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Pro und Contra: Die Frage der Woche: Schreibtisch abends aufräumen?

Pro und Contra

Die Frage der Woche: Schreibtisch abends aufräumen?

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    Pro: Der eigene Schreibtisch ist ein Auftritt nach außen

    Schon klar, ein unordentlicher Schreibtisch ist pure Kreativität. Ein Ausdruck der inneren ausgeprägten Denkstruktur, der Geselligkeit. Aber wo ist da die Grenze? Gehört der schöne schrumpelige Apfel, der seit Wochen neben den Post-its, Zettel- und Magazinstapeln auf dem Schreibtisch des geschätzten Kollegen liegt, auch noch zum Ausdruck seines kreativen Genies? Gehört es zu einem guten Klima innerhalb des Büroteams, wenn man weiß, wie sich bei den Kollegen Schimmelpilzkulturen über Wochen auf Schreibtischen vermehren? Wohl eher nicht.

    Zeige mir deinen Schreibtisch und ich sage dir, wer du bist. Kein Scherz, ganze Studien beschäftigen sich mit dem Phänomen Arbeitsplatz. Da ist die Rede vom Minimalisten (gespitzte, sortierte Bleistifte), vom Personalisierer (Urlaubsmitbringsel, Fotos) oder auch vom Typ Messie. Der fällt dann wohl in die Kategorie schimmliger Apfel – und ist damit für Kollegen zwei in einem: belustigend und abstoßend zu gleich.

    Die Art, wie wir arbeiten, änderte sich spätestens seit der Pandemie. Homeoffice statt fester Arbeitsplatz. Job-Sharing und damit Schreibtisch-Sharing nehmen zu. Spätestens jetzt ein Anlass also, um seinen Schreibtisch-Typ neu zu denken. Denn ist man nicht mehr Herr über seinen Platz, sondern teilt ihn gar mit Kollegen, dann ist es einfach höflich, ihn auch ordentlich zurückzulassen.

    Und wenn man es nicht für die Kollegen macht, dann ja vielleicht als Auftritt nach außen. Ganz einfach so, wie sich morgens saubere Arbeitskleidung anzuziehen. Ein frisches Hemd im Meeting macht in aller Regel auch einen besseren Eindruck als das ausgeblichene Hard Rock Café Shirt mit rotem Soßenfleck. Kreatives Chaos ist gewiss nicht verkehrt, auch das geht aber aufgeräumt.

    (Marina Kraut)

    Contra: Alles wichtige liegt immer bereit

    Arbeitsplätze im Büro sind meist ziemlich genormt. Die Größe der Schreibtische ist festgeschrieben, es gibt Regeln, wie geheizt werden sollte und meist steht irgendwo eine Büro-Pflanze herum. Eine Ausgeburt der individuellen Freiheit kann aber die jeweilige Arbeitsfläche sein, sie spiegelt vielleicht ein bisschen die Person wieder, die hier sitzt. Der Arbeitsplatz wurde richtig eingerichtet, wichtige Nummern aufgeschrieben und Dinge, die immer gebraucht werden, liegen griffbereit.

    Dieses lange aufgebaute Konstrukt jeden Abend wieder zu zerstören ist einfach sehr unpraktisch. Denn aus irgendeinem Grund hat sich ja bewährt, immer ein paar Kugelschreiber griffbereit zu haben und die wichtigen Telefonnummern direkt auf dem Tisch zu sehen. Natürlich ist es möglich, das jeden Morgen wieder auszupacken und immer an die gleiche Stelle zu legen. Aber es ist umständlich und birgt die Gefahr, etwas zu vergessen.

    Deswegen: Wichtige Sachen für die Arbeit bleiben auf der Arbeit – wenn sie wichtige Infos enthalten natürlich im Schrank verschlossen. Ansonsten aber auf dem Schreibtisch, wo sie einfach wiederzufinden sind. Und das ist der wichtigste Punkt. Sofern der Person, die dort arbeitet, klar ist, wo alles ist, ist alles okay.

    Ein großer Müllberg sollte sich natürlich nicht auftürmen. Aber warum sollte jemand allabendlich alles wegräumen, wenn es ein gutes System gibt, in dem das Arbeiten funktioniert. Solange der Schreibtisch nicht zu einer Art Altpapiersammelstelle wird natürlich. Aber so kann sich ein jeder diesen einen kleinen Platz schaffen, wo er sich beim Arbeiten wohl und angekommen fühlt. Besser, als seine Sachen jeden Tag woanders zu suchen, ist zu wissen: Kulis liegen rechts vom Bildschirm, der linke schreibt nicht.

    (Marlene Volkmann)

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