Namensgebung im ULP-Viertel: Die Diskussion um Karl Schrem ist wichtig

06.08.2021

Ein Gebäude auf dem ULP-Viertel wird nach Karl Schrem benannt. Es ist wichtig, dessen Rolle im Dritten Reich zu beleuchten, meint LT-Redakteur Thomas Wunder.

Keine Frage, Wolfgang Hauck hat mit seiner Kritik an der Namensgebung des Karl-Schrem-Baus auf dem Gelände des neuen Stadtviertels Urbanes Leben am Papierbach eine wichtige Debatte angeschoben. Denn bislang hat sich kaum jemand mit dem Namensgeber beschäftigt. Für die Mitarbeiter der ehemaligen Pflugfabrik war der Schrem-Bau lange Jahre mit dem Namen eines Mannes verbunden, der das Unternehmen zum zwischenzeitlich größten Arbeitgeber der Stadt gemacht hatte.

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Schrems Verdienste um den Aufstieg der Pflugfabrik sind die eine Seite der Medaille, seine Rolle im Dritten Reich die andere. Seine Einstufung als Mitläufer hat Schrem sicherlich auch dem Geschick seiner Anwälte zu verdanken, nicht jeder hatte so eine Unterstützung. Andererseits konnten ihm etliche Vorwürfe auch nicht nachgewiesen werden. Dennoch, als Vorbild taugt Karl Schrem nur bedingt.

Es muss auf Karl Schrems Rolle hingewiesen werden

Sollten Investor und Stadt an der seit 1963 bestehenden Namensgebung festhalten wollen, was durchaus verständlich wäre, dann muss aber auch an geeigneter Stelle an die Pflugfabrik als Rüstungsbetrieb und die Rolle des Namensgebers Karl Schrem hingewiesen werden.

In Schondorf gibt es eine ähnliche Diskussion. Dort wird das Denkmal, das in der Seeanlage an den Komponisten Hans Pfitzner erinnert, wohl verschwinden. Allerdings ist dessen Rolle im Dritten Reich – Pfitzner gilt als Antisemit, Nationalsozialist und Hitler-Verehrer – eine andere.

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