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Foto: Bernd Weißbrod, dpa
Foto: Bernd Weißbrod, dpa

Der Dirigent Cornelius Meister ist der musikalische Leiter des "Ring der Nibelungen" bei den Bayreuther Festspielen 2022.

Bayreuther Festspiele 2022
28.07.2022

Dirigent Cornelius Meister ist neu im „Ring“ und doch erfahren

Von Stefan Dosch

Dirigent Cornelius Meister schultert Wagners 16-stündiges Mammutwerk bei den Bayreuther Festspielen. Dabei ist er erst vor kurzem in die Produktion eingestiegen.

Ein Wagner-Dirigent, der „Rheingold“ und „Walküre“ auf YouTube erklärt? Für Cornelius Meister nichts Ungebührliches, so charmant-selbstbewusst er dies in den Einführungsvideos tut. Wobei zu erwähnen ist, dass Meister die Werke Wagners auch unter YouTube-Bedingungen ernst nimmt. In der Weise, dass die Musik einerseits für Laien verständlich wird, die Erklärungen aber auch Fortgeschrittene bei der Stange halten.

Cornelius Meister ist dieser Tage in aller Munde. Von Sonntag an wird er den neuen „Ring“ bei den Bayreuther Festspielen dirigieren. Dafür war der 42-Jährige zunächst gar nicht vorgesehen, vielmehr sollte er den ebenfalls neuen „Tristan“ übernehmen. Zwei Wochen vor Beginn der Festspiele schlug jedoch die Nachricht ein, dass der gesetzte Dirigent der vier „Ring“- Opern, Pietari Inkinen, an Corona erkrankt ist. Meister übernahm zunächst zusätzlich die Proben für den Nibelungen-Zyklus und schließlich, als klar war, dass Inkinen sich nicht so rasch erholen würde, die komplette Aufführungsserie. Den „Tristan“ gab er ab, er wird ihn 2023 dirigieren.

Cornelius Meister mutet sich den "Ring" bei den Bayreuther Festspielen aus dem Stand zu

Dass Meister sich den „Ring“ in Bayreuth gewissermaßen aus dem Stand zumutet, hat nicht nur damit zu tun, dass er sich mit Wagners insgesamt 16-stündigem Mammutwerk 2013 schon einmal in Riga bewährte. An Meisters angestammtem Haus, der Staatsoper Stuttgart, ist die Tetralogie über zwei Spielzeiten hinweg ebenfalls im Entstehen, begleitet von den besagten YouTube-Videos.

Der Dirigent kennt aber schon länger die Bayreuther Verhältnisse. 2004 assistierte er Pierre Boulez beim „Parsifal“, und schon als 18-Jähriger ließ sich der Wagner-Stipendiat fesseln vom Klang des Orchesters aus dem berühmten gedeckelten Graben. Der gebürtige Hannoveraner erhielt seine erste Generalmusikdirektion in Heidelberg als 25-Jähriger, deutschlandweit als bislang Jüngster in dieser Position.

Seit 2018 ist der Vater dreier Söhne Stuttgarts viel applaudierter Staatsopern-GMD, darüber hinaus gefragt als Gastdirigent. Dass der alles andere als elitär auftretende Meister zusätzliche Arbeitsbelastung nicht scheut – in Einzelproben mit Sängern probt er bis in die Nacht –, bringt ihm schon jetzt viel Respekt ein. Nach dem „Ring“- Schluss mit „Götterdämmerung“ wird sich zeigen, in welchem Maße sich der Einsatz musikalisch vergolden ließ.

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