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NS-Geschichte
16.11.2020

Murnau in der NS-Zeit: Wie das Blaue Land braun wurde

Ein Schönheitsfleck in der Idylle. Das Schild mit der Aufschrift „Juden unerwünscht“ zeigt, dass Antisemitismus und die Unterdrückung Andersdenkender auch vor dem beeindruckenden Alpenpanorama im Bayerischen Oberland gediehen.
Foto: Volk Verlag

In Murnau ging es mit der Demokratie schon vor 1933 bergab, erklärt die Augsburger Historikerin Edith Raim. Das wirkte sich auch auf das Werk der Malerin Gabriele Münter aus.

Blaues Land – es gibt kaum einen ansprechenderen touristischen Marketingbegriff. Man denkt – natürlich – an den Blauen Reiter, an Gabriele Münter und Wassily Kandinsky, man denkt an das bläulich schimmernde Wasser des Staffelsees und die vor dem Himmel verblauenden Berge des Wettersteinmassivs. Ach, wie schön!Wie schön auch die Erscheinung der Marktgemeinde Murnau mit den alpenländisch-bäuerlichen Häusern, dem aufgemalten Fassadenschmuck und dem kleinen Schloss. Idyllisch. Im Schlossmuseum von Murnau zeigt man zahlreiche Bilder von Gabriele Münter, auch ein paar von Kandinsky, man zeigt auch eine kompakte Übersicht über Leben und Werk des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth, der einige Jahre seines kurzen Lebens in Murnau verbrachte. Und man zeigt neuerdings eine Ausstellung, in der es um Murnau von 1919 bis 1950 geht. Den Titel lieferte wiederum Horváth in seinem Roman „Jugend ohne Gott“: „Es kommen kalte Zeiten“. Und da ist es dann auf einmal gar nicht mehr idyllisch.

Das beschauliche Murnau entwickelte sich zur rechtsradikalen Hochburg

Museum und Ausstellung sind zurzeit wegen Corona geschlossen, aber es gibt ein dickes Buch über die „kalten Zeiten“: Darin ist anhand vieler Fotos und Dokumente nachzuvollziehen, wie sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs ein beschaulicher Ort im Bayerischen Oberland, schon damals beliebtes Ferienziel, zu einer völkischen und rechtsradikalen Hochburg entwickelte, wie anschlussfähig alpenländische Traditionen an den aufstrebenden Nationalsozialismus waren, wie problemlos Antisemitismus und Unterdrückung Andersdenkender vor schönstem Alpenpanorama gedeihen konnten. Schon ab 1919 machten in Murnau und den Landkreisen Weilheim sowie Garmisch-Partenkirchen bewaffnete Einwohnerwehren und die im „Bund Oberland“ organisierten Milizen mobil – erst gegen die Münchner Räterepublik, dann gegen die Demokratie der Weimarer Republik. Die „schneidigen Burschen“ aus dem Oberland beteiligten sich am Hitlerputsch in München, nicht weniger als neun Murnauer wurden dafür mit dem „Blutorden“, der höchsten Auszeichnung der NSDAP, belohnt.

Die schneidigen Burschen aus dem Bund Oberland beteiligten sich am Hitlerputsch in München.
Foto: Volk Verlag

Schon 1923 gründete sich die Murnauer NSDAP-Ortsgruppe, ab 1924 erhielten völkische und nationalistische Parteien bei Wahlen stets die Mehrheit. Der Ingenieur Gottfried Feder, ein Gefolgsmann und Förderer Hitlers, war in Murnau ansässig, und er brachte seinen Führer mehrfach in den Ort. Gastwirte und lokale Honoratioren schwenkten lang vor der Machtübertragung an Hitler zumeist widerstandslos, wenn nicht begeistert ein auf den neuen, braunen Kurs. Hass und Hetze gegen „Alljuda“, die angebliche jüdische Weltverschwörung, blühten, obwohl in Murnau nur ein jüdischer Bürger lebte: der amerikanische Bankier James Loeb, Altertumsforscher, Mäzen und Philanthrop. Er ließ noch 1932 von seinem Geld das Murnauer Krankenhaus bauen und richtete eine Stiftung ein, gedankt wurde es ihm nicht. Loeb starb 1933, bevor er Schikanen und Vertreibung erdulden musste, die Erinnerung an ihn wurde im ganzen Ort gründlich getilgt. Und der Fremdenverkehrsort meldete sich stolz als „judenrein“.

Ödön von Horváth verarbeitete die rechten Umtriebe in seine Stücken

Wie das heutige Blaue Land so durch und durch braun wurde, das hat die aus Landsberg stammende und in Augsburg lehrende Historikerin Edith Raim mit akribischem Studium in Privat- und Zeitungsarchiven erforscht. Den Auftrag dazu gab ihr vor vier Jahren die Gemeinde, um zu beleuchten, „was passieren kann, wenn die Demokratie nicht rechtzeitig geschützt wird“ (Bürgermeister Rolf Beuting), eine lobenswerte und höchst aktuelle politische Haltung. In den vergangenen Jahren sind zahlreiche Untersuchungen über die Mikrostrukturen der NS-Zeit erschienen, und Edith Raims Studie zeigt besonders eindrücklich, wie nötig diese sind. Nur durch den genauen Blick aufs Detail lässt sich erkennen, wie systematisch die Nationalsozialisten die Umwertung aller Werte vollzogen.

Im Gasthof Kirchmair in Murnau fand 1931 eine Saalschlacht zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten statt.
Foto: Volk Verlag

Als Edith Raim den Niedergang der Republik nachzeichnete, hatte sie einen genauen Beobachter gleichsam an ihrer Seite: Ödön von Horváth, der ab 1923 in Murnau lebte und das, was er dort sah, literarisch verarbeitete in seinen Stücken und Erzählungen. In „Kasimir und Karoline“, „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Glaube Liebe Hoffnung“, vor allem aber in „Italienische Nacht“ spiegelt sich auch die Saalschlacht im Jahr 1931 zwischen Sozialdemokraten und Nationalsozialisten im Murnauer Gasthof Kirchmeir. Horváth, der dabei gewesen war, sagte im Prozess gegen die Nazis aus, 1933 musste er Murnau fluchtartig verlassen. In seinem Roman „Jugend ohne Gott“ zeichnet er die Verführung junger Menschen durch die braune Propaganda nach, schildert das Hochlandlager der Hitlerjugend von 1934 in der Nähe des Orts und setzt in der Hauptfigur des Romans einem Murnauer Nazi-Gegner, dem Lehrer Leopold Huber, ein Denkmal.

In der Tat, so betont auch Edith Raim in ihrem Forschungsbericht und der daraus entstandenen Ausstellung, gab es in Murnau auch einige Menschen, die gegen Hitler waren. Der evangelische Vikar Walter Hildmann wurde wegen seiner kritischen Predigten inhaftiert. Und Christoph Probst, der mit den Geschwistern Scholl als Mitglied der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ 1943 hingerichtet wurde, wuchs in Murnau auf.

Gabriele Münter schuf in Murnau Blumenstillleben und Porträts

Und wie war das nun mit Gabriele Münter, der mit Murnau so eng verbundenen Malerin? Münter lebte nach der Trennung von Kandinsky, nach Stationen in Stockholm, Kopenhagen und Berlin seit 1931 wieder dauerhaft in Murnau. Als die Nazis an die Macht kamen und die Kunst immer stärker an die Kandare nahmen, mahnte sie ihr neuer Lebensgefährte Johannes Eichner, sich anzupassen, und tatsächlich bemühte sie sich um eine weniger expressionistische, realistischere Malweise. Sie schuf Blumenstillleben und Porträts, nahm auch an einem Wettbewerb teil, der den Bau der Olympiastraße 1936, ein Prestigeprojekt der Nazis, zum Thema hatte. Sie lebte zurückgezogen und es gelang ihr, die ihr von Kandinsky geschenkten Bilder der Blaue-Reiter-Künstler im Keller ihres Hauses zu verstecken und sie damit vor der Beschlagnahmung zu retten. Das alles wird in der Münter-Schau im Schlossmuseum bisher kaum erzählt. Mit dem Wissen von Edith Raims Forschung wünscht man sich, dass diese Lücken gefüllt werden, wenn das Haus wieder geöffnet ist.

Info: Die Ausstellung im (derzeit wegen Corona geschlossenen) Murnauer Schlossmuseum wird bis ins Frühjahr 2021 verlängert. Edith Raims Buch (752 Seiten, zahlreiche Abbildungen) ist beim Volk Verlag München erschienen und kostet 29,20 Euro.

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