanzierungsziel von 100 auf 300 Milliarden US-Dollar pro Jahr verdreifacht. Das sei aber „zu wenig in Anbetracht der Größe der Herausforderung und zu spät – das Ziel gilt erst ab 2035“.
Klimaforscher: Hochwasser-Ereignisse werden zunehmen
Klimaforscher Kunstmann zufolge werden Hochwasser-Ereignisse künftig zunehmen – vor allem wegen des enorm warmen Mittelmeeres, aus dem sehr viel Wasser verdunstet. In Südbayern gab es bereits in diesem Jahr Rekordniederschläge, wie das bayerische Umweltministerium mitteilte. Es sei das nasseste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1950 gewesen. Von November 2023 bis Oktober 2024 seien im Süden des Freistaats 1463 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen – 36 Prozent mehr als die Durchschnittsmenge. Der viele Regen hat aber zumindest auch einen positiven Effekt: Die Grundwassersituation in Bayern hat sich nach Angaben des Ministeriums entspannt. Nur fünf Prozent der oberflächennahen Messstellen meldeten niedrige Verhältnisse.
Danke, Frau Sartor, dass Sie über dieses für unsere Menschheit existenzielle Thema wieder berichten! Viele Menschen sind nicht in der Lage, besser zu handeln, wenn sie am eigenen Leib die Konsequenzen gar nicht spüren. Und leider sind Regierende, gerade auch die FDP in Berlin sowie in Bayern CSU und FW, der Versuchung erlegen, statt verantwortliche Politik auch mit erstmal unpopulären Maßnahmen zu machen, populistisch die Erdaufheizung zu verharmlosen. Dabei müssten sie unermüdlich die Gefahren der Erdaufheizung erläutern und für die Strom- und Wärmewende werben. Wir werden die Folgen miteinander spüren. Hoffentlich langt dann noch die Zeit, umzusteuern!
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