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Foto: Sandra Haupt
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In der Unterführung der Lichtensteinstraße in Krumbach können Graffitikünstler nun legal an ihrer Kunst arbeiten. Von links die Initiatoren des Projekts: Melissa Niedermair von der Jugendpflege Krumbach, Aisha Yurt vom Quartiersmanagement Krumbach und Künstler Wabato alias Andreas Birkner.

Krumbach
18.09.2021

Graffiti-Kunst im Tunnel: Ein Raum für kreative Entfaltung in Krumbach

Von Sandra Haupt

Plus In der Unterführung der Lichtensteinstraße in Krumbach haben Graffitikünstler nun die Möglichkeit, sich künstlerisch auszutoben. Wie das Projekt zustanden kam.

Einige Graffitis sind bereits in der Lichtensteinstraße in Krumbach zu sehen. Unter dem Geländer der Unterführung können Passanten nun eine Reiterin auf einem Huhn entdecken. Auch das große farbenfrohe Graffiti fällt gleich ins Auge. Abgebildet sind hier die bekannten Wabatos, Fantasiefiguren, die das Kennzeichen des Krumbacher Künstlers Wabato sind. Das wünscht er sich für die Unterführung und was noch geplant ist.

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In Krumbach entsteht eine "Hall of Fame": In der Unterführung der Lichtensteinstraße in Krumbach können Graffitikünstler nun legal an ihrer Kunst arbeiten. Die beiden Seitenflächen der Unterführung können genutzt werden. Jeder, der Lust zum Sprayen hat, darf sich hier verewigen - bis das eigene Graffiti übersprüht wird.

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Foto: Sandra Haupt
Foto: Sandra Haupt

In der Unterführung der Lichtensteinstraße in Krumbach ist bereits eine Reiterin auf einem Huhn zu sehen.

"So ein Platz ist verdammt wichtig", sagt Wabato. Er heißt eigentlich Andreas Birkner und stammt aus Krumbach. Inzwischen ist er Künstler und lebt in Ebershausen. Wie er berichtet, hatte er sich als junger Mensch einen solche "Leinwand" in Krumbach gewünscht. Deshalb wollte er Künstlern vor Ort eine Übungsfläche beschaffen. Die konkrete Idee hatte ein Freund von ihm, der ebenfalls in der Graffitiszene tätig ist. "Ich habe das dann stellvertretend organisiert", erklärt Wabato. Gemeinsam mit dem Quartiersmanagement und der Jugendpflege wurde nun die Unterführung für Graffiti-Künstler zugänglich gemacht. "Mit der Überdachung kann man hier auch im Winter oder bei Regen sprayen", freut sich Wabato.

Graffiti-Kunst in Krumbach soll den Ort attraktiver machen

Melissa Niedermair von der Jugendpflege berichtet: "Wir wollten auch den Ort hier attraktiver machen." Sie beschreibt, dass die Unterführung von vielen nicht genutzt werde und nicht sehr einladend wirkte. Das soll nun geändert werden. "Man kann so einen schönen Ort schaffen und braucht noch nicht mal viel Aufwand", sagt sie. Auch Aisha Yurt vom Quartiermanagement freut sich auf die neuen Kunstwerke und hofft auf eine "Imageaufbesserung" der Unterführung.

Wabato erklärt, wieso es so wichtig sei, für Graffiti-Künstler einen Platz zu schaffen. Besonders in sozial schwächeren Gegenden könne das Sprayen für junge Menschen einen großen Unterschied machen. "Anstatt womöglich was anzustellen, arbeitet man zu Hause an seinen künstlerischen Fähigkeiten", sagt Wabato. Diese kann man jetzt auch in der Unterführung anwenden - ohne sich strafbar zu machen.

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Das Sprayen könne einem auch die Welt der Kunst öffnen. "Graffiti ist richtige Kunst. Es kann einem aber auch andere Kunstrichtungen näher bringen", erzählt Wabato. Er selbst ist hierfür ein Paradebeispiel. "Ich komme aus dem Graffiti und bin jetzt Bildhauer", sagt der Künstler. Aktuell kann man seine Wabato-Skulpturen im Mittelschwäbischen Heimatmuseum Krumbach bewundern. Angefangen hat seine Kunstkarriere aber in der Graffitiszene. "Ich war ein Jugendlicher in den 90ern, den goldenen Hip-Hop-Jahren", berichtet er. Über die Musik und den damit verbundenen Lifestyle habe er sich dann immer mehr für Graffitis interessiert und dann auch selbst gesprayt.

Krumbacher Künstler Wabato: Graffitiszene ist keine Subkultur mehr

Wen Wabatos Geschichte inspiriert hat, kann sich in der Unterführung auch an das Sprayen wagen. "Man hat hier die Chance, seine Kunst weiterentwickeln zu können", freut er sich. Auch Anfänger seien eingeladen, die Wände als Übungsfläche zu nutzen. "Jeder darf hier malen", betont Wabato. Man solle aber nicht beleidigt sein, wenn das eigene Graffiti übermalt werde. "So läuft es in der Szene", sagt er.

Auch die Graffitiszene habe sich in den letzten Jahren gewandelt. "Es ist keine Subkultur mehr", berichtet Wabato. Laut ihm werde das Sprayen immer beliebter. Mit dem steigenden Trend gebe es auch immer mehr verschiedene Strömungen. Von politischen Botschaften, Symbolen, Schriften oder auch dem Sprayen mit Schablonen sei alles dabei.

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Foto: Sandra Haupt
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In der Unterführung der Lichtensteinstraße in Krumbach können Graffitikünstler nun legal an ihrer Kunst arbeiten.

Graffiti im Tunnel in Krumbach: Künstler müssen sich an Regeln halten

Ganz nach dem Sprayerkodex sollen in der Unterführung keine sexistischen oder rassistischen Motive angebracht werden. Auch drogenverherrlichende Graffitis sind unerwünscht. Yurt vom Quartiersmanagement und Niedermair von der Jugendpflege berichten, dass in den kommenden Tagen auch ein Schild in der Unterführung angebracht werde. "Hier kann man die Regeln nachlesen", erklärt Niedermair.

Alle drei sind gespannt, wie sich das Graffiti-Projekt entwickeln wird. Überlegt werde auch, ob man noch einen weiteren erfahrenen Künstler bittet, die Wand zu bemalen. "Dann ist es gleich schon etwas bunter", sagt Niedermair. Auch einen Graffitiworkshop für Jugendliche schließe sie nicht aus. "Vielleicht wird die Unterführung auch in die nächste Krumbacher Kunstnacht eingebunden", sagt Yurt.

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