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Foto: Anna Katharina Schmid
Foto: Anna Katharina Schmid

Petra Hamberger ist die Asyl- und Integrationsbeauftragte der Gemeinde Kissing.

Kissing
08.06.2022

Wohnungen dringend gesucht: So steht es um die Asylarbeit in Kissing

Von Anna Katharina Schmid

Mit dem Krieg in der Ukraine hat die Asylarbeit noch zugenommen. Kissings Integrationsbeauftragte hat ein dringendes Anliegen - das ist jedoch schwierig zu realisieren.

Ohne die Ehrenamtlichen ginge es nicht – diesen Satz wiederholte Petra Hamberger mehrmals. Sie ist Asyl- und Integrationsbeauftragte und Leiterin des Asylkreises, dazu kümmert sie sich auch um den Kissinger Kleiderladen und koordiniert die Ehrenamtlichen. In den rund sieben Jahren ihrer Tätigkeit hat sich einiges verändert. Die Aufgaben sind mehr geworden, gerade seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine. In einem Bericht für den Gemeinderat stellte sie laufende Projekte vor, Schwierigkeiten und Chancen, die sich gerade aus der Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen ergeben. Hamberger äußerte auch einen dringenden Wunsch an die Gemeinde - doch dieser wird in naher Zukunft nicht zu ermöglichen sein.

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Die Ehrenamtlichen sind in der Asylarbeit in Kissing unverzichtbar

Rund 350 Personen betreuen Hamberger und ihr Team im Moment. 139 Asylsuchende leben in den fünf Unterkünften der Gemeinde, sie kommen unter anderem aus Nigeria, Gambia und Afghanistan. Rund 200 Frauen, Männer und Kinder seien zusätzlich in privaten Wohnungen und Häusern untergebracht, darunter sind auch ukrainische Flüchtlinge. "Wir sind gut beschäftigt", fasste die Integrationsbeauftragte zusammen. Um die Arbeit zu stemmen, sind die 40 Ehrenamtlichen unverzichtbar. Hamberger freute sich besonders über mehrere Neuzugänge im vergangenen halben Jahr.

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Foto: Anna Katharina Schmid (Archivbild)
Foto: Anna Katharina Schmid (Archivbild)

Rund 140 Menschen leben in den Asylunterkünften in Kissing.

Besonders die Förderung der Kinder liegt Hamberger am Herzen. So organisierte das Team etwa Vorbereitungen der Kinder auf den Kindergarten - das Konzept ist nicht allen Asylsuchenden bekannt. "Das hat wirklich viel gebracht." Heuer wollen sie das Projekt fortführen, mit Unterstützung vom Familienstützpunkt. Beim Ferienzirkus, initiiert von der Gemeinde, waren viele Kinder dabei - und engagierte Ehrenamtliche. "Sie braucht es dringend. Mit den Eltern klappt das wegen der Sprachbarriere nicht."

Das Begegnungscafé in Kissing war ein Erfolg

Um Gastgeberfamilien ukrainischer Flüchtlinge zu unterstützen, organisierte Hamberger im April ein Begegnungscafé. 80 Menschen kamen zusammen, Ukrainerinnen und Ukrainer, Kinder, die deutschen Gastgeberfamilien. Bei dem Treffen ging es um Austausch und Hilfsangebote, was gebraucht wird, welche Stellen beraten können. Viele wünschten sich Deutschkurse - doch für offizielle sind die bürokratischen Hürden hoch. Mittlerweile gibt es in Kissing zwei Personen, die jeden Samstag einen Kurs anbieten. Das Angebot wurde so gut angenommen, dass Ehrenamtliche dort auch Kinder betreuen.

Neben den Projekten treibt Hamberger auch die Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen voran, etwa den Kindergärten, Schulen, dem Familienstützpunkt, Jobcenter und Jugendamt. "Das ist wichtig, um auf verträgliche und vertrauensvolle Art helfen zu können." Aufgrund kultureller Unterschiede gebe es andere Ansichten zu Kinderbetreuung, manchmal müsse das Jugendamt helfen. Immer wieder hätten Asylsuchende mit psychischen und anderen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, manchmal komme es zu Konflikten untereinander oder mit Behörden. Hamberger setzt auf gute Kommunikation. "Kontinuität und Vertrauen sind das Wichtigste."

Sozialwohnungen in Kissing sind dringend nötig

Aus dem Gemeinderat kam viel Lob für ihre Arbeit. Katrin Müllegger-Steiger (Grüne) fragte, wie die Gemeinde Hamberger unterstützen kann. "Wir brauchen dringend Wohnungen", antwortete sie sofort. Einige Familien lebten seit 2015 in den Unterkünften in Kissing, eine habe mittlerweile vier Kinder. "Hier helfen nur Sozialwohnungen und am besten in Kissing, sie wollen alle bleiben."

Bürgermeister Reinhard Gürtner gab ihr recht. "Ich verspreche, wir sind dabei." Der Bebauungsplan für den geplanten Sozialbau in der Tulpenstraße soll bis Herbst dieses Jahres fertig sein. Der Bedarf sei groß, es gebe viele Leute in Kissing, die bleiben wollen - und auch andere, die weggezogen waren und zurückkehren wollten. Michael Eder, Fraktionsvorsitzender der CSU, sagte: "Man erkennt, Sie stehen mit Herzblut dahinter." Er lobte den Einsatz der Ehrenamtlichen - ohne sie wäre die gute Arbeit nicht möglich.

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