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Foto: Thomas Niedermair
Foto: Thomas Niedermair

Landrat Hans Reichhart (links) und Bürgermeister Hubert Fischer (rechts) kamen zur Eröffnung der Ausstellung von Wabato Movement (Mitte) ins Heimatmuseum. Im Hintergrund: zwei Runtergucker.

Krumbach
11.10.2021

Ausstellung: Wenn es in Krumbach vor Wabatos nur so wimmelt ...

Von Thomas Niedermair

Plus Im Heimatmuseum in Krumbach wurde jetzt die erste Einzelausstellung von Wabato Movement eröffnet. Eine Vielfalt der skurrilen Wabato-Skulpturen bevölkert die Szenerie. 

Skurrile Gestalten, die bei näherem Hinsehen ein hohes Maß an Eigenständigkeit und Charme entwickeln können, haben die Räumlichkeiten des Mittelschwäbischen Heimatmuseums in Besitz genommen. Dort kann nämlich den Wabatos begegnet werden, comichaften Figuren mit Wiedererkennungswert, die der Künstler Andreas Birkner alias Wabato Movement geschaffen und mit wechselnden Techniken umgesetzt hat. Unter dem Motto "Keep it moving" wurde jetzt die erste Einzelausstellung des in Ebershausen lebenden Schöpfers der wundersamen Wesen eröffnet.

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Farbenfroh entfalten sich Comic-Wesen im Museum in Krumbach

Erfreut darüber, dass sich die farbenfrohen Wabatos bei dieser ersten diesjährigen Herbstausstellung im Heimatmuseum – unter Einhaltung der aktuellen Corona-Sicherheitsregeln – so richtig ungehemmt entfalten können, zeigten sich nicht nur die zur Eröffnung gekommenen Kunstinteressierten, sondern auch Anita Roth. In ihrer Begrüßung brachte die Museumsleiterin ihre Erleichterung angesichts des Zustandekommens der Ausstellung zum Ausdruck. Andreas Birkner, freischaffender Künstler seit 2009, "der seit 2012 auch bei der Krumbacher Kunstnacht mitmacht", habe die gesamte Fläche genutzt und seine Wabatos nicht nur im Foyer, in den Sälen und Gängen, sondern auch im Außenbereich des Museums postiert.

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Foto: Sandra Haupt
Foto: Sandra Haupt

In der Unterführung der Lichtensteinstraße in Krumbach können Graffitikünstler nun legal an ihrer Kunst arbeiten. Von links die Initiatoren des Projekts: Melissa Niedermair von der Jugendpflege Krumbach, Aisha Yurt vom Quartiersmanagement Krumbach und Künstler Wabato alias Andreas Birkner.

Dass man den mit seinen zwei Ohren, zwei großen Augen und vier Zähnen einprägsamen Wabato-Charakterkopf im Rahmen der Ausstellung nun in bislang ungeahnter Vielfalt kennenlernen könne, begeisterte auch Bürgermeister Hubert Fischer. Er dankte dem Künstler, der in Krumbach auch durch die Gestaltung der Unterführung in der Lichtensteinstraße und durch seine Arbeit mit Jugendlichen präsent sei, und gratulierte "zu dieser gelungenen Ausstellung, bei der immer wieder was Neues zu entdecken ist". Den Wabatos und ihrem Schöpfer sei deshalb der Wiedererkennungseffekt des Künstlers auch überregional zu wünschen.

"Weitergehen und vorwärtsgehen, das passt in die heutige Zeit ganz besonders", meinte Landrat Hans Reichhart und bezog sich damit auf den Ausstellungstitel "Keep it moving". Wie man Neues gestalten und entwickeln könne, sei nämlich symptomatisch für unsere Zeit und könne hier dank Wabato Movement anschaulich erfahren werden.

Andreas Birkner alias Wabato Movement selbst dankte allen, "die mich bei der Realisierung dieser Ausstellung unterstützt haben". Besonders erfreulich sei für ihn gewesen, "dass ich mich hier wirklich ohne Beschränkung austoben und ausprobieren konnte". Der vor einem Jahrzehnt als Graffiti-Figur entstandene Wabato-Charakter habe sich allmählich entwickelt, teilte dessen Erfinder mit. Die anfangs an Wände gesprühten oder gemalten und dann als Holzskulpturen unterschiedlicher Größe gestalteten Wabatos "befinden sich nunmehr in der nächsten Phase: Bewegung", betonte der Künstler eine wesentliche Zielsetzung seiner ersten Solo-Ausstellung.

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Ein Wabato-Empfangsmännchen als Roboter

Dass dies kein leeres Versprechen war, wurde schon im Foyer deutlich. Ein grünes Wabato-Empfangs-Männchen aus Lindenholz ("Move your head") reagiert dort – dank Schrittmotor und Ultraschall-Sensoren – auf den Publikumsverkehr, bewegt den Kopf und wahrt dabei stets Blickkontakt (Programmierung: David Maier). Auch an weiteren der insgesamt 49 Positionen im Innen- und Außenbereich des Museums wird das Motto "Keep it moving" buchstäblich erlebbar. So können Besucher eine aus bunten Wabato-Figuren bestehende "Rasselbande" per Handbetrieb in quirlige Unruhe versetzen oder bei "Einer dreht immer am Rad" zwei gegnerische Wabato-"Armeen" (mit Nägeln bewaffnete Eichenholzfiguren) auftauchen und wieder in der Versenkung verschwinden lassen.

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Foto: Thomas Niedermair
Foto: Thomas Niedermair

Zum Dahinschmelzen: die Figur Melting von Künstler Andreas Birkner alias Wabato Movement aus Ebershausen.

Zur Freude am interaktiven Museumsbesuch gesellt sich das Staunen über den Einfallsreichtum, mit dem der Künstler seine Wabatos in immer neue Beziehungen mit ihrer – und unserer – oft komplizierten Umwelt treten lässt. Neben Wabatos, die als Flaggenmotive, in Videos sowie als bunte oder schwarze Stützpfeiler – mal aus Fichten-, mal aus Pappelholz – in Erscheinung treten, erweisen sich auch jene Skulpturen und Reliefs als reizvoll, die Assoziationen zu aktuellen Problemfeldern wecken. Ein einsamer Wabato auf einer grauen Treppe, eine in dunklen Farben gehaltene "Randgruppe", eine im Wortsinn dahinschmelzende Gestalt ("Melting"), zwei "Kantenhocker" am Rande des Geschehens und eine Figur, die "Am Abgrund der heilen Welt" traurig nach unten blickt, regen ebenso zum Nachdenken über menschliche Befindlichkeiten, Beschränkungen und Unzulänglichkeiten an wie die Reliefs "It's all about control", die einen Wabato in ein Umfeld allgegenwärtiger Überwachungskameras und Kaufaufforderungen ("Buy") stellen. "Dazu inspiriert wurde ich", so der 1980 in Krumbach geborene Künstler und Science-Fiction-Liebhaber, "durch den Film 'Sie leben' von John Carpenter."

Eine "Bunte Gruppe" (Pappel, Lack) und weitere Wabato-Objekte im Außenbereich runden die Ausstellung ab. Deren Eröffnung wurde durch DJ Dominik Widmann mit den hierzu passenden elektronischen Klängen auf Vinyl wirkungsvoll untermalt, der auch an jedem Sonntag an den Turntables stehen wird.

Die Ausstellung "Keep it moving" im Mittelschwäbischen Heimatmuseum kann bis zum 21. November von Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr, besucht werden.

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