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Foto: Till Hofmann
Foto: Till Hofmann

Seit wenigen Monaten ist er der Klimaschutzbeauftragte des Landkreises Günzburg. Jetzt hat er sich im Umweltausschuss vorgestellt: Thomas Steigerwald.

Landkreis Günzburg
28.10.2022

Klimaschutzmanager Nummer vier soll's im Kreis Günzburg richten

Von Till Hofmann

Plus Thomas Steigerwald stellt sich dem Umweltausschuss des Landkreises vor und präsentiert sein ehrgeiziges Arbeitsprogramm.

Es hörte sich fast an wie ein Stoßseufzer von Kreisrat Herbert Blaschke (FDP), als er diese Woche im Umweltausschuss des Landkreises darum bat, der Landkreis möge bei den Verantwortlichen für das Klimaschutzmanagement endlich "Kontinuität hineinbringen". In der Tat gaben sich die Klimaschutzmanager zuletzt beinahe im Jahresrhythmus die Klinke in die Hand. Jetzt also versucht Thomas Steigerwald, der vierte Manager seit der Einführung des Postens 2014, den Klimaschutz im Landkreis Günzburg voranzubringen.

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An Ideen mangelt es dem langjährigen Energiemanagementbeauftragten in der freien Wirtschaft nicht. 17 Punkte listet der 58-Jährige in seinem Arbeitsprogramm auf – von einem qualifizierten Klimaschutzleitbild des Landkreises, das erarbeitet und beschlossen werden müsse, über einen "Energiepakt", der wieder mit Leben zu füllen sei, bis hin zur Umsetzung einer Solarkampagne und einer kostenlosen Energieberatung für Bürgerinnen und Bürger.

Thomas Steigerwald will Zeichen setzen bei Klimaschutz und Energieeffizienz

Die aufgeführten Punkte sind unter anderem Voraussetzung für die Teilnahme am europäischen Qualitätsmanagementsystem und dem entsprechenden Zertifizierungsverfahren, an dessen Ende mit dem "European Energy Award" gewissermaßen bestätigt wird, all die vorgegebenen Standards einzuhalten und es ernst zu meinen mit dem Klimaschutz. Steigerwald schlägt vor, den Vertrag, der überhaupt erst das Ticket für eine Teilnahme ist, um drei weitere Jahre zu verlängern. So wird nach seiner Vorstellung ein sichtbares Zeichen gesetzt für das kommunale Engagement bei Klimaschutz und Energieeffizienz. Verlängert werden muss spätestens bis Ende April des kommenden Jahres, denn dann läuft die getroffene Vereinbarung aus.

Ein neues Klimaschutzkonzept müsste dem Arbeitsprogramm zufolge erstellt werden. Die Kosten taxiert Steigerwald mit 45.000 Euro, wobei 70 Prozent davon förderfähig seien. Das Problem sind die externen Dienstleister, die wegen fehlender Kapazitäten nicht vor dem Jahr 2024 diesen Auftrag abarbeiten könnten. Schneller und günstiger ist für Klimaschutzmanager Nr. vier des Landkreises, eine Strategie samt Leitbild in Workshops zu erarbeiten. Auf diese Weise würden die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden. Inhalt wäre dann die Überarbeitung und Neubewertung der Potenziale, die Benennung von Zielen und das Entwickeln von Meilensteinen auf dem Weg dorthin.

Viel Potenzial im Kreis Günzburg, um Sonnenenergie einzufangen

Was alles möglich ist oder besser: wäre, zeigt ein Auszug aus der Solarpotenzialanalyse für den Landkreis Günzburg: Danach sind von den über 108.000 Gebäuden im Landkreis knapp über 70.000 geeignet oder sogar gut geeignet, mit PV-Kollektoren Sonnenenergie einzufangen. Jedes dritte Gebäude hingegen ist nicht geeignet.

Der Klimawandel ist keine Entwicklung, die vor den Grenzen des Landkreises Günzburg Halt macht. Das macht eine Studie deutlich, die Hans-Jörg Barth vom Energie- und Umweltzentrum Allgäu (eza) bereits vor gut einem Jahr zusammengefasst hat. Darin heißt es: "Die klimatischen Verhältnisse im Landkreis Günzburg werden sich in den nächsten Jahrzehnten weiter verändern." Der Klimaexperte rechnet gegenüber der Periode von 1981 bis 2010 für den Zeitraum zwischen 2041 und 2070 mit einer Temperaturzunahme von ungefähr zwei Grad. Mit der stärksten Erwärmung sei dann im Herbst zu rechnen, mit der geringsten im Frühjahr. "Die Sommer werden längere Trockenperioden aufweisen mit einer im Mittel um 20 Tage zunehmenden Anzahl von Sommertagen (über 25 Grad)." Frosttage dagegen würden um durchschnittlich 37 pro Jahr weniger zu beobachten sein.

Veränderungen mit weitreichenden Folgen für die Menschen im Landkreis

Auch wenn sich die Summe der Niederschläge nur wenig ändere, sei über alle Jahreszeiten hinweg mit mehr und intensiverem Starkregen und Hagel zu rechnen, "welche lokal zu großen Schäden führen können". Barths Fazit lautet: "Die klimatischen Parameter haben weitreichende Folgen für die Lebewelt, die Böden, die Hydrologie und damit auch unmittelbar für die Bürgerinnen und Bürger und kreisangehörigen Kommunen im Landkreis Günzburg."

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Wie man zum Günzburger Temperaturstreifen gekommen ist

Das ist der Temperaturstreifen Günzburgs, der insgesamt 75 Jahre umfasst. Die Einfärbung dieser "Temperaturcodes" orientiert sich an den sogenannten Wärmestreifen des britischen Klimaforschers und Hochschullehrers Edward Hawkins. Damit hat er die globale Erwärmung visualisiert. Heruntergebrochen ist dies in diesem Fall auf Günzburg.

Wie man zum Günzburger Temperaturstreifen gekommen ist

Jeder der Streifen steht für ein Jahr. Eingefärbt wird die Abweichung zur Durchschnittstemperatur der Referenzperiode zwischen 1961 und 1990 (7,9 Grad Celsius). Sie gilt laut der Weltorganisation für Meteorologie als international vereinbarte "Klimanormalperiode". Je dunkler ein Farbton ist, desto größer ist die Abweichung.

Wie man zum Günzburger Temperaturstreifen gekommen ist

Für Günzburg war das kälteste Jahr 1956 mit durchschnittlich 6,5 Grad Celsius. Das wärmste war 2014 mit 10,1 Grad Celsius. Die Daten stammen vom Deutschen Wetterdienst. Zeit online hat den Wärmestreifen von Hawkins vergleichbar aufbereitet und uns damit inspiriert. (AZ)

Die Jahresdurchschnittstemperaturen von Günzburg – die Daten stammen vom Deutschen Wetterdienst – belegen in einem "Temperaturstreifen" auf einen Blick, in welchen Jahren sich die Rottöne (rot bedeutet über dem langjährigen Mittel der Periode von 1961 bis 1990, blau heißt: die Temperatur dieses Jahres liegt darunter) besonders zeigen: Das ist die jüngste Vergangenheit und die Gegenwart.

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