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Kosmetik: Was hinter dem Trend zu festen Shampoos steckt

Kosmetik

Was hinter dem Trend zu festen Shampoos steckt

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    Feste Shampoos funktionieren wie Flüssigshampoos – nur eben ohne Plastik. Manche schäumen etwas weniger, sauber machen sie trotzdem.
    Feste Shampoos funktionieren wie Flüssigshampoos – nur eben ohne Plastik. Manche schäumen etwas weniger, sauber machen sie trotzdem. Foto: de_nise, stock.adobe.com

    Klassische Haarshampoo-Werbungen versprechen mindestens ein Haarwunder, das ganz praktisch aus der Tube kommt. Doch vielen reicht das nicht mehr: Ein umwerfendes Ergebnis wie aus der Werbung ist zwar nett. Richtig gut fühlt es sich aber nur nachhaltig an. Dabei ist natürlich Plastikmüll ein großer Feind der Nachhaltigkeit: Wer Strohhalme und Coffee-to-go-Becher aus seinem Leben verbannt, schaut sich im nächsten Schritt oft im eigenen Badezimmer um, wo einem knallig bunte Plastikflaschen ins Auge springen.

    Dabei ist die Müllvermeidung gerade im Bad einfach: Nicht nur das Duschgel, sondern sogar das Shampoo gibt es in fester Form. Buchautorin Shia Su ist Profi, wenn es darum geht, Abfall zu reduzieren: Sie und ihr Mann verzichten nicht nur auf Shampooflaschen, sondern fast komplett auf Verpackungen jeglicher Art und produzieren damit in einem Jahr gerade einmal ein Einmachglas Müll. Wie die beiden das schaffen, interessiert allein auf der Plattform Instagram 100.000 Abonnenten, die an „Zero Waste Tipps“ interessiert sind.

    Bevor die Nachhaltigkeitsexpertin Su aber irgendwelche Tipps gibt, will sie erst einmal ein Missverständnis aus der Welt räumen: Haarseife und festes Shampoo sind nicht das Gleiche. Sie sehen sich zwar ähnlich, aber während Haarseifen aus mit Lauge verseiften Ölen oder Fetten bestehen, hat ein festes Shampoo tatsächlich fast die gleichen Inhaltsstoffe wie das Shampoo aus der Flasche – nur, dass eben das Wasser entzogen wurde. Das macht auch den Unterschied zu der Kernseife aus, mit der man sich bis ins 20. Jahrhundert die Haare gewaschen hat, bevor die Shampoowelt erst von der pulverigen, dann von der flüssigen Variante erobert wurde. 1927 brachte Schwarzkopf das erste flüssige Shampoo auf den Markt – damals noch in Glasflaschen. Die bunten Plastikverpackungen gibt es seit den 60er Jahren.

    Haarseife ist bei stark kalkhaltigem Wasser problematisch

    Wer heute die plastikfreie Alternative ausprobieren will, fängt am besten mit festem Shampoo an, rät die Pharmazeutin Viola Wohlgemuth. Sie arbeitet als Konsumexpertin bei Greenpeace und verwendet selbst gerne das Shampoo am Stück, weil es sich „wie normales Shampoo“ verhalte. Bei Haarseifen hingegen bleiben vor allem in Gegenden mit sehr kalkhaltigem Wasser oft Rückstände im Haar, die es schwer kämmbar machen. Deshalb müsse man zusätzlich mit einer „sauren Rinse“ aus ein bis zwei Esslöffeln Apfelessig oder Zitronensäure, die mit Wasser verdünnt werden, nachspülen.

    Nach dem Duschen ist es wichtig, die Seife trocknen zu lassen, beispielsweise in einem Metallkorb in der Dusche. „Das wird gleich viel ästhetischer im Badezimmer, wenn die ganzen Plastikflaschen verschwinden“, sagt Wohlgemuth. Auch auf Reisen sei es praktisch.

    Was die Produktion, Verpackung und den Transport anbelangt, sind die festen Alternativen dem flüssigen Shampoo überlegen, urteilt das Verbrauchermagazin Ökotest. Auch die Zusammensetzung ist meist frei von kritischen Inhaltsstoffen wie Mikroplastik. Außerdem kommen die Haarseifen und feste Shampoos in dem Test des Magazins ohne Silikone, Parabene oder umweltschädliche synthetische Polymere aus.

    Die meisten Produkte bewertet Ökotest dementsprechend mit „sehr gut“. Ausgerechnet das teuerste getestete Produkt von der Seifenkette Lush wird allerdings als bedenklich eingestuft: Es enthält den künstlichen Duftstoff Lilial, der im Verdacht steht, die Fortpflanzungsfähigkeit zu gefährden. Auf die Kritik von Ökotest hat das Unternehmen mittlerweile reagiert - und die Inhaltsstoffe entsprechend geändert. Allerdings werden derzeit noch Restbestände des festen Shampoos mit Lilial verkauft.

    Dabei ist die britische Seifenkette sonst Vorreiterin: 1988 meldete das Unternehmen ein Patent für den ersten „Shampoo-Riegel“ der Welt an. Die modernen Läden mit den bunten, duftenden Seifen haben sicher dazu beigetragen, unverpacktes Einkaufen „sexy“ zu machen, sagt Konsumexpertin Wohlgemuth. Sie empfiehlt jedoch Naturkosmetik. Ansonsten könne man bei der Auswahl durchaus einfach der Nase nach wählen, welcher Geruch einem am meisten zusagt. Wer zuerst schnuppern will, könne sich etwa in Unverpackt-Läden umschauen.

    In den Drogerieketten stehen feste Shampoos längst in den Regalen

    In den großen Drogerieketten ist der Trend ebenfalls angekommen: Für jeden Haartyp gibt es inzwischen feste Shampoos, Haarseifen und sogar Pflegespülungen am Stück. Bei dm gibt es etwa 380 Shampoos, darunter 16 feste. Die Hälfte davon wurde erst dieses Jahr neu aufgenommen. „Wir beobachten, dass sich unsere Kunden stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen“, sagt dm-Geschäftsführer Sebastian Bayer. Auch bei Rossmann sind 15 feste Produkte im Sortiment. Man erwartet, dass sich diese im Sortiment etablieren, aber hinter den flüssigen zurückbleiben.

    Unterschiede dürften Verbraucher und Verbraucherinnen wohl vor allem beim Preis merken: Während das günstigste Flüssigshampoo rund einen Cent pro Haarwäsche kostet, können es bei einem festen Shampoo laut Stiftung Warentest bis zu 36 Cent sein. Dabei können die billigen Produkte qualitativ meist mithalten. Der Preisvergleich von einer Shampooflasche mit einem festen Shampoo kann jedoch trügerisch sein: Die Seifenstücke sind Konzentrate und daher ergiebiger. Wer aber wirklich nachhaltig duschen möchte, sollte nicht nur auf das Shampoo achten: Die größte Umweltbelastung entsteht durch den Wasserverbrauch und die Erwärmung des Wassers.

    Um Nachhaltigkeit - diesmal im Bereich Mode - geht es auch in einer Folge unseres Podcasts "Augsburg, meine Stadt". Hier können Sie das Gespräch mit Wolfgang Schimpfle, Mitgründer des Modelabels Degree, anhören.

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