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Foto: Alexander Kaya
Foto: Alexander Kaya

Nicht nur den Frisören fehlt in der Corona-Krise die Perspektive.

Ulm
04.02.2021

3000 Betriebe von Lockdown betroffen: Ulmer Handwerker fordern Perspektive

Der Unmut in der Corona-Krise wächst im Ulmer Handwerk. Betriebe sollen stufenweise wieder öffnen. Zusätzliches Problem: Auch die berufliche Bildung leidet.

Unter der Beteiligung der Handwerkskammer Ulm wurde ein Vorschlag für eine Exitstrategie erarbeitet. Diese Strategie schlägt eine behutsame, dem Gesundheitsschutz entsprechende Öffnung für Handwerksbetriebe und Bildungseinrichtungen ab dem 15. Februar vor. Denn die Lage für die betroffenen Handwerksbetriebe verschärfe sich von Tag zu Tag mehr. Mit jeder weiteren Verlängerung der Maßnahmen leiden die Handwerksbetriebe zunehmend unter den Auswirkungen des Lockdowns. Allein im Gebiet der Handwerkskammer Ulm sind mehr als 3000 der insgesamt 19.500 Betriebe von den aktuellen Schließungen direkt betroffen. In diesen Betrieben – hauptsächlich Friseur- und Kosmetikbetriebe – arbeiten knapp 10.000 Beschäftigte. „Es kann nicht einfach immer weiter und weiter so gehen. Es ist für sehr viele Betriebe jetzt zwölf“, so Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm.

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Corona: Diese Handwerksbetriebe rund um Ulm sind betroffen

Weil auch die zugesagten Finanzhilfen des Bundes weiter auf sich warten lassen oder bislang nur teilweise ausgezahlt werden, werde die Situation zunehmend existenzgefährdend. Deshalb wachsen im regionalen Handwerk der Unmut und das Unverständnis. Die Betriebe benötigen jetzt eine klare Perspektive: Sie brauchen die finanziellen Unterstützungsleistungen und sie brauchen Klarheit, wann und in welcher Form sie wieder öffnen dürfen. Sonst droht die Stimmung zunehmend zu kippen. Daher braucht es jetzt eine Exitstrategie.

Das Handwerk schlägt ein schrittweises Vorgehen für Öffnungen vor – in Kombination mit effektiven Hygienekonzepten. Bei einer Inzidenz unter 100 sollen alle Gewerke im Handwerk, also auch körpernahe Dienstleistungen wie Friseure und Kosmetiker, ihrer Tätigkeit wieder uneingeschränkt nachgehen dürfen. In der Stadt Ulm und den sechs Landkreisen im Gebiet der Handwerkskammer Ulm gibt es insgesamt 1381 Kosmetikbetriebe und 1699 Friseurbetriebe. Davon befinden sich 174 Kosmetiker/219 Friseure im Alb-Donau-Kreis und 142/133 im Stadtgebiet Ulm.

Ausbildungszahlen im Ulmer Handwerk drohen sich zu verschlechtern

Auch für die Aus- und Weiterbildung, insbesondere in den überbetrieblichen Bildungsstätten des Handwerks, ist ein strategisches Vorgehen vonnöten. „Nicht nur Abiturprüfungen stehen an, auch viele Gesellen- und Meisterprüfungen. Sie gilt es ernst zu nehmen und den Kandidaten keine Steine in den Weg ihrer beruflichen Entwicklung zu legen“, sagt Mehlich.

Denn wenn der jetzige Status Quo weiter beibehalten wird, wird sich die Ausbildungs- und damit die Fachkräftesituation im regionalen Handwerk weiter verschlechtern. 2020 ist das Handwerk im Ulmer Kammergebiet mit einem leichten Minus bei den neuen Lehrverträgen im Vergleich zum Vorjahr noch glimpflich davongekommen. Die Handwerkskammer Ulm warnt aber davor, dass sich die Ausbildungszahlen in diesem Jahr nicht zuletzt wegen der beschränkten Unterrichtsmöglichkeiten ein weiteres Mal verschlechtern könnten. Hier gelte es rechtzeitig gegenzusteuern, um größeren Schaden abzuwenden

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Daher soll beispielsweise bei einer Inzidenz unter 50 das gesamte außerbetriebliche Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebot in Präsenz bei reduziertem Regelbetrieb zulässig sein. Die Bildungsstätten der Handwerkskammer Ulm in Ulm am Kuhberg, am Eselsberg, aber auch in Friedrichshafen und in Schwäbisch Gmünd sind offen für die Durchführung von täglichen Schnelltests, um die Sicherheit vor Ort zu erhöhen. (AZ)

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