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Foto: Thomas Wechner
Foto: Thomas Wechner

Dieser Bär löste gleich drei Mal innerhalb von einer Nacht die Sensorik von Wildkameras im Klausenwald bei Reutte aus.

Tirol und Allgäu
21.06.2023

Gibt es mehr als einen Bären im Bezirk Reutte?

Von Tobias Schuhwerk

Plus Wildkameras fotografierten einen Bär im Klausenwald bei Reutte. Ein Jäger glaubt, dass mehr als ein Bär im Bezirk aktiv war oder ist. Das sagen die Behörden.

Ein seltener Zufall ereignete sich am Sonntag im Klausenwald bei Reutte (Tirol): Ein Bär wurde innerhalb von wenigen Stunden an drei verschiedenen Stellen jeweils von einer Wildtierkamera aufgenommen.

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„Die Fotos entstanden zwischen 21.45 und 4.30 Uhr in einem Umkreis von etwa zwei Kilometern. Es ist ein Riesen-Zufall. Aber zugleich hat man jetzt natürlich ein mulmiges Gefühl“, sagt Jagdaufseher Thomas Wechner auf Anfrage unserer Redaktion. Der Klausenwald im Revier der Bundesforste erstreckt sich im Süden der Gemeinde Reutte von der Hängebrücke Highline 179 an der Burgruine Ehrenberg entlang des Lechs. „Wir haben sofort alle entscheidenden Stellen im Tourismusbereich und in den Behörden informiert. Auf Social-Media hat sich die Nachricht ebenfalls schnell verbreitet. Wie es weitergeht, ist Sache der Politik“, sagt Bezirksjägermeister Martin Hosp unserer Redaktion.

Tiroler Jäger glaubt, dass es drei Bären in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern im Bezirk Reutte geben könnte

Seiner Meinung nach verdichten sich die Anzeichen dafür, dass es mittlerweile drei Bären im Großraum Reutte gibt - oder in den vergangenen Wochen zumindest drei vereinzelte Tiere durch ein Gebiet mit einem Radius von etwa 50 Kilometern zogen. „Das kann ich zwar nicht beweisen“, schränkt er ein. Doch seiner Meinung nach legten die Sichtung von Spuren und Fotos diesen Schluss nahe. „Es gibt Unterschiede.“ Laut der Tiroler Landesregierung gibt es derzeit jedoch keinen Hinweis darauf, „dass es sich um mehr als ein Individuum im Bezirk Reutte handelt“.

Fakt ist: Von einem Bär wurden Mitte Mai mehrere Schafe im Schwarzwassertal (etwa 30 km südwestlich von Reutte) auf Tiroler Seite gerissen. Das bestätigten die Behörden in Österreich. Wenige Tage später fotografierten Wanderer einen Braunbär im Hintersteiner Tal auf Allgäuer Seite.

Im April gab es bereits Bärenspuren in den Lechtaler Alpen

Bärenspuren und -aufnahmen hatte es bereits auch im April in den Lechtaler Alpen rund um die Tiroler Orte Stanzach und Elmen (gut 20 Kilometer südwestlich von Reutte) gegeben. Und jetzt gibt es die neuen Aufnahmen aus dem Klausenwald (knapp 10 Kilometer südlich von Reutte).

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War es bei allen Sichtungen stets der gleiche Bären? Oder waren es tatsächlich zwei oder drei? „Um wie viele Bären es sich dabei handelt, kann anhand der bisherigen Hinweise nicht gesagt werden“, teilte ein Sprecher der Landesregierung mit. Aktuell gebe es keine Hinweise auf mehr als einen Bären. Weiterführende Untersuchungen zur Bestimmung des Individuums seien in Arbeit. Unabhängig davon sei nicht davon auszugehen, „dass es in den nächsten Jahren in Tirol zur Reproduktion von Bären beziehungsweise der Entwicklung einer Population kommt“.

Dürfen Bären in Österreich geschossen werden? So ist die Rechtslage

Ein Abschuss kommt in Österreich nur infrage, wenn es sich um einen Risikobären handelt. Das wird er aus Behördensicht, wenn er „sachgerecht geschützte Tiere etwa auf Heimweiden oder wiederholt Weidetiere in den Alpschutzgebieten angreift“, wie eine Sprecherin mitteilt. Oder wenn er mehr als einmal im Umkreis von 200 Metern von Siedlungen oder auch einzelnen bewirtschafteten Gebäuden auftaucht. Diese Regelung gilt auch für Wölfe.

Gab es im Allgäu noch einmal eine Bärensichtung?

Übrigens: Nach der Bären-Sichtung im Hintersteiner Tal ist es auf Allgäuer Seite „zu keinen weiteren bestätigten Hinweisen gekommen“, sagte ein Sprecher des Landesamts für Umwelt (LfU) auf Anfrage unserer Zeitung.

In Arco, einem kleinen Ort am Nordufer des Gardasees (Italien), ist kürzlich ein Bär durch die Straßen gelaufen. Das sorgte für einen Schreckmoment für Touristen und Einwohner.

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